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Ein Portrait im Rahmen unserer Serie: Komponistinnen bei Boosey & Hawkes

Werdegang
Komponistin, Sängerin, Regisseurin, Choreografin und Filmemacherin – Meredith Monk ist eine lebende Legende, deren durch sechs Jahrzehnte hindurch entstandenes Œuvre Musik, Bewegung und Visuelles in höchst eindrücklichen Performances nahtlos integriert. Sie hat mit ihrer Art musikalischen Ausdrucks durch die menschliche Stimme ein komplettes eigenes Genre eingeführt, für das sie zu Recht berühmt wurde.

Die Musik liegt Monk im Blut – ihre Mutter war eine bekannte Varietékünstlerin und Radio-Jinglesängerin, und ihr Großvater ein professioneller Bassbariton. Im Alter von drei Jahren begann sie mit Klavierunterricht sowie Eurhythmie nach Dalcroze (die musikalischen Ausdruck, Rhythmus und Struktur durch körperliche Bewegung lehrt); Musik und Bewegung sind für Monk seitdem untrennbar miteinander verbunden.

Nach einem Musik- und Tanzstudium am Sarah Lawrence College zog Monk im Herbst 1964 nach New York City – dem New York von John Cage, Andy Warhol und den Fluxus-Künstlern, in einer an künstlerischen Experimenten reichen Ära. Sie begann ihre kreative Tätigkeit in Kunstgalerien und an anderen bis dato unüblichen Aufführungsorten und war die erste Künstlerin, die in der Rotunde des Guggenheim-Museums Live-Kunst schuf (Juice: a theatre cantata in three installments, 1969).

1965 hatte Monk, wie sie selbst sagt, eine Offenbarung hinsichtlich der menschlichen Stimme und begann mit der Komposition von Solowerken, womit sie zu einer Pionierin im Bereich dessen wurde, was heute ‚Extended vocal technique‘ (erweiterte Vokaltechnik) genannt wird. 1971 veröffentlichte sie ihr erstes Album, KEY. 1978 gründete sie „Meredith Monk & Vocal Ensemble“, um an der Erweiterung musikalischer Texturen und Formen zu arbeiten. In dieser Formation ging sie weltweit auf Tournee und verwirklichte zahlreiche Aufnahmen beim Label ECM, von Dolmen Music (1981) bis hin zu On Behalf of Nature (2016), darunter das GRAMMY-nominierte Album impermanence (2007). Unter den Opern Monks stellten Quarry (1976) und ATLAS (1991) besondere Karrieresprünge dar; ihre Musik gewann an Einfluss, inspirierte Popkünstler wie Björk und fand in Filmen von Jean-Luc Godard und den Coen-Brüdern Verwendung.

Monk erhielt drei Obie Awards, ein MacArthur-Stipendium, den Ordre des Arts et des Lettres, den Dorothy and Lillian Gish Prize, den John Cage Award und die National Medal of Arts, die ihr 2015 von Präsident Barack Obama verliehen wurde. 2019 wurde sie in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Werke für Orchester, Kammerbesetzungen oder Soloinstrumente enstanden im Auftrag der Carnegie Hall, des Los Angeles Philharmonic, der San Francisco Symphony, der New World Symphony, des Kronos Quartet, des St. Louis Symphony Orchestra und der Los Angeles Master Chorale.

Hörbeispiele
1. "Panda Chant II” aus The Games / ANHÖREN
2. ATLAS Oper in drei Teilen / ANHÖREN
3. Railroad (Travel Song) / ANHÖREN
4. “Hocket” aus Facing North / ANHÖREN
5. “Gotham Lullaby” aus Dolmen Music / ANHÖREN
KLICKEN SIE HIER, um mehr Musik von Meredith Monk zu hören.

Musiksprache
„Monks Musik klingt wie Volksmusik von einem anderen Planeten.“ (Christian Science Monitor)

In ihrer Musik erschafft Meredith Monk ganze Klangwelten mit eigener Syntax und Geschichte; der ‚Sound‘ ihrer Werke wird oft beschrieben als gleichzeitig alt, so als hätte es sie schon immer gegeben, und äußerst modern. In der Mehrzahl ihrer Kompositionen steht die menschliche Stimme im Mittelpunkt – wortlos. Monk erklärt, dass Worte „spitz“ sind (pointy) und die Botschaft der Musik einschränken können: „Die Sprache der Stimme für sich braucht keinen Text – die Musik allein sagt schon genug.“ Stattdessen konzentriert Monk sich darauf, Emotionen durch eine außergewöhnliche Bandbreite an erweiterten Stimmtechniken zu kommunizieren – von vogelartigen Mikrotönen und kräftigen Jodlern bis hin zu Flüstern und düsteren Gesängen; ebenso durch Borduntöne, Repetionen und modale Harmonien, die einen charakteristischen Klang erzeugen.

Es ist schwierig, Monks Musik von ihrer Person zu trennen, so wesentlich ist ihre Performance für das, was man hört. Dass sie praktizierende Buddhistin ist, wurde auch zu einem Hauptelement ihrer Identität als Künstlerin, und einem Großteil ihrer Arbeit eignet ein Gefühl von Spiritualität, jedoch ohne Scheu vor Theatralik. „Stille, Schweigen, das Fließen von Zeit und Raum sowie Gegenwärtigkeit sind in meinem Schaffen zentral“, so Monk

Arbeitsweise
Monks Musik lebt von Verbindungen – sie verwebt verschiedene Kunstformen miteinander und verknüpft sich auch mit den Interpret*innen, indem sie sie in verschiedenen Phasen des kreativen Prozesses einbezieht. Wenn sie ein neues Stück entwickelt, verbringt Monk lange Zeit allein mit dem Komponieren von musikalischem Material, das sie (oft mit einem Vier-Spur-Tonbandgerät aufgenommen) zu Workshops mit ihren Co-Künstler*innen mitbringt, um es im Laufe der Zeit zu einem voll ausgearbeiteten Werk auszubauen und zu formen.

Theo Bleckmann, Mitglied ihres Vokalensembles, beschreibt es so: „Sie arbeitet wie eine Bildhauerin – manchmal kommt sie herein und weiß genau, was sie will, und es ist schon ein fertiges Stück; manchmal bringt sie einen Schnipsel und schneidet weg, was sie nicht will.“ Dieser Werkstatt-Prozess mit anderen in Echtzeit ist in ihrer künstlerischen Philosophie von Gemeinschaft, Teilhabe und Interaktion verwurzelt.

Bis vor kurzem war Monk immer die Hauptakteurin und Regisseurin ihrer eigenen Kreationen. Im vergangenen Jahr machte sie zum ersten Mal den Schritt, die Inszenierung von ATLAS: an opera in three parts (1991) einem anderen Künstler anzuvertrauen: Yuval Sharon, der die Oper für das Los Angeles Philharmonic im Juni 2019 mit neuen Performer*innen auf die Bühne brachte.

Derzeit entwickelt Monk Indra’s Net (so der Arbeitstitel), ein neues Musiktheaterstück für Stimmen und Kammerorchester, das im November 2020 uraufgeführt werden soll. MEMORY GAME, eine CD mit ihren Kompositionen, interpretiert von Meredith Monk & Vocal Ensemble und den Bang on a Can All-Stars, wird am 27. März veröffentlicht.

„Eines Tages 1965, als ich Klavier übte, hatte ich eine Offenbarung, nämlich dass unsere Stimme wie ein Instrument sein kann und dass sie grenzenlose Dimensionen von Klang, Landschaft, Charakter, Farbe, Textur und Wirkungskraft in sich trägt. In diesem Augenblick begann die mein ganzes Lebens fortdauernde Erforschung der menschlichen Stimme.“ – Meredith Monk

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Foto: Julieta Cervantes

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