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Eine Einführung in die Musik HK Grubers von Paul Driver

HK Gruber entzieht sich jeglicher Einordnung ebenso schnell, wie die Kulturexperten sie vornehmen können. Neoromantisch, neotonal, neoexpressionistisch, neuwienerisch: Keines dieser Etiketten paßt auf ihn - vielmehr ist er ein empfindungsfähiger (und rundum vollendeter) Komponist, welcher auf jeden musikalischen Stimulus reagiert, der ihm begegnet, sei er nun anspruchsvoll oder anspruchslos, zwölf- oder siebentönig, bitter oder süß, und welcher sich zu keiner Äußerung mit aufgesetztem musikalischen Akzent verleiten läßt.

Seine Wiener Herkunft war in bezug auf sein Schaffen allerdings immer ein zentraler, entscheidender Faktor. Die großen Wiener Klassiker von Haydn bis Berg stecken ihm natürlich im Blut, genau wie die Wiener Volksmusik; das bezeugt Charivari, das "Austrian Journal" für Orchester, das auf Perpetuum Mobile von Johann Strauß (Sohn) basiert. Diverse Anklänge von Revue und Pop ziehen sich durch fast alle Kompositionen Grubers, von den gemäßigt angelegten (aber eigentümlich an die Brandenburgischen Konzerte gemahnenden) 3 MOB Pieces bis hin zum meisterhaften Cellokonzert in einem Satz. Der einprägsame Popsong, der sich am Ende des streng aufgebauten 1. Violinkonzerts ...aus schatten duft gewebt entspinnt, stammt ganz aus der Feder des Komponisten (nun ja, man munkelt, daß Franz Xaver Gruber, der Urheber von Stille Nacht, sein Vorfahr sei) und nimmt ähnliches Gewicht und Schärfe an wie der entlehnte Bachchoral am Ende des Violinkonzerts von Alban Berg. Zudem besticht Grubers Werk (kürzlich bearbeitet, um den abschließenden paradiesischen Popsong auszudehnen) unter vielen anderen faszinierenden Eigenschaften durch die Mühelosigkeit, mit der es die stilistischen Welten Bergs und Strawinskis zusammenfügt, die chromatische und die diatonische, die expressionistische und die neoklassische.

Grubers bislang berühmt-berüchtigtstes Werk ist sein Melodram im Sinne der "schwarzen Romantik", das "Pan-dämonium" Frankenstein!! das von einer anderen Wiener Besonderheit bestimmt wird - von einem schwarzen Humor, der entschieden verschärft wird, wenn der Komponist persönlich den Chansonnier-Solisten abgibt. Der Fernsehfilm Bring me the head of Amadeus, unter der Regie von Barrie Gavin als Huldigung zum zweihundertsten Todestag seines Landsmannes Mozart von Gruber erdacht, vertont und dargestellt, hat Teil an dieser Stimmung, die zweifellos auch dem langerwarteten "musikalischen Spektakel" Gomorra anhaften wird, einer Auftragskomposition für die Wiener Volksoper nach einem Text von Grubers oftmaligem Mitarbeiter Richard Bletschacher.

In welche Musikerrolle Gruber auch schlüpft (Komponist, Dirigent, Chansonnier, Schauspieler, Kontrabassist) und was für stilistische Zutaten er in seinen Werken auch verwenden mag, er bleibt unverwechselbar er selbst: eines der erstaunlich originellen und gebieterischen Talente der Nachkriegsmusik.

Paul Driver, 1992

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