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Vertriebsgebiet
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

World Premiere
28/11/1986
Erich-Höppner-Gymnasium, Berlin
Li-Na Chen, violin
Über das Werk

Li-Na im Garten ist ein fünfteiliger, fünf Tiere charakterisierender Zyklus für Solovioline, den Isang Yun für seine Enkelin Li-Na Chen komponiert hat. In gewisser Hinsicht, wenn auch natürlich auf weniger virtuoser Ebene, knüpft Yun hier an die Flöten-Etüden an: Die Stücke sind spiel- wie kompositionstechnisch progredierende Studien.

Das erste, Die hungrige Katze, verharrt in schlichtem C-Dur, der Sphäre, in die Yun als langjähriger Wahlberliner hineingewachsen und in der die Enkelin bereits aufgewachsen ist. Die Gesamtform indes ist wenig europäisch, ist eher für Yun spezifisch: Sie ist, so kühn der Vergleich klingen mag, der Form des Monolog für Bassklarinette gar nicht so unähnlich. Eine erste Phase bewegt sich vorsichtig von C-Dur weg zu Nachbartonarten, kehrt zum Ausgangspunkt zurück, der eine zweite, nun bis zur Sechzehntelbewegung gesteigerte Phase aus sich hervortreibt. Abgesang ist eine »wienerisch-ländlerische«, doppelgriffgesättigte Partie.

Zwei Pizzikati auf cis1 leiten über zum zweiten Stück, Das Kaninchen, in dem ein Arsenal weiterer Techniken gefordert wird: Pizzikati der rechten und linken Hand, gebrochene Oktaven, rasante Arpeggien über vier Saiten, Triller in hoher Lage, vierstimmige Akkorde. Die Bewegung steigert sich bis zu Zweiunddreißigsteln. Die Tonalität ist schwebend; ein letzter Teil erinnert mit seiner ruhigen tonalen Sphäre an das erste Stück, ist andererseits aber mit spezifisch Yunschen Klangtechniken – Glissandi, Umfärbung eines Tons – durchsetzt.

Das Eichhörnchen fordert flinkes Passagenspiel, das sich ganz und gar nicht mehr an die Dur-Moll-Skala hält. Einander entsprechende, perpetuum-mobileartige Eckteile umklammern einen rhythmisch und figurativ sehr differenzierten Mittelteil, der mit kleinen Elementen spielt, darunter Pizzikato-Akkorde und Flageolett-Glissandi.

Der Boxer von nebenan ist der Hund, der Isang Yun beim Arbeiten stört. Dieser »diabolus in musica« wird mit dem Tritonus als Ausgangsintervall charakterisiert sowie mit ruppigen Artikulationsformen, die festen, harten Strich verlangen.

Umso anmutiger und leichter kommt Das Vögelchen daher, das sich in eine lange europäische Tradition gleichartiger Charakterstücke einreiht. Dieses Schluss-Stück verlangt äußerste Leichtigkeit und Wendigkeit im Bogenstrich und auf dem Griffbrett wegen des raschen Wechsels der Artikulation und Figuration. Die dissonante Schlusskonstellation g-d 1-f 1-e3 zeigt an, dass Yun einerseits ganz von der Struktur des europäischen Instruments her denkt, zugleich aber seine Enkelin aus der Welt, die ihm eine zweite Heimat wurde und die die erste des Kindes ist, behutsam hineingeführt hat in eine zeitgemäße internationale Tonsprache, die auch die des Großvaters umgreift.
Gottfried Eberle



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