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Orchesterbesetzung

2(I=picc,II=afl,bfl).1(=corA).1.bcl(dbcl).asax.1.dbn-2.1.1.1-perc(2)-2harp-pft(=cel)-sampler(=hpd,cel)-accordion-strings(3.3.4.4.2)

Abkürzungsverzeichnis (PDF)

Verlag:

Boosey & Hawkes / Bote & Bock

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Verfügbarkeit

Uraufführung
24/06/2012
Theater, brechtbühne, Augsburg
Augsburger Philharmoniker / Johannes Kalitzke
Anmerkungen des Komponisten

Wenn man sich als zeitgenössischer Komponist bei einem Film wie den "Webern" die Frage stellt, wie das Verhältnis von Musik und Bild beschaffen sein soll, tut man dies naturgemäß als einer, der in einer fremden Zeit mit einer anderen Gegenwartserfahrung lebt und dessen Vertonung eines solchen Werkes zwangsläufig vom Horizont heutiger Erfahrungen geprägt ist. Es war mir daher ein Anliegen, mit den Mitteln unserer Tonsprache eine Art sinfonische Interpretation des Films zu schreiben, und dies vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen Parallelen in der Gegenwart, die ihm seine immer noch aktuelle Gültigkeit verleihen.

Als Grundbausteine dieser Musik dienen genretypische Elemente aus der historischen Ebene des Films (Marsch/Spieluhren/Arbeiterlieder/Choräle etc.), die dann mit elektronischen und instrumentaltechnischen Mitteln von heute verfremdet und gewissermaßen in einen klingenden Albtraum verwandelt werden. Es sind dabei nicht so sehr die handelnden Personen, die "vertont" werden, sondern Situationen, die das Bedrängnishafte und Groteske, vor allem aber das Ausbrechen von Gewalt beschreiben. Die Gestaltung der Musik versucht ein Abbild der Tatsache zu erschaffen, daß hier die Grenzen des Handelns, die moralischen wie die politischen, verschwimmen und die Opfer schließlich unfreiwillig zu Mittätern werden: der gottgläubige Großvater Hilse, stellvertretend für die kulturellen Wurzeln der Gemeinde, wird am Ende von einem Querschläger erschossen - die Revolution trifft also nicht zuletzt diejenigen, die sie schützen will.

Je umfassender der Widerstand, desto weniger Räume für die Regulative des Gewissens bleiben offen, allen Bemühungen (wie etwa derjenigen, Plünderungen zu unterbinden) zum Trotz. Darin liegt die spezielle Dialektik des Widerstands: eine Macht wird entlarvt und bekämpft, nur um sogleich eine andere damit hervorzurufen.

Diese Dynamik findet in der Musik ein klangliches und formales Abbild: anfangs als eine sich verengende Spirale von Wiederholungen, wie eine sich zudrehende Schraube konzipert, verändert sie nach und nach ihre Richtungsenergie und verwandelt sich in ein Kontinuum, in dem sich der Prozeß umkehrt: im letzten Teil geht die Musik trotz extremer Verdichtung all ihrer Schichten in einen statischen, "festgefahrenen" Zustand über, läuft gewissermaßen leer: die Parteien stehen sich erschöpft und einander ebenso nah wie unversöhnlich gegenüber. In der Gegenüberstellung von vorwärtstreibenden und in sich kreisenden musikalischen Ereignissen spiegelt sich der sinnlose Kreislauf menschlicher Überwältigungsstrategien: es gibt keine Gewinner diesseits des Wieder-holungszwangs. Um einen Ausweg zu finden, müßte man wohl in Hilses Kammer suchen, doch die ist jetzt verschlossen.

Pressestimmen

"Ein Ereignis, weil quasi ein Gesamtkunstwerk zu erleben war, dessen Aufwand der Uraufführung einer Oper gleicht ... Johannes Kalitzke, bedeutender Komponist der Avantgarde, ist weit davon entfernt, zu illustrieren. Ihm war daran gelegen, die Wucht des Dramas und die Optik des Films nachzuvollziehen: Das Elend der Weber, die Analyse, nach der ihre Löhne von den billiger arbeitenden Maschinen kaputt gemacht werden, die revolutionäre Gewalt, die in einer tragischen Ratlosigkeit endet. Kalitzke beginnt mit klanglicher Härte, um die Not der Weber zu transportieren, wenn sie vom Zahlmeister des Fabrikanten Dreißiger (Paul Wegener) gedemütigt werden. Doch das an die Grenzen des Verträglichen gehende Tontableau wird mit der Eskalation des Aufstands nicht noch einmal gesteigert. Vielmehr 'versinkt' die Musik in fahlere, irisierende Bereiche, sie scheint die Bilder der Gewalt nur noch mit gelähmter Resignation als wiederum stummen Albtraum wahrzunehmen ... Darüber: Bravorufe, Trampeln nicht oft erlebt man solche Reaktion nach einer Uraufführung." (Manfred Engelhardt, Augsburger Allgemeine, 26.06.2012)

Empfohlene Aufnahme
cd_cover

Ausgburger Philharmoniker / Johannes Kalitzke
Murnau-Stiftung / Transit Film TF 88765 417739 (DVD Deluxe Edition)

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