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  • Vom November 1941 an diente das tschechische Terezín (Theresienstadt) dem NS-Regime als Konzentrationslager. Immer mehr Menschen wurden in die kleine Garnisionsstadt deportiert. Unter den vielen befanden sich auch zahlreiche Künstler; zum Teil versuchten sie, ihre Tätigkeit im Lager fortzusetzen. So entwickelte sich unter absurden Umständen – Theresienstadt war zugleich Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager und Vorzeigeobjekt der Nazi-Propaganda – ein, wenn auch beschränktes, kulturelles und gesellschaftliches Leben, durch das die Teilnehmenden sich einen Teil ihrer Würde bewahrten. (Eine kurze Einführung in die Thematik findet sich hier.)


  • Einige der begabtesten europäischen Musiker wurden nach Theresienstadt deportiert – ausgezeichnete Schüler und Assistenten von Großen ihrer Zeit wie Janácek, Zemlinsky, Schönberg und Haba. Der beginnende Karriereweg dieser Komponisten und Dirigenten wurde durch die Barbarei der Nationalsozialisten brutal abgeschnitten. Gleichwohl haben ihre Werke sich zumindest zum Teil erhalten. Sie liegen in modernen Ausgaben vor und legen lebendiges Zeugnis von der ungewöhnlichen Begabung ihrer Schöpfer und von der Zeit ihrer Enstehung ab.

  • Pavel Haas

    (1899 Brno – 1944 Auschwitz) studierte in Janáceks Meisterklasse und verschmolz den Stil seines Lehrers mit böhmischen, jüdischen Einflüssen und Jazz-Elementen zu einer eigenen kraftvollen, oft polymetrischen Tonsprache. Werke aus den 1930er Jahren wie die Oper Scharlatan, das Streichquartett Nr.3 sind ebenso eindrucksvoll wie etwa sein letztes überliefertes Werk aus Theresienstadt, die Vier Lieder nach chinesischer Poesie.

  • Rudolf Karel

    (1880 Pilsen – 1945 Theresienstadt) war Kompositionsschüler von Anton Dvorak und Lehrer am Prager Konservatorium. In Prag beteiligte er sich am Widerstand und wurde am 19. März 1943 verhaftet. Im Februar 1945 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert. Er ist u.a. der Schöpfer ‘slawisch’ inspirierter Orchesterstücke sowie der sinfonischen Dichtung Dämon.

  • Gideon Klein

    (1919 Prerov/Mähren – 1945 Fürstengrube) galt als Pianist und Komponist als außerordentliches Talent, mußte jedoch sein Studium bei Alois Hába nach Schließung der tschechischen Universitäten durch die Besatzer beenden. Von erstaunlicher Reife zeugen das in Theresienstadt entstandene Streichtrio oder Bachuri Le’an Tisa für Frauenchor ebenso wie die erst jüngst entdeckten Werke vor 1941, darunter das Bläserdivertimento.

  • Hans Krása

    (1899 Prag – 1944 Auschwitz) studierte bei Zemlinsky und Roussel und wirkte an der Berliner Krolloper. Vom kosmopolitisch-vielschichtigen Stil früherer Kompositionen wie Thema und Variationen für Streichquartett wandte er sich in Theresienstadt einem dezidiert tschechischen Idiom zu wie in den Rimbaud-Liedern oder Passacaglia und Fuge für Streichtrio.

  • Paul Aron Sandfort

    (1930 Hamburg – 2007 Hornbaek/Dänemark) war Trompeter des Theresienstädter ‘Stadtorchesters’ und wirkte an den Brundibár-Aufführungen mit. Er überlebte und komponierte in seinen letzten Lebensjahren u.a. eine (bei Krása fehlende) Ouvertüre zur Oper sowie Nachschub für Sprecher und Ensemble – der von ihm selbst verfasste Text des Stücks gibt die Gedanken eines hungernden Kindes wieder, das in Theresienstadt nach Essen ansteht.

  • Zikmund Schul

    (1916 Chemnitz – 1944 Theresienstadt) studierte bei Hindemith in Berlin und Haba in Prag. Viktor Ullmann galt er als große Begabung. Ende 1941 wurde Schul deportiert und starb in Theresienstadt an Tuberkulose. Er hinterließ eine kleine Zahl von Kammermusikwerken, darunter die Chassidischen Tänze für zwei Streichinstrumente, ein Duo für Violine und Viola oder eine Fuge für Klavier.

  • Ilse Weber

    (1903 Witkowitz – 1944 Auschwitz) wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie als Krankenschwester arbeitete und während ihrer Nachtwachen mehr als 50 Gedichte schrieb. Einige vertonte sie selbst und sang sie zur Gitarre; mit ihrem Sohn Tommy und den Kindern ihrer Station wurde sie in Auschwitz ermordet. Die überlieferten Lieder liegen nun erstmals in einer Notenausgabe vor; einige wurden von Anne Sofie von Otter und Christian Gerhaher auf CD eingespielt.


  • <i>Brundibár</i>

    Aninka und Pepicek wollen auf dem Marktplatz singen, um Geld für ihre kranke Mutter sammeln zu können. Doch der Drehorgelmann Brundibár vertreibt sie. Dank der Hilfe von Hund, Katze und Spatz sowie gemeinsam mit den anderen Kindern der Stadt gelingt es, sich gegen den Bösewicht zu behaupten. Mi Brundibár schufen Hans Krása und sein Librettist Adolf Hoffmeister ein Stück über die Kraft der Gemeinschaft, das heute als Synonym für die Musik in Theresienstadt gelten kann.

  • 1938 entstanden, kam die Kinderoper im Herbst 1941 im Prager jüdischen Waisenhaus zur Uraufführung. In überarbeiteter Fassung führte sie der Komponist ab September 1943 über 50mal zusammen mit anderen Insassen im Lager Theresienstadt auf. Seit der ersten Verlagspublikation im Jahr 1992 zählt Brundibár zu den musikalischen Schlüsselerlebnissen vieler Kinder auf der ganzen Welt.

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  • zählte neben Chor- und Gesangswerken zu den bevorzugten Gattungen der sog. Theresienstädter Komponisten – im Lager selbst natürlich infolge der begrenzten Möglichkeiten. Aber auch aus der Zeit vor der Internierung liegen gewichtige Werke vor. Hierzu zählen Kompositionen der schon oben erwähnten Komponisten Pavel Haas, Gideon Klein und Hans Krása, ebenso wie Stücke für Streicher und/oder Klaver von Robert Dauber und Zigmund Schul, aber auch Kunst- und Kabarettlieder verschiedener Besetzung.


  • Besuchen Sie auch unsere Homepage zum Thema ‘Verfolgte Musik’ allgemein, mit dem Repertoire anderer unter dem NS-Regime verfolgter, ermordeter, ins Exil getriebener oder im Widerstand aktiver Künstler im Verlagsprogramm von Boosey & Hawkes / Bote & Bock.

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Inhaltsverzeichnis


Komponisten
Pavel Haas
Rudolf Karel
Gideon Klein
Hans Krása
Paul Aron Sandfort
Zikmund Schul
Ilse Weber
Die Oper
Brundibár

Kammermusik
Thema ›Verfolgte Musik‹

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