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Alljährlich krönen die deutschen Landesmusikräte ein „Instrument des Jahres“. 2024 ist es die Tuba. Wir präsentieren bekanntes und unbekanntes, immer dankbares Repertoire für die ebenso melodiöse wie kraftvolle und oft verblüffend wendige Klang-Individualistin. – FOLGE 1: Solo mit Orchester

Ziel des Projektes „Instrument des Jahres“ ist es, Werbung für die Musik und das Musizieren im Allgemeinen zu machen, aber auch ein Instrument in vielen unterschiedlichen Facetten zu beleuchten und der örtlichen Szene Aufwind zu geben. Dazu benennt jedes Bundesland engagierte, meist junge Musizierende und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Botschafter*innen und Schirmherr*innen.

Ursprünglich in der Volks- und Militärmusik verwurzelt, ist die Tuba natürlich längst aus der klassischen Konzertmusik nicht mehr wegzudenken. Prominente Stellen etwa aus vielen großen Sinfonien oder Opern kommen einem sofort in den Sinn. Dass das Instrument des Jahres 2024 auch in der zeitgenössischen Musik keine bloße Randerscheinung ist, zeigen zahlreiche Werke aus unseren Katalogen. In mehreren Folgen stellen wir an dieser Stelle eine Auswahl vor. Den Anfang machen Konzerte für Tuba solo.

Harrison Birtwistle
The Cry of Anubis (1994) 13 Min.
für Tuba und Orchester
2(I,II=Picc).2(II=EH).2.2–4.2.0.0–Pkn.Schlz(1)–Hrf–Str
Studienpartitur 979-0-060-10340-7 (HPS 1292) | 27,95 €
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Eher ein Orchesterpoem mit prominent solistisch behandelter Tuba als im engeren Sinn ein Konzert: Komponiert im Rahmen einer Residenz beim London Philharmonic Orchestra für dessen ersten Tubisten Owen Slade, steht das einsätzige, anspruchsvolle Stück in Zusammenhang mit Birtwistles Oper The Second Mrs Kong. Diese verwebt Motive des Orpheus-Mythos mit dem Hollywood-Klassiker King Kong sowie Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring; Anubis spielt eine Rolle als Todesgott. So ist auch das Orchesterwerk eine dunkle, schroffe, eigenwillig nicht-lineare Reise ins Schattenreich, ein fragmentiertes „Requiem im Taschenformat“, wie im Vorfeld der Komposition der Pianist und Birtwistle-Vertraute Stephen Pruslin formulierte – „Tuba mirum ... Trompeten, Posaunen rütteln am Thron, aber beide müssen sich vor der Tuba verbeugen“.

Bernd Richard Deutsch
Tripelkonzert (2013–14) 18 Min.
für Trompete, Posaune, Tuba und Orchester
3(III=Picc).3(III=EH).2.Bkl.2.Kfg–4.2.2.0–Pkn.Schlz(4)–Hrf–Str(14.12.10.8.8)
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Das Auftragswerk des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich erklang 2014 erstmals zur Saisoneröffnung im Wiener Musikverein. Der Komponist hatte im selben Jahr beim Schleswig-Holstein Musik Festival den Hindemith-Preis verliehen bekommen und schlug mit seinem Tripelkonzert einen Bogen zum Namensgeber der renommierten Auszeichnung, war doch Hindemith, wie Deutsch erklärte, „einer der Vorreiter dafür, Blasinstrumente wie Posaune oder Tuba solistisch zu behandeln“. Das Stück beginnt trügerisch vertraut, um dann bald lustvoll und intelligent ‚abzudrehen’. Die teils hochvirtuosen Soloparts sind eng mit dem Orchestergeschehen verwoben.

Detlev Glanert
Drei Tänze nach der Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (2002) 12 Min.
für Tuba und Orchester
2.2.2.1–2.2.1.0–Schlz(2)–Hrf–Klv–Str(md.6.5.4.3.2)

Im Jahr nach der Uraufführung seiner Erfolgsoper nach Grabbe wandelte der Komponist einige Tänze, bei denen auch im Bühnenwerk die Tuba im Mittelpunkt steht, in ein eigenständiges Solokonzert um, mit drei ineinander übergehenden kurzen Sätzen in der traditionellen Abfolge Schnell–Langsam–Schnell. Die Tuba ist in Glanerts Oper der „absurden, unberechenbaren, mörderischen Figur [zugeordnet], bei der man nie weiß, was er als nächstes tun wird“, so Glanert. Er unterläuft bewusst eine Erwartungshaltung, die bei dem Instrument nicht sogleich tänzerische Bewegungen vermutet, und schöpft aus dieser Spannung kompositorische Inspiration.

Robin Holloway
Europa & the Bull op. 121 (2014) 20 Min.
Concertante für Tuba und Orchester
2(II=Picc).1.EH.2(II=Bkl).1.Kfg–4.2.0.0–Str

Vom Komponisten als Scena bezeichnet, malt dieses siebensätzige Konzert den antiken Europa-Stoff in brillanten Farben aus. Das Soloinstrument repräsentiert natürlich den liebestollen Gott Jupiter; der anspruchsvolle Part bringt nicht nur Kraft, Zorn und Inbrunst zum Ausdruck, sondern frappiert auch mit ausgedehnten verführerisch-gesanglichen Passagen. Ein Paradestück für Solo und Orchester gleichermaßen. Programmatisch feiert es auch den Kontinent Europa, dessen Entstehung ja am Ende des antiken Mythos steht.

Gordon Jacob
Fantasia (1969) 10 Min.
für Euphonium (oder Baritonhorn) und Blasorchester
2.Picc.2.3.EsKl.Akl.Bkl.2ASax.TSax.BarSax.BSax.2–4.2.3Krnt.3.Euph(nicht solo).2–Pkn.Schlz
Klavierauszug mit Solostimmen 979-0-060-03393-3 | 19,00 €
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Mit zahlreichen ebenso idiomatischen wie wirkungsvollen Werken im Stil der gemäßigten britischen Moderne hat Gordon Jacob (1895–1984) sich für immer in die Herzen all jener eingeschrieben, die Musik für Blasinstrumente heiß und innig lieben. Seine Fantasia für Euphonium ist ein vollgültiges Concertino für den Konzertgebrauch und zeigt das untrügliche Gespür des Komponisten für die Möglichkeiten des Instruments. In der ausgedehnten melancholischen Eröffnung sowie in einer Kadenz durchmisst das Solo alle Register. Ein wechselvoller zweiter Teil bringt auch die Möglichkeiten des begleitenden, von reichem Schlagwerk gestützten Blasorchesters lebhaft zur Geltung.

Gordon Jacob
Tuba Suite (1972) 18 Min.
für Tuba, Streichorchester und Schlagzeug ad lib.
auch Fassung für Tuba und Klavier 979-0-060-03400-8 | 19,00 €
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Jacobs Suite, komponiert für den aus Australien stammenden Tuba-Virtuosen Ian King, ist Aficionados eher in der Fassung mit Klavier als Vortrags- und Wettbewerbsstück geläufig, erhält aber erst mit Begleitung von Streichern plus Schlagzeug die charakteristisch „angelsächsische“ Färbung, die schon von Satztiteln wie „Hornpipe“ oder „Ground“ angedeutet wird. Alle acht Teile folgen klassisch-barocken Formmodellen. Der finale Galopp schließt eine Solokadenz ein, nachdem zuvor das rätselhaft verschattete „Jacob’s Dream“ als emotionaler, persönlicher Kernmoment des Werks erscheint.

Karl Jenkins
Benedictus aus The Armed Man: A Mass for Peace (1999/2016) 7:30 Min
arr. für Euphonium solo, Baritonstimme, Chor und Orchester
Auch Fassung für Euphonium und Orchester (2006)
2.Picc.2.EH.2.Bkl.2.Kfg–4.3.3.1–Pkn.Schlz(5)–Hrf–Str

Für seinen Landsmann Bryn Terfel bearbeitete Sir Karl diesen zum Hit gewordenen Satz aus seiner Friedensmesse The Armed Man. Der Vokalsolist und das klangverwandte Soloinstrument dialogisieren in bewegender Weise in diesem modernen liturgischen Lobpreis.

Karl Jenkins
Konzert für Euphonium und Orchester (2009) 23 Min.
2(II=Picc).1.EH.2.(II=Bkl).1.Kfg–0.2.TPos.BPos.0–Pkn.Schlz(4)–Str
auch Fassung für Euphonium und Klavier (arr. John Glenesk Mortimer, 2011)
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Mit einer Reihe von Auftragswerken erschließt der britische Solist David Childs dem Euphonium ein neues Publikum. Jenkins’ mitreißendes Konzert ist wichtiger Teil dieser Kampagne. Im typischen Stil des Komponisten gehalten, schöpfen die vier Sätze alle denkbaren Charaktere aus: bewegte Leichtigkeit und gaukelnde Spannung in „The Juggler“, lyrisches Aussingen in „Romanza“, eine schwüle Tangoparodie, bei der der Solist am Ende zugleich singen und spielen muss, in „It takes two ...“ und ein Galopp mit Schellenklang und romantischer Episode in „A Troika? Tidy!“.

Mike Svoboda
Tripelkonzert (2014) 28 Min.
für Trompete, Posaune, Tuba und Orchester
2(II=Picc).2.2.(II=Bkl).2(II=Kfg)–2.2.2.0–Schlz(2)–Str(md.10.8.6.5.4)
Klavierauszug mit Solostimmen 979-0-2025-3433-5 | 71,00 €
> Audio

2013 erhielt Mike Svoboda den Auftrag der Sieghardt Rometsch Stiftung, ein Werk für die drei Preisträger des Aeolus Wettbewerbs zu schreiben. Ein willkommener Anlass für den Komponisten, der selbst mit Leib und Seele Instrumentalist ist: „Mein Triple Concerto ist ein Vehikel für die Solisten, ihrer Musikalität Raum zu geben. Das ‚Innenleben‘ eines Blechbläsers kenne ich, und gerade deshalb war es für mich eine besondere Herausforderung, eine Musik zu finden, die sich nicht in die ‚brave new world‘ der Luftgeräusche & Co. flüchtet und die auch nicht in der letzten Blechbläserblütezeit vor 100 Jahren mit ihren endlosen Tonleitern und Akkordbrechungen verhaftet ist. Jeder der Solisten hat in meinem Stück seinen Moment im Licht der Scheinwerfer in Begleitung der beiden Schlagzeuger.“

Ralph Vaughan Williams
Konzert für Tuba und Orchester (1953–54) 13 Min.
2(II=Picc).1.2.1–2.2.2.0–Pkn.Schlz(2)–Str
Studienpartitur 9780193386754 | Fassung für Tuba und Klavier 9780193386761
auch Fassung für Tuba und Blasorchester (2.1.5.4Sax.2–2.2.2.0–Pkn.Schlz–Kb, arr. Robert Hare)
oder für Euphonium (oder Tenortuba) und Orchester (Besetzung wie oben, arr. Childs/Newton)
> Audio

Bei Oxford University Press, im deutschsprachigen Raum vertreten von Boosey & Hawkes, erschienen ist Ralph Vaughan Williams’ beliebter Klassiker: Das erste Tubakonzert überhaupt, seinerzeit komponiert zum 50. Jubiläum des London Symphony Orchestra, ist auch heute noch das herausragende Werk seiner Gattung. Zum 150. Geburtstag des Komponisten 2022 edierte der Solist David Childs außerdem zusammen mit dem Orchestrator Rodney Newton eine stupende Fassung für Euphonium, die auch als CD-Einspielung sowie in einer Ausgabe mit Klavierbegleitung vorliegt (ISBN 9780193561137).
 

Das Aufführungsmaterial für alle genannten Werke ist leihweise erhältlich.

> Lesen Sie hier Folge 1/2 mit Kammermusik und Instrumentalsoli (Komponist*innen A–K)
> Lesen Sie hier Folge 2/2 mit Kammermusik und Instrumentalsoli (Komponist*innen L–Z)
 

Abb.: Adobe Stock Fotos

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