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Eine Einführung in die Musik Kolbs von Peter M Wolrich

Die Inspiration zu den Werken Barbara Kolbs, mit ihren verflochtenen Strukturen und intensiven Höhepunkten, ist nicht in mathematischen Formen, sondern vielmehr in poetischen Ideen und visuellen Vorstellungen zu finden. Ihr emotionaler und atmosphärischer Charakter erinnert stark an Ravel und Debussy, mit zeitweisen Anklängen an amerikanische Jazzrhythmen.

Verflochtene Strukturen. Kolbs Harmonien sind atonal, ohne lineare Entwicklung oder traditionelle Auflösung, wobei die Verschleifung der Harmonien und der bewegliche Charakter der harmonischen Schwerkraft den Eindruck einer Tonalität frei jeglicher Richtungsangabe vermittelt. In Millefoglie werden, wie der Name schon nahelegt, verschiedene Lagen von Akkorden zur Schaffung einer Reihe melodischer und harmonischer Variationen übereinandergelegt.

Intensive Höhepunkte. Kolbs Werke erforschen in einem zeitgenössischen Idiom die Geographie der Bewegung bis zum Höhepunkt. Im Orchesterstück Soundings wird dieser durch die progressive überlagerung horizontaler Lagen erreicht. The Point That Divides The Wind erzielt seinen Höhepunkt durch das absichtliche Wiederholen von Dynamik und melodischen Einheiten, bis zum Erreichen des Siedepunkts. Die Kulmination im letzten Abschnitt von Yet That Things Go Round wird durch die progressive Abnahme der Tonstärke bis zur Stille, gefolgt von einer ungestümen Fortissimo-Koda erzielt. Der Höhepunkt in Grisaille ist die Folge einer gesteigerten rhythmischen Intensität, während dieser in Looking for Claudio von einer rhythmischen Modulation herruhrt.

Poetische Ideen. In vielen ihrer Werke vertont Barbara Kolb poetische Dichtungen. In einigen, wie z.B. Chromatic Fantasy und Songs Before an Adieu wird der Text gesprochen oder gesungen. In Appello, einem Solostück fur Klavier, und Three Lullabies für Gitarrensolo hingegen wird—ohne Worte—ein musikalisches Gegenstück zu bestimmten poetischen Visionen geschaffen.

Visuelle Vorstellungen. Die Struktur einiger Stücke wurde durch rein visuelle Vorstellungen nahegelegt. In Grisaille stützt sich die Komponistin auf die Malmethoden der Renaissance, indem sie eine Reihe ubereinanderliegender, musikalischer Strukturen schafft, die eine allmähliche farbliche Änderung durchmachen, bevor ein stürmischer Höhepunkt erreicht wird, der das zu Grunde liegende Material völlig auslöscht. In ihrem relativ neuen Werk für Flöte und Cello, Extremes, wird dessen Struktur durch ein Bild des Widerstands bestimmt.

Amerikanischer Jazz. In Homage to Keith Jarrett and Gary Burton und auch in Chromatic Fantasy werden Jazzmodulationen in einem völlig zeitgenössischen Kontext eingesetzt.

Französischer Einfluß. Das gesamte musikalische Schaffen Barbara Kolbs durchzieht eine impressionistische Sensibilität französischen Charakters in destillierter, aufgelöster und überlagerter Form. So strebt die Musik, Lage um Lage, wie ein strömender Fluß oder das Rauschen der Brandung auf den Höhepunkt zu, der alles auflöst, Furcht einflößt, verwandelt oder in Aufruhr bringt.

Peter M Wolrich, Paris, 1989

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