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Orchesterbesetzung

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Abkürzungsverzeichnis (PDF)

Verlag:

Anton J. Benjamin / Simrock

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Verfügbarkeit

Uraufführung
12/05/2012
Theater, Kammerspiele, Meiningen
Meininger Hofkapelle / Philippe Bach
Anmerkungen des Komponisten

Die Aeolsharfe verzauberte mit ihren Klängen die Gärten der Romantiker. Der Wind wird über mehrere, aber auf denselben Ton gestimmte Saiten gelenkt und entlockt ihnen Obertöne, die unteren harmonischen und die oberen dissonanteren, je nach Windstärke, ganz unregelmäßig und nicht voraussehbar, mal tritt der eine Oberton stärker hervor, mal andere, ein zauberisch-absichtsloses Spiel des Windes, das der Natur eine Stimme verleiht.

Die Fantasie der Menschen ließ die Aeolsharfe auch Geschichten erzählen, wie etwa die Klage um den jung verstorbenen Bruder in Eduard Mörikes Gedicht:

An eine Aeolsharfe

Angelehnt an die Efeuwand
Dieser alten Terrasse,
Du, einer luftgebornen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel,
Fang an,
Fange wieder an
Deine melodische Klage!

Ihr kommet, Winde, fern herüber,
Ach! von des Knaben,
Der mir so lieb war,
Frisch grünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterwegs streifend,
Übersättigt mit Wohlgerüchen,
Wie süß bedrängt ihr dies Herz!
Und säuselt her in die Saiten,
Angezogen von wohllautender Wehmut,
Wachsend im Zug meiner Sehnsucht,
Und hinsterbend wieder.

Aber auf einmal,
Wie der Wind heftiger herstößt,
Ein holder Schrei der Harfe
Wiederholt, mir zu süßem Erschrecken,
Meiner Seele plötzliche Regung;
Und hier - die volle Rose streut, geschüttelt,
All ihre Blätter vor meine Füße!

So entsteht aus dem Klang der Aeolsharfe die Totenklage der Solo-Violine, eingefügt sind Erinnerungen, alles immer wieder zurückgenommen in die Klänge der Natur.

Analyse-Wegweiser

Das Streicherstück "Was mir die Aeolsharfe erzählt..." hat drei Ebenen: die Landschaft mit dem Aeolsharfen-Klang, die Totenklage der Solo-Violine, und die Erinnerungsszenen an den jung verstorbenen Bruder.

Die Landschaft benutzt Klänge, die sich an der Grenze zum Gestaltlosen und zum Geräusch befinden: ganz enge Chromatik mit Vierteltönen und Spiel am Steg. Die Aeolsharfe realisiert das Obertonspektrum auf dem großen D, überwiegend in Flageolett-Klängen oder in ganz weich am Griffbrett gespielten Tönen, die sich mit den Flageolett-Klängen gut mischen. Das Obertonspektrum ist unserem Tonsystem angeglichen mit einer wesentlichen Ausnahme: der 11. Teilton wird wirklich als Viertelton zwischen g und gis, zwischen der reinen und der übermäßigen Quarte intoniert.

T. 27 löst sich aus dem Obertonspektrum von e'' aus die Totenklage der Solo-Violine. Diese Melodie ist modal, also strikt auf einen Grundton bezogen und benutzt eine neutrale Terz, eben jenen 11. Teilton zwischen g und gis, darüber hinaus aber auch chromatische Töne.

T. 69 beginnt die erste Erinnerungs-Szene, eine Art Berceuse, sich wiegend zwischen den beiden Hauptharmonien, aber auch hier, wie oft in dem Stück, werden die Klänge von dem Aeolsharfen-Klang überwuchert und in die Klänge der Natur zurückgeholt. Die zweite Erinnerungs-Szene T. 134 gemahnt an die Kindheit des verstorbenen Bruders, und die dritte T. 191 an die Sterbe-Szene. Die Motive der Erinnerungs-Szenen werden in die Totenklage einbezogen, nach der Sterbe-Szene findet sich ab T. 203 der „Schrei der Harfe“, jener Klang, der entsteht, wenn bei einem Windstoß auch die höheren Teiltöne der Aeolsharfe erklingen. Nach und nach klingt die Musik aus und wird wieder in die Naturklänge zurückgeleitet.

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