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Ursula Mamlok, geborene Meyer, verlor ihren Vater als sie erst zwei Jahre alt war. 1929 heiratete die Mutter wieder und Ursula bekam den Namen des Stiefvaters Lewy. Sie besuchte zunächst eine Grundschule in der Pestalozzistraße, dann das Fürstin-Bismarck-Lyzeum (heute Sophie-Charlotte-Oberschule) in Berlin.
Mit 12 Jahren erhielt sie professionellen Kompositionsunterricht. Ihr Lehrer in Berlin war Gustav Ernest, Dozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin. 1938 wurden auch im Fürstin-Bismarck-Lyzeum die jüdischen Kinder von den Nationalsozialisten gezwungen, die Schule zu verlassen. Ursula Mamlok musste nun eine Berufsschule besuchen, in der sie vor allem Betten machen und Bügeln lernen sollte. Nach wenigen Monaten wurde ihr ebenso wie allen anderen jüdischen Kindern auch hier die Teilnahme untersagt.
Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten verfolgt, verließ Ursula Mamlok gemeinsam mit ihren Eltern Berlin und wanderte 1939 nach Guayaquil in Ecuador aus. Für die Großeltern gab es kein Affidavit. Sie wurden später in Auschwitz umgebracht.
Guayaquil war kein kulturelles Dorado für eine angehende Komponistin, der Unterricht bei Señor Negri am dortigen Konservatorium unzureichend. Es blieb Ursula Mamlok nur die Möglichkeit mit dem von ihr so vereehrten Gustav Ernest in Berlin über den langwierigen Postweg Kontakt zu halten. Ernest wanderte später in die Niederlande aus und wurde dort von den Nationalsozialisten ermordet.

1940 gelang es Ursula Lewy ein Stipendium für die Mannes School of Music in New York zu bekommen. Sie war gerade erst 17 Jahre alt, und da es nur eine Schiffspassage gab, musste sie allein reisen – ohne die Eltern.
An der Mannes School of Music war ihr Kompositionslehrer zunächst der Dirigent Georg Szell. Sein Kompositionsunterricht war äußerst konservativ. Doch Ursula Lewy wollte aus dem Korsett klassischer Tradition ausbrechen und bewarb sich im Sommer 1944 für ein dreimonatiges Stipendium an dem berühmten Black Mountain College. Sie wurde angenommen und kam erstmals in Kontakt mit den Werken Schönbergs und der Wiener Schule. Sie lernte Eduard Steuermann kennen, der später ihr Lehrer wurde, sie besuchte eine Meisterklasse bei Ernst Krenek und las dessen Schrift "Zwölftonmusik für Anfänger", ihre erste Bekanntschaft mit der Dodekaphonie. Für ein paar Tage kam auch Roger Sessions zum Black Mountain College und beeindruckte die junge Komponistin so nachhaltig, dass sie bei ihm Privatunterricht nahm.

1947 heiratete Ursula Meyer-Lewy Dwight Mamlok, mit dem sie zunächst in San Francisco lebte, dann aber gemeinsam mit ihrem Mann wieder nach New York zurückkehrte. Ursula Mamlok fühlte sich weder als fertige Komponistin, noch hatte sie einen akademischen Grad und somit keine Aussicht jemals eine Stelle zu bekommen. Sie bemühte sich wieder um ein Stipendium, diesmal an der Manhattan School of Music, wo sie mit dem Bachelor und Master of Music abschloss. Bis Ende der 50er Jahre hat Ursula Mamlok im Stil von Paul Hindemith zahlreiche Werke komponiert, darunter ihr Woodwind Quintet, das sie bis zuletzt in ihrem Werkverzeichnis gelten ließ und das immer wieder aufgeführt wird.

Anfang der 60er Jahre begann eine Suche nach neuen Stilen und Wegen. Stefan Wolpe, ebenfalls Berliner jüdischer Herkunft, der von den Nationalsozialisten verfolgt über Palästina nach New York emigrierte, wurde 1960 für kurze Zeit ihr Lehrer bis Ursula Mamlok Stefan Wolpes Schüler Ralph Shapey kennen lernte. Bei ihm war die Komponistin endlich am Ziel. Er hatte das nötige Einfühlungsvermögen, das es Ursula Mamlok erlaubte, ihre Kreativität zu entfalten und mit neuen Kompositionstechniken zu verbinden. Unter Ralph Shapeys Einfluss entstand "Designs" für Violine und Klavier (1962) und im gleichen Jahr ihr hochkomplexes Streichquartett No. 1, in dem sie mit diffizilen, gegeneinandergesetzten Rhythmen arbeitet. Schon ein Jahr zuvor hatte sie ihre erste Komposition nach Arnold Schönbergs Lehre von der "Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen", ein Werk für Flöte solo komponiert. Ralph Shapey setzte sich sehr für Ursula Mamlok ein und verschaffte ihr erste wichtige Aufführungen. In der Folge wurden ihre Werke durch bekannte Ensembles wie "Group Of Contemporary Music", "Continuum", "Speculum", "Music In Our Time" oder "Da Capo" bei wichtigen Konzerten und Festival zur Aufführung gebracht.

Im Lauf der Jahre modifizierte Ursula Mamlok ihr Ausgangsmaterial nach eigenen Mustern wie in ihrem Sextett für Flöte, Klarinette, Bassklarinette, Violine, Kontrabass und Klavier, in dem das Spiel mit Klangfarben dominiert. Eine besondere Stellung im Oeuvre der Komponistin nimmt "Der Andreasgarten" (1987) für Sopran, Flöte und Harfe ein, ein Gemeinschaftswerk mit Dwight Mamlok, der die Texte schrieb.
Ursula Mamloks Klangwelt lebt von Kontrasten und so ist auch in "Der Andreasgarten" der dramatische Aufbau innerhalb der Komposition ein unverzichtbares Element.

Eines ihrer Hauptwerke ist "Constellations" (1991) für großes Orchester, ein Auftragswerk der San Franciso Symphony, uraufgeführt unter der Leitung von Herbert Blomstedt. In unterschiedlichsten Besetzungen gelingt es ihr, abwechslungsreiche Klangfarben und immer neue Atmosphären zu schaffen, dabei bleibt die Struktur ihrer Kompositionen immer kompakt und doch filigran, so auch in einem ihrer jüngeren Werke "2000 Notes" für Klavier, das in seiner Transparenz brilliert.

Ursula Mamlok unterrichtete Komposition an der New York University, der Temple University und über 40 Jahre an der Manhattan School of Music in New York. Eine ihrer bekanntesten Schülerinnen ist die Komponistin und Dirigentin Tania León.
Ursula Mamloks Werkverzeichnis umfasst ca. 75 Werke, sowohl Kompositionen für Orchester als auch für die verschiedensten Kammermusikbesetzungen und Solostücke. Ihre Kompositionen sind bei C. F. Peters New York, außerdem bei McGinnis and Marx, Th. Presser, Furore u.a. verlegt. Boosey & Hawkes / Bote & Bock vertritt ab 2009 alle bislang unverlegten sowie zukünftige Werke.

Seit 2006 lebte Ursula Mamlok wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin. Nach dem Tod von Ursula Mamlok am 4. Mai 2016 wurde die Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung gegründet, die zur Aufgabe hat u. a. Konzerte mit zeitgenössischer Musik und ihre Interpretinnen und Interpreten zu fördern.

Ursula Mamlok erhielt zu Lebzeiten u. a. folgende Preise und Auszeichnungen:

1998 Composer Of The Year, ausgewählt von der International Society Of Contemporary Music
1995 Stipendium der John Simon Guggenheim Foundation
1994 Guest Composer, 50th anniversary of the Composer's Conference at Wellesley College 1993 ANC: Composer's Assistance Program, copying grant
1992 University of Akron, residency Competition
1989 Mary Flagler Cary Recording Grant 1989 Walter Hinrichsen Award of the Academy & Institute for Arts and Letters
1989 Koussevitzky Foundation Grant
1987 BMI "Commendation of Excellence"
1986 ACA-OPUS ONE Recording Award für "Der Andreasgarten"
1981 National Endowment For The Arts
1981 SAI und 1. Preis National Flute Association für "Panta Rhei"
1981 American Academy and Institute of Art and Letters
1981 The Martha Baird Rockefeller Fund for Music Recording Award
1982 The Martha Baird Rockefeller Fund for Music Recording Award
1973 National Endowment For The Arts
1971 Paul Price für Variations and Interludes
1968 National Endowment For The Arts
1963 National Endowment For The Arts
1959 1. Preis: Fawick Orchestra
1952 1. Preis: National Orchestra Association
1945 1. Preis: National Federation of Music Clubs

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