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Der am 13. Januar 1936 in Ramat Gan bei Tel Aviv geborene Komponist Ami Maayani gehörte zur zweiten Generation der Stadtgründer und Erbauer von Tel Aviv. Er schloss 1953 ein Geigen- und Bratschenstudium an der Jerusalemer Musikakademie ab und studierte daraufhin Komposition bei Paul Ben-Haim und Dirigieren bei Eitan Lustig (1956–1960). Nach drei Jahren Militärdienst bei den Israelischen Streitkräften setzte er sein Studium fort, diesmal im Bereich Architektur am Technion, der Technischen Universität Israel, wo er 1960 seinen Abschluss als B.Arch. erlangte. In der Folgezeit, 1961–1962 und 1964–1965, absolvierte er ein Studium in Stadtplanung an der Columbia University in New York City und ein Studium in elektronischer Musik bei Prof. Vladimir Ussachevsky am Electro-Acoustic Music Center.

Während Maayani als Architekt an der Planung einiger größerer Bauprojekte in Israel und der Gestaltung öffentlicher Gebäude und Wohnungen beteiligt war, studierte er nebenbei Philosophie an der Universität Tel Aviv, wo er 1974 mit einer Abschlussarbeit unter dem Titel Philosophie der Musik – Studien zu den ästhetischen Schriften Hegels, Schopenhauers, Wagners und Nietzsche seinen M.A. erlangte.

Maayani war Gründer und Dirigent des Nationalen Israelischen Jugendorchesters, des Jugendorchesters Tel Aviv, des Jugendorchesters Haifa und des Technion Sinfonieorchesters. In den Jahren 1970–1973 und 1976–1980 war er Vorsitzender der Israel Composers’ League und leitete die israelische Abteilung der ISCM.

Von 1975 bis 1980 hatte Maayani die Funktion des stellvertretenden Direktors der Rubin Akademie für Musik und Tanz in Jerusalem inne, gleichzeitig war er Mitglied der Nationalen Kommission für Kultur und Kunst. 1984 nahm er an der zur Universität Tel Aviv gehörigen Israelischen Musikakademie Samuel Rubin, die heute Buchmann–Mehta Musikschule heißt, eine Professur für Komposition und Dirigieren an. Der Akademie stand er in den Jahren 1993–1998 und 2000–2004, dem Jahr seiner Emeritierung, als Direktor vor. Maayani war Architekt und Bauleiter der Clairmont Concert Hall an der Akademie, sowohl was die Architektur anging, als auch die Akustik.

Während seiner Tätigkeit als Direktor der Musikakademie Tel Aviv baute er dort ein Sinfonieorchester und die Abteilung für Vokalmusik auf. Zu den wichtigsten Projekten und Aufführungen, die er mit dem Orchester organisierte, zählen viele Symphonien aus dem klassischen Stammrepertoire (Haydn, Mozart, Beethoven, Bruckner, Mahler, Bartók, Hindemith und die erste israelische Aufführung von Saint-Saëns’ Symphonie Nr. 3 mit Orgel), vollständige, von ihm selbst dirigierte und begleitete Inszenierungen von Carl Nielsens Oper Saul und David (die israelische Premiere und damit die erste Aufführung außerhalb Skandinaviens) und Bizets Carmen.

Maayani lehrte als Gastdozent an führenden amerikanischen Universitäten und Musikschulen sowie 2004–05 am Zentralen Musikkonservatorium in Peking.

Auch wenn die Musik für Maayani immer den ersten Platz einnahm, war er über zehn Jahre lang als Architekt tätig. Währenddessen begann er, im Jahre 1959, zu komponieren; seitdem arbeitet er ohne Unterbrechung an seinem wachsenden Oeuvre. Er hat Werke in mehr oder weniger jedem wichtigen Genre, für jedes Instrument und jede Instrumentalkombination geschrieben. Zwar zeigt sein Schaffen eine gewisse Vorliebe für die Harfe; seine erste bedeutende Komposition ist das 1960 enstandene und 1963 in Holland uraufgeführte Konzert für Harfe und Orchester, das als Pflichtwerk beim Internationalen Israelischen Harfenwettbewerb 1965 und später nochmal beim Internationalen Harfenwettbewerb in Hartford/Connecticut 1969 ausgewählt wurde. In seinem Werk finden sich jedoch auch eine Oper, vier Sinfonien, Balletmusiken, zwei Liederzyklen für Stimme und Orchester, elf Solokonzerte, Werke für Sinfonieorchester, Kammermusik für unterschiedlichste Besetzungen, Solowerke für verschiedene Instrumente sowie elektroakustische Musik.

Seine Kompositionen haben ihm zahlreiche Preise und Auszeichnungen eingebracht: den „Engel“-Preis der Stadt Tel Aviv im Jahr 1963; den Preis des Ministeriums für Bildung und Kultur im Jahr 1964; den „Casino de Divonne“-Preis 1967 in Paris; den Preis der IBA (Israeli Broadcasting Authority) bei den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Staatsgründung Israels für den Zyklus Jüdische Lieder im Jahr 1973; den Preis der ACUM (Society of Authors, Composers and Music publishers in Israel) im Jahr 1974; eine ebenfalls von der ACUM verliehene Auszeichnung für sein Lebenswerk im Jahr 1994; den 1. Preis bei dem von der Hecht Foundation veranstalteten Internationalen Holocaustwettbewerb im Jahr 1978 in Haifa für sein Hebräisches Requiem – Symphonie Nr. 3; schließlich den Landau-Preis für die Künste von der „Payis“ (der staatlichen israelischen Lotterie) für sein Lebenswerk im Jahr 2001.

Maayanis Musik hat zahlreiche Aufführungen in Israel, Ost- und Westeuropa, den USA, Nord- und Südamerika, China, Japan und Korea erlebt. Er war der erste israelische Komponist, dessen Werke in Russland, China, Japan und Korea gespielt wurden. Qumran – Symphonische Metapher war die erste israelische Komposition, die in Deutschland nach dem Krieg aufgeführt wurde (1974 in Berlin). Maayanis Werke repräsentierten Israel in den Europa- und Südamerikatourneen des Israelischen Philharmonieorchesters unter Leitung von Zubin Mehta. Das Jerusalemer Sinfonieorchester gab sein Scherzo méditerranéen als israelischen Beitrag für seine Europatournee 1983 in Auftrag. Dasselbe Werk wählte Zubin Mehta für die Südamerikatournee 2006 des Israelischen Sinfonieorchesters.

Bedeutende Aufführungen von Maayanis Musik fanden auf der ganzen Welt statt, etwa von Mizmorim – Songs of Thanksgiving and Praise in New York mit dem American Symphony Orchestra unter Leitung von Julius Rudel (1965); vom ersten Harfenkonzert mit Susanna Mildonian am Soloinstrument und dem Sinfonieorchester Utrecht unter Leitung von Paul Huperts in Utrecht (1963); dem Konzert für Perkussion und acht Blasinstrumente in Paris durch das Ensemble Ars Nova unter Leitung von Edgar Cosma (1967); von Deux Madrigaux in Paris mit Chantal Mathieu und dem Pariser Holzbläserquintett (1974); vom Concerto symphonique für Harfe und Orchester mit Florence Sitruk an der Harfe und dem Heidelberger Philharmonieorchester unter Leitung von Romely Pfund in Heidelberg (2002); sowie vom Konzert für Klavier und Orchester in Peking mit Albert Mamriev als Solist und dem Sinfonieorchester Peking unter Leitung von Tan Li Hua.

Internationale Anerkennung wurde Maayani für seine Harfenmusik zuteil, die drei Konzerte, Kammermusik für unterschiedliche Besetzungen und Harfe, 36 Lieder für Stimme und Harfe sowie Solokompositionen für Harfe umfasst. Die meisten dieser Werke wurden von namhaften Harfenisten wie Nicanor Zabaleta, Kathleen Alister, Lucile Lawrence, Edna Philips, Susanna Mildonian und Naoko Yoshino in Auftrag gegeben. Seine Musik gehörte zum Standardprogramm mehrerer internationaler Wettbewerbe in Israel, Frankreich, der Schweiz, Russland, den USA und Japan.

Maayani sah sich in der Nachfolge seines Lehrers Paul Ben-Haim (1897–1984), dem Gründer der israelisch-mediterranen Schule und Schöpfer ihres Musikstils, und definierte seinen eigenen Beitrag zur zeitgenössischen israelischen und jüdischen Musik dementsprechend als in der östlichen Mittelmeerregion verwurzelt. Seine Musik beruht auf biblischen Lobgesängen und jüdischen Traditionen, verwendet bewusst sowohl aschkenasische als auch sephardische Liturgie und stellt sie in den Kontext barocker und klassischer Formen, mit Einflüssen impressionistischer Harmonik und Klangfarben der von den französischen Impressionisten verwendeten Stilelementen des Mittelmeerraums. Ein gutes Beispiel hierfür sind die auf der Grundlage mittelalterlicher Modi und ethnischer Skalen entstandenen Zwölf Fantasien für Klavier in Form von Präludien und Fugen, eine Hommage an J.S. Bach anlässlich der Feiern zu dessen 250. Todestag im Jahr 2000. Maayanis Vokalmusik ist der althebräischen Sprache verpflichtet, von der durch die Schriftrollen am Toten Meer wieder erschlossenen Sprache der alttestamentarischen Zeit über die jüdischen Dichter des „Goldenen Zeitalters“ in Spanien bis zur Wiederbelebung des Hebräischen vor über hundert Jahren. Seine Musik enthält Elemente des Jiddischen, des Ladino und der aramäischen Sprachen, die von Juden in der Diaspora gesprochen wurden.

Eine 16 CDs umfassende Sammlung der FONS Musikstiftung enthält einen Großteil der Werke Maayanis.

Maayani war auch Verfasser einer monumentalen, umfassenden dreibändigen Monographie über Richard Wagner sowie von der Schrift Die Musik der alten Völker und die Musik in Platos Dialogen, den einzigen bedeutenden Beiträgen zu diesen Themen in hebräischer Sprache. Die FONS Musikstiftung bereitet die Publikation seiner Autobiographie vor.

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