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Kurzbio:

Steve Reich wurde als „größter lebender Komponist Amerikas“ (The Village VOICE) und „originellster musikalischer Denker unserer Zeit“ (The New Yorker) und „einer der großen Komponisten des Jahrhunderts“ (New York Times) bezeichnet.

Seine Musik hat großen Einfluss auf Komponisten und Mainstream-Musiker in der ganzen Welt ausgeübt. Er ist ein führender Wegbereiter des Minimalismus, der schon als Jugendlicher mit dem „Establishment“ des Serialismus brach. Seine Musik ist bekannt für regelmäßigen Puls, Repetition und eine Faszination an Kanons; sie kombiniert strenge Strukturen mit vorwärts treibenden Rhythmen und verführerischer Instrumentalfarbe. Sie umfasst auch Harmonien nicht-westlicher und amerikanischer Volksmusik (insbesondere des Jazz). Seine Studien umfassten bislang das Gamelan, afrikanisches Trommeln (an der Universität Ghana) und traditionelle Gesangsformen der hebräischen Heiligen Schriften.

Different Trains („Verschiedene Züge“) und Musik für 18 Musiker haben ihm jeweils den Grammy Award eingebracht, und seine Werke der Gattung „dokumentarische Video-Oper“ – The Cave („Die Höhle“) und Three Tales („Drei Erzählungen“), die in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Beryl Korot ausgeführt wurden – haben die Grenzen des Mediums Oper erweitert. Hinsichtlich sowohl ausgeweiteter Harmonien als auch der Instrumentation ist seine Musik über die Jahre erheblich gewachsen, was in einem Pulitzer-Preis für sein 2007 komponiertes Double Sextet mündete.

Aufgeführt wurde Reichs Musik von großen Orchestern und Ensembles überall in der Welt, u.a. von den Philharmonikern New Yorks und Los Angeles’, den Symphonieorchestern Londons, San Franciscos, Bostons und der BBC, der London Sinfonietta, dem Kronos Quartet, dem Ensemble Modern, dem Ensemble Intercontemporain, den Bang on a Can All-Stars und von eighth blackbird. Einige bekannte Choreographen wie Anne Teresa de Keersmaeker, Jirí Kylían, Jerome Robbins, Wayne McGregor und Christopher Wheeldon haben Tänze zu seiner Musik kreiert.

„Es gibt bloß eine Handvoll lebender Komponisten, die zu Recht für sich beanspruchen können, den Verlauf der Musikgeschichte geändert zu haben, und Steve Reich ist einer von ihnen.“ (Guardian)

Die Werke von Steve Reich erscheinen im Verlag von Boosey & Hawkes.

Februar 2016



Langbio:

Steve Reich wurde als „größter lebender Komponist Amerikas“ (The Village VOICE) und „originellster musikalischer Denker unserer Zeit (The New Yorker) bezeichnet; für die New York Times gehört er „zu den großen Komponisten des Jahrhunderts“. Von seinen frühen auf Band aufgezeichneten Sprachstücken It's Gonna Rain (1965) und Come Out (1966) bis zu seiner mit der Videokünstlerin Beryl Korot erarbeiteten digitalen Videooper Three Tales (2002) hat Reich nicht nur Aspekte westlicher klassischer Musik aufgegriffen, sondern auch die Formen, Harmonien und Rhythmen traditioneller Musik aus nicht-westlichen Ländern und Amerika, insbesondere des Jazz. „Es gibt bloß eine Handvoll lebender Komponisten, die zu Recht für sich beanspruchen können, den Verlauf der Musikgeschichte geändert zu haben, und Steve Reich ist einer von ihnen“, so der Londoner Guardian.

Reich wuchs in New York, wo er geboren war, und in Kalifornien auf. 1957 schloss er sein Studium der Philosophie an der Cornell University mit Auszeichnung ab. Anschließend studierte er für zwei Jahre Komposition bei Hall Overton, bevor er seine Studien von 1958 bis 1961 an der Juilliard School of Music bei William Bergsma und Vincent Persichetti fortsetzte. Seinen M.A. in Musik erhielt Reich 1963 am Mills College, wo er mit Luciano Berio und Darius Milhaud arbeitete.

Ein Stipendium des Institute for International Education ermöglichte ihm im Sommer 1970 einen Aufenthalt am Institut für Afrikastudien an der University of Ghana in Accra, wo er Trommeln lernte. In den Jahren 1973 und 1974 widmete er sich dem balinesischen Gamelan Semar Pegulingan und Gamelan Gambang an der American Society for Eastern Arts in Seattle und Berkeley/Kalifornien. Von 1976 bis 1977 schlossen sich Studien des traditionellen Gesangs der hebräischen Schriften in New York und Jerusalem an.

Im Jahr 1966 gründete Steve Reich sein eigenes Ensemble mit drei Musikern, das rasch auf 18 oder mehr Mitglieder anwuchs. Seit 1971 führen Tourneen Steve Reich and Musicians durch die ganze Welt, wo sie vor ausverkauften Häusern von der Carnegie Hall bis zum Bottom Line Cabaret auftreten.

Das 1988 entstandene Stück Different Trains markiert in Reichs Werk eine neue Kompositionstechnik, die in Stücken wie It's Gonna Rain und Come Out wurzelt. Dabei wird das musikalische Material für die Instrumente aus Sprachaufnahmen entwickelt. Die New York Times pries Different Trains als „Werk von solch erstaunlicher Originalität, dass es kaum weniger als einen Durchbruch bezeichnet … hinterlässt einen erschütternden Gefühlseindruck“. Für die Aufnahme des Kronos-Quartetts von Different Trains auf dem Label Nonesuch wurde der Komponist 1990 mit einem Grammy für die Beste Zeitgenössische Komposition ausgezeichnet. Einen weiteren Grammy erhielt Reich 1999 für sein Stück Music for 18 Musicians, ebenfalls auf Nonesuch. Das Label brachte 1997 eine Retrospektive von Reichs Werk auf 10 CDs heraus, auf denen sich auch einige neu eingespielte Werke und überarbeitete Aufnahmen finden.

Im Juli 1999 präsentierte das Lincoln Center Festival einen Querschnitt durch das Werk von Steve Reich, nachdem bereits zuvor, im Jahr 1988, das South Bank Centre in London eine ähnliche Reihe von Werkschauen zur Aufführung gebracht hatte.

The Cave, das Video-Musiktheaterstück von Steve Reich und Beryl Korot, das sich der biblischen Geschichte von Abraham, Sara, Hagar, Ismael and Isaak widmet, wurde vom Time Magazine als „faszinierende Ahnung dessen, was Oper im 21. Jahrhundert sein kann“ gepriesen. Über die Chicagoer Uraufführung schrieb John von Rhein von der Chicago Tribune: „Die Techniken, die dieses Werk aufgreift, besitzen das Potential, die Oper als lebende Kunstform tausendfach zu bereichern ... The Cave beeindruckt jedenfalls als kraftvolles und einfallsreiches Stück Hightech-Musiktheater, das die unruhige Gegenwart in einen nachhallenden Dialog mit der alten Zeit versetzt und uns alle einlädt, unser kulturelles Erbe neu zu bedenken.“

Auch Three Tales, eine dreiteilige dokumentarische Video-Oper, ging aus der Zusammenarbeit von Steve Reich mit Beryl Korot hervor. Das Werk, das von drei bekannten Ereignissen des zwanzigsten Jahrhunderts handelt, reflektiert die Auswirkungen der Technisierung im 20. Jahrhundert: in Hindenburg geht es um den Absturz des gleichnamigen deutschen Zeppelins 1937 in New Jersey; Bikini thematisiert die Atombombentests am Bikini-Atoll von 1946-1954; Dolly schließlich ist ein Stück über das 1997 geklonte Schaf und die Fragen von Gentechnik und Robotik. Three Tales ist ein dreiaktiges Musiktheaterstück, in dem historisches Film- und Videomaterial, auf Video aufgezeichnete Interviews, Fotos, Texte und eigens konstruierte Standbilder auf Computer wiedergegeben, auf ein Videoband übertragen und auf Großleinwand projiziert werden. Auf der Bühne befinden sich neben der Leinwand Musiker und Sänger, die die Debatte über den physikalischen, ethischen und religiösen Charakter der technischen Entwicklung vortragen. Nach der Premiere bei den Wiener Festwochen 2002 ging Three Tales auf Tournee durch ganz Europa, Amerika, Australien und Hong Kong. Die im Herbst 2003 erschienene Nonesuch-DVD/CD mit dem Stück führten viele Kritiker auf ihren Bestenlisten.

Über die Jahre hat Steve Reich zahlreiche Auftragswerke geschrieben, darunter für das Londoner Barbican Centre, die New Yorker Carnegie Hall, das Holland-Festival, das San Francisco Symphony, The Rothko Chapel, die Wiener Festwochen, das Berliner Hebbel-Theater, den Gitarristen Pat Metheny (im Auftrag der Brooklyn Academy of Music), das Spoleto-Festival in den USA, den WDR, die Turiner Settembre Musica, den Klarinettisten Richard Stoltzman (im Auftrag der Fromm Music Foundation), das Saint Louis Symphony Orchestra, Kronos Quartet (im Auftrag von Betty Freeman) und das Festival d'Automne in Paris, anlässlich des 200. Jahrestags der Französischen Revolution.

Bedeutende Orchester und Ensembles auf der ganzen Welt haben Steve Reichs Musik aufgeführt, etwa das London Symphony Orchestra, das San Francisco Symphony Orchestra und das Boston Symphony Orchestra, allesamt unter Michael Tilson Thomas, die New Yorker Philharmoniker unter Zubin Mehta, das Ensemble Modern unter Bradley Lubman, das Ensemble Intercontemporain unter David Robertson, London Sinfonietta unter Markus Stenz und Martyn Brabbins, das Theater of Voices unter Paul Hillier, das Schönberg Ensemble unter Reinbert de Leeuw, das Brooklyn Philharmonic Orchestra unter Robert Spano, das Saint Louis Symphony unter Leonard Slatkin, das Los Angeles Philharmonic unter Neal Stulberg, BBC Symphony unter Peter Eötvös.

Einige namhafte Choreographen haben Tänze zu Steve Reichs Musik aufgeführt, darunter Anne Teresa de Keersmaeker („Fase“, 1983, zu vier frühen Werken sowie zu Drumming, 1998, und „Rain“ zu Music for 18 Musicians), Jirí Kylían („Falling Angels“ zu Drumming Part I), Jerome Robbins für das New York City Ballet (Eight Lines) und Laura Dean, die Sextet in Auftrag gab. Das daraus entstandene Ballettstück, „Impact“, wurde beim Next Wave Festival der Brooklyn Academy of Music uraufgeführt und brachte Steve Reich und Laura Dean 1986 einen Bessie Award ein. Weitere herausragende Choreographen, die mit Reichs Musik gearbeitet haben, sind Eliot Feld, Alvin Ailey, Lar Lubovitch, Maurice Béjart, Lucinda Childs, Siobhan Davies und Richard Alston.

1994 wurde Steve Reich in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen; 1995 folgte die Bayerische Akademie der Schönen Künste. Im Jahr 1999 wurde Reich zum Commandeur de l'ordre des Arts et Lettres ernannt. Das Jahr 2000 brachte für Reich fünf weitere Ehrungen: den Schuman Prize der Columbia University, das Montgomery Fellowship vom Dartmouth College, die Regent’s Lectureship an der University of California in Berkeley, die Ehrendoktorwürde des California Institute of the Arts sowie die Wahl zum Composer of the Year von Musical America. 2007 wurde Steve Reich von der Schwedischen Akademie für Musik der Polar-Music-Preis verliehen. 2014 erhielt er auf der Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.

Das Jahr von Steve Reichs 70. Geburtstag (2006) wurde mit Festivals und Sonderkonzerten zelebriert, die von Ensembles in der ganzen Welt organisiert waren. In New York, der Heimatstadt des Komponisten, schlossen sich die Brooklyn Academy of Music, Carnegie Hall und das Lincoln Center zusammen, um komplementäre Programme seiner Musik zu präsentieren und in London organisierte das Barbican Centre eine große Retrospektive. Konzerte wurden ebenfalls gegeben in Amsterdam, Athen, Brüssel, Baden-Baden, Barcelona, Birmingham, Budapest, Chicago, Köln, Kopenhagen, Denver, Dublin, Freiburg, Graz, Helsinki, Los Angeles, Paris, Porto, Vancouver, Wien und Vilnius. Zudem hat Nonesuch Records im September 2006 ihre zweite CD-Box mit den Werken Steve Reichs, Phases: A Nonesuch Retrospective, veröffentlicht. Die fünf CDs umfassende Sammlung enthält vierzehn der bekanntesten Stücke des Komponisten und umspannt damit seine 20 Jahre währende Zusammenarbeit mit dem Label. 2005 veröffentlichte Nonesuch die Ersteinspielungen von You Are Variations und Cello Counterpoint mit dem LA Master Chorale unter der Leitung von Grant Gershon sowie der Violoncellistin Maya Beiser.

Reichs Daniel Variations (2006) wurde gemeinsam vom Barbican Centre, der Carnegie Hall, der Daniel Pearl Stiftung, der Cité de la Musique und dem Casa da Música in Auftrag gegeben und basiert auf den Schriften des verschollenen Journalisten Daniel Pearl. Das Werk wurde unter großem Beifall im Londoner Barbican Centre uraufgeführt und seither in New York, Paris, München, Porto, Los Angeles, Toronto, Boston, Miami und Tokio gespielt. Eine hochgelobte Aufnahme erschien auf Nonesuch.

Im April 2009 gewann Steve Reich seinen ersten Pulitzer-Preis für Double Sextet (2007). Vom Ensemble eighth blackbird in Auftrag gegeben, wurde das 22-minütige Stück am 26. März 2008 im Modlin Center der University of Richmond, Virginia, uraufgeführt. Besetzt mit jeweils zwei Flöten, Klarinetten, Vibraphonen, Klavieren, Violinen und Violoncelli, kann Double Sextet auf zweierlei Art gespielt werden: mit zwölf Musikern oder mit sechs, die zusammen zu ihrer eigenen Aufnahme spielen.

2x5, das 2008 für die Musiker von Bang on a Can geschrieben und in Manchester uraufgeführt wurde, teilte das Programm mit "Kraftwerk", den Pionieren elektronischer Musik. Mallet Quartet wurde 2009 in Budapest uraufgeführt. Sowohl 2x5 als Double Sextet wurden für das Label Nonesuch eingespielt und von der Kritik gefeiert.

Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde Steve Reich 2011 mit Konzerten rund um den Globus geehrt, u.a. in den USA, Großbritannien, Portugal, Schweden, Spanien, Deutschland, Frankreich und Polen. Das Kronos Quartet gab ein neues Streichquartett in Auftrag, WTC 9/11, das im März 2011 an der Duke University uraufgeführt und später zusammen mit anderen neuen Werken im Rahmen von Sonderkonzerten zu seinen Ehren in der Carnegie Hall und dem Barbican Centre gespielt wurde. In selben Jahr wurde Reich als Associate Composer am Casa da Música in Porto geehrt sowie mit der Ehrendoktorwürde der New England Conservatory ausgezeichnet.

Reichs durch die Band Radiohead inspiriertes Werk für Kammerensemble, Radio Rewrite, entstanden im gemeinsamen Auftrag von London Sinfonietta, Alarm Will Sound und Stanford Live, wurde 2013 uraufgeführt. Im Oktober 2014 hob die Colin Currie Group sein Quartet für zwei Vibraphone und zwei Klaviere aus der Taufe. In der Spielzeit 2016–17 wird Reich an der New Yorker Carnegie Hall den 'Richard and Barbara Debs Composer's Chair' innehaben.

Die Werke von Steve Reich erscheinen im Verlag von Boosey & Hawkes.

Februar 2016
(Übersetzung: Andreas Goebel / Howard Weiner)

Diese biografischen Texte können kostenfrei in Konzertprogrammen mit folgemdem Nachweis wiedergegeben werden:
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Boosey & Hawkes.

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