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Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
17/09/1993
St. Blasien
Andreas Schmid, cello / Ursula Holliger, harp / Heinz Holliger, oboe
Programme Note

Isang Yun war der erste Komponist in Europa, der in seinem Oeuvre Ostasiatisches mit Westeuropäischem originell und eigenständig verschmolzen hat. Sein Komponieren in Europa setzte ein mit der Rezeption der Zweiten Wiener Schule und fand zu Beginn der sechziger Jahre zu jenem unverwechselbaren Ton, den Yun der traditionellen Musik seiner Heimat, insbesondere der chinesisch-koreanischen Hofmusik, abgelauscht hatte.

Zu den europäisch begründbaren Merkmalen seiner Musik zählen u. a. die Beschränkung auf das tradierte europäische Instrumentarium, Zwölftontechnik (zumindest bis zur Mitte der siebziger Jahre), das Prinzip der entwickelnden Variation sowie die seit Anfang der achtziger Jahre in einigen Werken exemplarisch ausformulierte Rezeption traditionell europäischer Gattungen. Europäisches und Ostasiatisches treffen sich in Yuns „Hauptklangtechnik", die – zumindest partiell – auch als Technik zentraltönigen Komponierens analysiert werden kann.

Sein kompositorisches Ideal sind die „unisonen Konturen" (Yun) ideell einstimmiger Verlaufsformen, deren scheinbare Mehrstimmigkeit aus der ostasiatischen Variantenheterophonie – der Umspielung eines im Prinzip identischen melodischen Kerns – entwickelt ist.

Das führende Instrument in Espace ist das Violoncello: das Instrument, das Yun selber erlernt hatte und das in seiner Musik oftmals als „lyrisches Ich" fungiert. Demgegenüber hat die Harfe, wie auch die Oboe, die als Oberstimme ad libitum hinzukommt, eine begleitende und die melodische Entwicklung der Cellostimme unterstützende Funktion. Konventionell erscheint die terzgeschichtete Harmonik, die Yun im Bestreben um Verständlichkeit in seinen letzten Jahren bevorzugte. Originell ist die nahtlos strömende, scheinbar unendlich sich verzweigende melodische Gestik.

Die Cellostimme in Espace beginnt mit der rufartig-deklamierenden Intonation eines einzigen Haupttons in mittlerer Lage (cis1), der durch Nebentöne spiralartig eingekreist und allmählich aufwärts geführt wird. Am Ende eines ersten Abschnitts entfaltet Yun auf engem Raum einen Tonhöhenumfang von drei Oktaven.

Kontrastierend setzt die melodische Entwicklung sodann in kleineren Notenwerten von der Tiefe aus (Gis bzw. Fis) ein, schließlich, auf einer weiteren Stufe, von der zweigestrichenen Lage (cis2). Auch hier steht am Ende eine über extreme Lagen auf- und abwärts flutende Bewegung.

Der dramatisierte Prozeß mündet in einen überwiegend langsamen und leisen zweiten Teil, in dem Yun mit beschränktem Material konsequent eine im Prinzip ähnliche Dramaturgie entfaltet.

Espace II für Violoncello und Harfe mit Oboe ad libitum entstand im Schwarzwald im Spätsommer 1993 „für Ursula Holliger, Andreas Schmid und Heinz Holliger", die es am 17. September 1993 in St. Blasien uraufführten. Es ist die für Harfe transkribierte, um den Oboenpart sowie einen kleinen Einschub von 16 Takten erweiterte Bearbeitung von Espace I für Violoncello und Klavier (1992). Espace I komponierte Yun zum Dank für die Verleihung der Jahresplakette der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Der Titel bezeichnet einen der Archetypen seines Komponierens: Mit dem Wort „Raum" verband Yun stets die Bewegung im Raum, die Weite in Raum und Zeit sowie kosmologische Vorstellungen. So zeigt die Oboe mit vergleichsweise wenigen Tönen nicht nur die Perspektive der hohen Lagen, sondern symbolisiert den Himmel, während die Harfe als Boddhisattva oder Engel den nach Befreiung strebenden Menschen, die Stimme des Violoncellos, unterstützt. Zur Hamburger Uraufführung von Espace I schrieb Yun 1992: „Der Titel soll den Hörer darauf aufmerksam machen, daß die Melodik des Streichinstruments in immer weiter ausgreifenden Intervallen sich den Raum des Tonumfangs erschließt, eine Ausweitung, die als Merkmal der Befreiung des Atmens, des musikalischen Fühlens und Denkens, als der Gewinn raumgreifender Befreiung zu verstehen ist".
Walter-Wolfgang Sparrer, 1997

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