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Music Text
Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
08/06/1975
Stuttgart
Schola Cantorum / Clytus Gottwald
Composer's Notes

Der Grundgedanke bei der Arbeit an Canto V war, Musik mit einem möglichst hohen Grad von Heterogenität zu schreiben. Alle möglichen Kontraste – laut/leise, langsam/schnell, gesungen/gesprochen, kontinuierlich/diskontinuierlich usw. – sollten ohne Vermitt1ung möglichst hart aufeinander prallen, die Form sich durch zufällige Kombination dieser Kontraste bilden.

Schon lange hatte mich die Gedankenwelt des Heraklit und seine rhythmisch und klanglich äußerst faszinierenden Sprachgestalten beschäftigt; kreisen doch Heraklits Gedanken immer um die Erfassung der Gegensätze. So lag es nahe, zu den fragmentarischen Texten Heraklits zugreifen, in der Hoffnung, sie nicht nur als „phonetisches Material" zu verwenden, sondern eine geistige Beziehung zur musikalischen Form herstellen zu können.

So entstanden eine Reihe von musikalisch sehr gegensätzlichen Fragmenten für Sänger: genauer gesagt, eine (unbestimmte) Anzahl von Sängern erhält ein identisches Material. Die Folge der Fragmente wird für jeden Sänger in verschiedener Weise entweder durch Zufallsoperationen oder durch eine vom Dirigenten ausgearbeitete Version festgelegt; durch die Verschiedenheit der Abfolge entstehen im Zusammenspiel unendliche Möglichkeiten der vertikalen Beziehung. (In dieser Form sind die Fragmente für sich allein aufführbar.)

Im Augenblick, in dem dieses sehr kontrastreiche musikalische Geschehen geboren war, wurde jedoch deutlich, dass die extrem heterogene Form ihr Gegenteil, eine möglichst einheitliche Form, geradezu heraus forderte – und dass erst durch einen zweiten, nun äußerst einfachen Teil, der Grundgedanke Heraklits in etwa berührt werden könne. So entstand ein „Kontinuum", das aus einer Reihe sehr ähnlicher, vom einzelnen Sänger beliebig repetierbarer Teilchen besteht, deren simple Diatonik und Metrik sich im äußersten Gegensatz zu den komplizierten Strukturen des anderen Teils befinden.

Die Gesamtform des nunmehr kompletten Canto V sollte sich nun in einer doppelten Phase darstellen: beide Teile sollten sich zweimal ablösen – wobei es den Ausführenden freigestellt ist, mit dem kontinuierlichen oder mit dem fragmentarischen Teil zu beginnen.

Beide Teile hatten nun, trotz ihrer Gegensätzlichkeit, doch noch Gemeinsames: die Dichte der Struktur, und die starre Typisierung jedes Einzelteils. Das forderte noch eine dritte Folge des musikalischen Materials: kurze, äußerst individuell geformte Gebilde werden als „solistische" Äußerungen in die beiden Hauptteile eingeblendet, ohne selber einen eigenen Teil zu bilden. Es ist klar, dass dieses Stück die schöpferische Mitarbeit der Interpreten auf äußerste herausfordert.

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