TAO

TAO (der Weg) ist der zweite Teil meiner Trilogy of the Last Day, eines Zyklus mit Kompositionen zum Thema Sterblichkeit. In diesem Teil singt der Chor einen Text aus dem Tao-te-king („Das klassische Werk vom Weg und dessen Tugend“), das Lao-tse im sechsten Jahrhundert v.Chr. verfaßt hat. Der Klaviersolist beendet das Stück mit dem Gedicht „Messerschleifer“ von Kotaru Takamura (1883-1956), das rund 2500 Jahre später geschrieben wurde. Es besteht ein gewisser Widerspruch zwischen den beiden Texten: Im Tao-te-king sind Ruhe und Leere bestimmend, sowie — in dem ausgewählten Fragment — Unverletzlichkeit. Takamuras Gedicht wirkt dagegen vorwiegend beunruhigend.
Die Komposition baut auf einer Reihe von dreizehn Akkorden auf, die den dreizehn Gefährten entsprechen, von denen bei Lao-tse die Rede ist. Ich habe in keiner Weise versucht, mich auf das zu beziehen, was als „fernöstliche Musik“, oder schlimmer noch, als „world music“ bekannt ist.





Louis Andriessen
(Übersetzung: Anne Steeb-Müller)


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