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Scoring

4(IV=picc).3(III=corA).4(II=Ebcl,III=bcl,IV=dbcl).3(II=whirly tube,III=dbn)-4.3.3.1-timp.perc(4):I=vib/SD/sizzle cym/tgl/3gongs/7cowbells; II=lg tam-t/5tom-t/3bongos/5susp.cym(incl.1sizzle cym)/whip/marimba(shared with IV)/glass chimes/tamb/tuned gong/whirly tube; III=sm tam-t/xyl/glsp/SD/lion's roar/4t.bells/tuned gong; IV=BD/marimba/full drum kit/glsp/2tgl/1crot/tuned gong-2harp-elec.git-pft(=cel).MIDI kbd(using Ableton LIVE via Mac computer)-strings(16.14.12.10.8; pincipal 1st vln=elec.vln; 2vln/vla/vlc=whirly tube; 1 female 2nd vln="Wheel of Fortune"; all vlc/db require a medium soft timpani stick)

Abbreviations (PDF)

Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
02/12/2004
Hamer Hall, Melbourne, VIC
Melbourne Symphony Orchestra / Markus Stenz
Composer's Notes

Seit ich als Student im Orchestergraben bei Mozart-, Verdi- und Puccini-Opern mitgespielt habe, ist mir die enorme Bedeutung des Orchesterparts für eine Oper bewusst – das Orchester, kann man sagen, ist in diesem Medium der eigentliche Hauptdarsteller. So ist es nur folgerichtig, dass dieses neue Orchesterwerk, Moments of Bliss, eine erste Station auf dem langen Weg zu meiner ersten abendfüllenden Oper markiert. Sie beruht auf Bliss, dem Romandebüt des Australiers Peter Carey. Aus dieser eindringlichen dunklen, satirischen Erzählung habe ich vier Szenen ausgewählt und eine Suite mit vier rein instrumentalen Sätzen daraus gemacht, die die Grundlage für einige Orchesterzwischenspiele in der Oper bilden werden.
Careys Roman Bliss, der 1982 erschienen ist, erzählt vom Leben des glücklichen, unschuldigen Werbefachmanns und Geschichtenerzählers Harry Joy, Vater zweier Kinder und allseits bewunderter „guter Kerl“, der eines Tages an einem Herzinfarkt stirbt. Obwohl er bereits klinisch tot ist, wird er nach vier Minuten wiederbelebt und ist überzeugt, er sei in der Hölle aufgewacht. In dieser quälenden Vision seines eigenen Lebens begegnet Harry der wunderbaren Heilerin und Hure Honey Barbara, mit der zusammen es ihm gelingt, die Hölle zu erobern; er findet zu Liebe und Glauben zurück und lässt sich mit ihr im paradiesischen Busch nieder.

Insofern als das Orchesterwerk der Entwicklung seiner eigenen musikalischen Dramatik folgt, stehen diese vier Szenen nicht unbedingt in derselben Reihenfolge wie im Buch. Der erste Satz, Hotel Room (Awakening) [Hotelzimmer (Erwachen)], versetzt uns daher in eine Szene etwa aus der Mitte der Erzählung: der magische Moment, in dem die Liebe zwischen Harry und der jungen Prostituierten, Honey Barbara, erwacht. Harry hat ein Treffen mit Honey in dem luxuriösen Hotelzimmer, in dem er sich niedergelassen hat, arrangiert. Zunächst ist die Beziehung der beiden nicht mehr als ein mehr oder weniger anonymes Geschäft zwischen Freier und Prostituierter, doch entwickelt sich in der folgenden Unterhaltung der beiden echtes Mitgefühl und gegenseitige Sympathie. Der Eröffnungssatz fängt dieses Erwachen vor dem Hintergrund stumpfsinniger Fernsehgeräusche von nebenan ein, während durch die nächtlichen Klänge einer Piano-Bar-Combo eine verrauchte, erotische Atmosphäre gegenseitiger Anziehung entsteht.

Der Eröffnungssatz wird abrupt vom Einsatz des zweiten abgebrochen, Heart of the Matter [Herzstück], einer Beschreibung eines Herztraumas und -stillstands. Wir befinden uns auf den ersten Seiten des Dramas. Unser Held, Harry, erleidet einen schweren Herzinfarkt: Schweiß und Nervosität jagen durch das ganze Orchester. Besonders die Holzbläser sind zu hören, wie sie in eindrücklichen, wiederholten Figurationen schreien und dabei nur mit Not zum Luftholen kommen. Der Höhepunkt, ein hämmerndes, panisches Ringen, geht mit einem Mal in schwebende Gefilde über: Die hohen Harmonien der Streicher werden von den kristallenen Klängen des Klaviers und der Triangel, dem Ersterben von Harrys Herzschlags, begleitet. Dann gewinnt die Musik wieder an Zugkraft und stürzt unaufhaltsam in einer Abfolge kurzer Bläsereinwürfe nieder zum dritten Satz, Knocking at the Hellgate [Klopfen am Höllentor].

Harrys Ankunft im Hades wird von den teuflischsten Klängen untermalt, die die heutige Zeit zu bieten hat: einer Game-Show im Fernsehen. Wie der sprichwörtliche Ertrinkende sieht Harry im Zeitraffer ruhmreiche Momente der krassen kommerziellen Welt, die sein geistiges Zuhause war, vor sich vorüberziehen. Botschaften von Sponsoren drängen sich den Zuschauern auf, Kandidaten kämpfen in Quiz-Shows um riesige Dollarsummen, während allerorten Versprechen einer saubereren, weißeren Welt und Schnellrezepte für ein Leben in Luxus, Ruhm und Glück herumtönen.
Wo ist das perfekte Urlaubsziel? Bevorzugen Sie die Couchgarnitur oder setzen Sie sich noch ins Auto? Haben, haben haben…
In der Hölle wird Harry die Leere bewusst, die hinter der flimmernden Glamourfassade seines Berufs gähnt; er begreift, dass die stumpfsinnigen Versprechen eines besseren Lebens, die uns die Werbung gibt, nicht die Antwort auf alles sind, genau genommen auf gar nichts.
Auf Harrys großen Eintritt in die Hölle folgen nach und nach Enttäuschung und Zweifel, als im massiven Unternehmensgebäude – der Streichergruppe im Orchester – allmählich, doch unwiderruflich die Grundregeln festgelegt werden, nach denen gespielt wird.

Der Schlusssatz, Family Secrets [Familiengeheimnisse], steht für sich. Hier werden die Fäden der Geschichte vorsichtig wieder aufgenommen, nachdem sich die grellen Blechbläserklänge der Fernsehwelt in den Äther verflüchtigt haben. Für einen Moment kehrt Ruhe ein, Erinnerung, sogar Sentimentalität: Harrys Frau Bettina, ihm mittlerweile fremd geworden, denkt nicht nur über ihre immer noch anhaltende Liebe zu ihm nach, sondern auch über ihren Krebs und den nahenden Tod. Bettina, die noch ein Jahr zu leben hat, gelingt es, sich Raum für Erinnerungen an schöne Momente früheren Glücks zu schaffen; auch bereut sie versäumte Gelegenheiten in ihrem eigenen Beruf.
Hier tritt das Orchester nun als eigentlicher Hauptdarsteller hervor, indem es eine weitläufige, dunkle Elegie anstimmt, der tiefe Gongs eine prägende Klangfarbe verleihen. Durch den von Angst und Tragik bestimmten Grundton graben sich schließlich Kraft und Hoffnung in Gestalt einer Unisono-Linie der Streicher und Hörner ihren Weg.

Moments of Bliss wurde von Symphony Australia im Rahmen des Resident Artist/Composer Attachment-Programms des Melbourne Symphony Orchestra in Auftrag gegeben und ist Markus Stenz und Alice Heiliger gewidmet.

© Brett Dean, 2004

Abdruckrechte
Dieser Werkkommentar kann in Programmheften unter Nachweis des Autors kostenlos abgedruckt werden

Press Quotes

„Der Abend begann mit der Uraufführung von Brett Deans Moments of Bliss, einer Orchestersuite, die aus seiner laufenden Arbeit an einer Oper nach Peter Careys Roman Bliss entstanden ist. In seiner Einführung bemerkte (Markus) Stenz, das Werk sei ‘echtes 21. Jahrhundert’, was in vieler Hinsicht zutrifft, insbesondere was den Umgang mit Klangeffekten und Einspielungen angeht.
Obwohl diese Ideen an sich nicht neu sind, gelingt Dean eine Verschmelzung elektronischer und akustischer Klänge, gegen die frühere Versuche wie ein Ausprobieren der Möglichkeiten wirken. Hinzu kommt die Unterstützung durch fantastische Instrumentalpassagen, besonders für Bass- und Kontrabassklarinette. Ich kann es kaum erwarten, die ganze Oper zu hören.“ (Martin Ball, The Australian, 06.12.2004)

„Zu Beginn stellt Stenz ein Werk des australischen Komponisten Brett Dean vor, Moments of Bliss. Das Stück hat vier Abschnitte und ist eine Vorstudie aus Deans Oper nach Peter Careys Roman. Die Partitur reflektiert einige Mahler’sche Elemente: ein riesiges Orchester, einige außergewöhnliche Soli und unerwartete Instrumentalkombinationen, eine Mischung hoch ernster und volkstümlicher Musik und den Eindruck umfassender Ernüchterung. Das Werk wurde vom Publikum erfreut aufgenommen; wieder einmal hat ein aktiver „Composer-in-residence“ des MSO etwas Bedeutendes hervorgebracht.“ (Clive O'Connell, The Age, 04.12.2004)

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