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Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Programme Note

Gagok für Stimme und Harfe (1985) ist eine Bearbeitung von Gagok für Stimme, Gitarre und Schlagzeug (1972). Weil das Werk in seiner ursprünglichen Fassung – vor allem wohl aufgrund der relativ umfangreichen Schlagzeugbesetzung – nur geringe Aufführungschancen hatte, erarbeitete Siegfried Behrend 1974 eine Version für Stimme und Gitarre (ohne Schlagzeug). Die Neufassung für Stimme und Harfe (1985) schuf Yun dann für die Harfenistin Marion Hofmann, die in den frühen achtziger Jahren mit dem Oboisten Burkhard Glaetzner und anderen etliche Werke Isang Yuns in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, in Ost-Berlin und Leipzig, erstmals aufführte. Unverändert übernahm Yun den Vokalpart der ursprünglichen Fassung, während er die Partien des Schlagzeugs und der Gitarre in den neukomponierten Harfenpart integrierte.

Gagok (oder Kagok) – wörtlich "Lied-Stücke" – ist der Name einer spezifischen Gattung des höfischen bzw. aristokratischen Kunstlieds in Korea. Für dieses ist ein langsames Vortragstempo charakteristisch, wobei die einzelnen Textsilben lang ausgehalten und melismatisch gedehnt werden. Die Ästhetisierung des Singens reicht im Interesse des Wohlklangs so weit, daß die Silben sogar in ihre vokalen Bestandteile zerlegt werden. Damit die Sängerin (oder der Sänger) Atem holen kann, werden diese bisweilen sogar noch unterbrochen und beim Neuansatz emphatisch betont. Der Sinnzusammenhang des Textes geht dabei verloren.

Das altkoreanische Gagok basiert auf der Tan’ga-Lyrik, auf Kurzgedichten von nur drei Zeilen zu je fünfzehn Silben. Der Text eines Tan’ga-Gedichts wird auf fünf musikalische Abschnitte (Chang) verteilt. Nach dem dritten Chang erklingt ein instrumentales Zwischenspiel (Chungyôûm); der vierte Chang enthält nur drei Silben und bringt die "Wende" zum poetischen Höhepunkt.

Das klassische Gagok besitzt unter den Kunstliedgattungen das umfangreichste Begleitensemble: Die Sanduhrtrommel Changgo sorgt für die rhythmisch-metrischen Impulse; gezupfte und geschlagene Saiteninstrumente stützen die Melodie, während die Blasinstrumente und die Spießgeige Haegûm den Gesang ornamental umspielen.

Yun ging es in seiner Komposition insbesondere um die charakteristische Ausprägung des Vokalstils. Damit seine Phantasie nicht eingeengt würde, verzichtete er auf einen konkreten Text und griff zu chinesischen und koreanischen Klangsilben.

Die fünfteilige Form des traditionellen Gagok samt eingeschobenem Zwischenspiel bildete Yun relativ deutlich nach. Zugleich verfremdete und erweiterte er den klassischen Gagok-Stil erheblich. (In der Version von 1985 entfallen die aus dem volkstümlichen Epengesang P’ansori stammenden Rufe der Instrumentalisten, welche die Sängerin anfeuern sollen.) Präzise nennt Yun die Ausdruckscharaktere: "gelassen – aggressiv – meditativ – ekstatisch". Das klassische Gagok wird hier auf seinen archaischen Ursprung zurückgeführt: Singend gerät eine Schamanin in ekstatische Entrückung, um mit der Geisterwelt in Berührung zu kommen.

Der Partitur gab Yun damals (1972) folgende Erläuterung bei: "Gagok ist ein koreanisches Wort für Gesang. Das Stück sollte ‘gesanglich’ interpretiert werden; trotz vielfältiger Ausdrucksvarianten ist der Charakter eher episch als dramatisch. Der Text ist eine an das Koreanische angelehnte Vokalise ohne Bedeutung."

Den Vokalpart notierte Yun auf fünf Linien in relativen Tonhöhen – für die mittlere Lage einer jeden Stimme. Zur Ausführung des Vokalparts – Yun bevorzugte eine Frauenstimme – gelten die unten stehenden Anweisungen Isang Yuns.
Walter-Wolfgang Sparrer

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