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Vertriebsgebiet
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

World Premiere
08/05/1971
Biennale, Zagreb
Siegfried Palm, cello
Über das Werk

In vier etüdenartigen Kompositionen, die formal eng aufeinander bezogen sind, thematisiert Isang Yun zahlreiche Möglichkeiten des gleitenden Übergangs, des Glissandos. Inspiriert von Klangcharakteren der koreanischen Saiteninstrumente, vor allem der zweisaitigen Fidel haegôm und der sechssaitigen Zither komun'go, entwickelte und notierte er hier eine für die westeuropäische Kunstmusik neuartige Idiomatik. In jeder Etüde treten charakteristische Spieltechniken hervor. Jedes der Stücke weist eine bogenförmige Anlage auf und erfährt doch seine Fortsetzung in der jeweils folgenden: Eine Steigerungsdramaturgie überwölbt den Zyklus.

Mit leisen, fast geräuschhaften Impulsen beginnt das erste Stück, in dem Yun in einer strophenartigen Anlage verschiedene Arten des mit der Fingerkuppe gezupften Glissando verwendet. Der dunkle Yang-Ton B ist der letzte Ton der Zwölftonreihe, die den Glissées zugrundeliegt. Durch Wiederholung wird er als ein "Hauptton" deutlich herausgestellt. Sein Tritonus, der helle Yin-Ton E, wird sodann innerhalb eines frei organisierten atonalen Klangfelds mit dem Bogen gestrichen (arco) exponiert. Steigernd, sempre accelerando erfolgt schließlich eine Entwicklung vom tiefen B zum dreigestrichenen E und zurück.

Auch im zweiten Stück, in dem pizzicato und arco zunächst auf engem Raum alternieren, lösen durch reguläre Reihenabläufe "gebundene" Passagen und "freie" einander ab. Durch weitgeschwungene Gesten innerhalb der Klangfelder zeigt sich hier eine Zunahme an Beweglichkeit und Flexibilität, die ins Extreme getrieben wird. Gegen Ende erstrebt Yun von der Tiefe aus die Integration durch ein bordunartig zweistimmiges pesante (wuchtig). Dieses verhakt sich zuletzt in einem vierstimmigen Akkord.

Im dritten Stück - durchgehend pizzicato - wird dieser Akkord zunächst mit dem Plektrum gezupft (eine Spieltechnik, die Yun in Anlehnung an die der koreanischen Zither komun'go entwickelte) und mit zweitönigen, meist engmaschigen Klangketten sowie ins Unbestimmte glissandierenden Einzeltönen konfrontiert.

Das vierte Stück - stets con sordino (mit Dämpfer) zu spielen - beginnt mit der Technik des col legno tratto (mit dem Holz des Bogens, der Bogenstange gestrichen). Yun fasst das Vorige noch einmal zusammen und hebt es dabei auf eine neue Stufe. Die Glissées verklingen im "expansiv flutenden Auf- und Abgleiten" (Gottfried Eberle). Gleichsam im Vorübergehen tönen auch noch zwei Abläufe der Zwölftonreihe herein. Wurde zu Beginn das starre Pizzicato durch kleine Glissandi belebt, so erscheinen nun umgekehrt in einer Glissandokette einzelne Pizzicatopunkte. Im Ausklang steht dem tiefen B das "reine" A in der Höhe gegenüber.

Glissées sind Siegfried Palm gewidmet.

Walter-Wolfgang Sparrer (1989)



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