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Sofia Asgatowna Gubaidulina wurde am 24. Oktober 1931 im sowjetischen Tschistopol geboren, einer Kleinstadt in der Tatarischen Autonomen Sowjetrepublik westlich des Urals, der natürlichen Grenze zwischen Europa und Asien. Ihr Vater war Wolgatatar und von Beruf Vermessungsingenieur, ihre Mutter russisch-polnischer Abstimmung; in der Familie wurde Russisch gesprochen. Noch als Kind zog sie mit ihrer Familie in die tatarische Hauptstadt Kasan, wo sie an der Musikschule und am Konservatorium Unterricht erhielt und Klavier und Komposition studierte. Nach Beendigung ihrer Ausbildung übersiedelte sie 1954 nach Moskau und studierte am dortigen Konservatorium bis zu ihrem Abschluss im Jahr 1961 bei Nikolai Pejko und Wissarion Schebalin.

Nach der Aufnahme in den Komponistenverband, die für alle, die in der Sowjetunion ihren Lebensunterhalt mit Komponieren bestreiten wollten, einen wichtigen Schritt darstellte, arbeitete sie als freischaffende Komponistin und schrieb zunächst Musik für Kinder und – was noch wichtiger war – Filmmusik. Diese wurde in den nächsten 30 Jahren ihre wichtigste Einnahmequelle.

Als junge Komponistin in Moskau profitierte Gubaidulina stark von dem Kontakt zu Gleichgesinnten und der relativ offenen kulturellen Atmosphäre in der späten Chruschtschow-Ära. Damals traf sie auch erstmals auf wichtige Interpret*innen wie den Perkussionisten Mark Pekarsky (für den sie viele Stücke wie Stunde der Seele, 1976, rev. 1988, schrieb), den Fagottisten Waleri Popow (Konzert für Fagott und tiefe Streicher, 1975) und den Akkordeonisten und Bajanisten Friedrich Lips, für den sie das Solostück De profundis (1978) und das Kammerkonzert Sieben Worte für Bajan, Violoncello und Streicher (1982) komponierte, dessen Violoncellostimme Vladimir Tonkha, einem weiteren Verfechter ihrer Musik, gewidmet ist.

Bereits damals wurde anhand der Titel und des Charakters der Werke Gubaidulinas Faszination für die Religion deutlich, was ihr Ärger mit den sowjetischen Behörden einbrachte, vor allem bei Aufführungen ihrer Musik im Ausland. 1980 schrieb sie mit Offertorium ihr erstes Violinkonzert (das sie später noch zweimal überarbeitete) für Gidon Kremer, der es in der ganzen Welt aufführte. Das Werk verschaffte ihr internationale Beachtung und Auftragswerke vieler weiterer Interpreten und Interpretinnen und Orchester aus Westeuropa, den USA und Japan.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion siedelte sie 1992 in ein kleines Dorf bei Hamburg über, in dem sie bis heute lebt. Ihr seitdem veröffentlichtes musikalisches Oeuvre ist beachtlich. Es umfasst eine ganze Reihe von Orchesterstücken aus den späten sowjetischen Jahren wie Stimmen… verstummen… (1986) sowie erste Werke der postsowjetischen Zeit wie Zeitgestalten (1994) und Das Licht des Endes (2003) bis hin zu Der Zorn Gottes (2020), einem ihrer stärksten Werke. Darüber hinaus schrieb sie zwei weitere Violinkonzerte, mehrere Konzerte für Violoncello und einige andere Konzerte, darunter eines für ihr geliebtes Bajan sowie eines für japanische Instrumente und Symphonieorchester.
Für Gubaidulina selbst haben die Chor- und Orchesterwerke besondere Bedeutung, am meisten vielleicht das abendfüllende gigantische Diptychon der Johannes-Passion (2000) und sein Gegenstück Johannes-Ostern (2001). Doch sie schreibt nach wie vor auch viel Kammermusik und pflegt ihre guten Beziehungen zu einzelnen Interpretinnen und Interpreten.
Im Laufe der Jahre wurde Gubaidulina mit zahlreichen Preisen, Ehrungen und Auszeichnungen bedacht. 2021 fanden anlässlich ihres 90. Geburtstags weltweit etliche Veranstaltungen zu Ehren ihres Lebens und Werks statt. Ihr größter Wunsch besteht jedoch nach wie vor darin, zuhause ungestört komponieren zu können.

Sofia Gubaidulinas Werke erscheinen bei Boosey & Hawkes/Sikorski.

Honorarfreie Verwendung dieser Biografie in Programmheften unter folgender Angabe: Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Gerard McBurney/Boosey & Hawkes

This biography can be reproduced free of charge in concert programmes with the following credit: Reprinted by kind permission of Gerard McBurney/Boosey & Hawkes

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