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Scoring

3(III=picc).3.3.3-4.3.3.1-timp.perc(2):I=SD/5tom-t/vib/tamb; II=SD/5susp.cym/glsp/BD/tam-t-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
18/03/1990
Braunschweig
Städtisches Orchester Braunschweig / Stefan Soltesz
Programme Note

Die Konzeption der Konturen ist – so Isang Yun – in hohem Maß beeinflußt durch einen Grundsatz seiner schöpferischen Kunst. Yun erzählt dazu ein Gleichnis aus uralten Zeiten: Ein Fürst hört von einem im ganzen Land berühmten Maler. Er bittet ihn zu sich und bestellt für sein Gemach das Bildnis eines Drachen. Der Maler geht fort und quält sich monatelang um dieses eine Werk. Vergebens schickt der Fürst Boten, um die Arbeit zu beschleunigen. Endlich erscheint der Maler mit dem fertigen Bild. Dieses bringt aber nicht die Abbildung eines Drachen, sondern gewaltige, schwarze und kurvenreiche Konturen. Der Fürst ist entsetzt. Er fühlt sich beleidigt und läßt den Künstler in den Kerker werfen. Monate später erinnert sich der Fürst an die schwarzen Konturen. Es kommt zu einer Verhandlung. Man erfährt, daß im Atelier des Malers sehr viele gemalte Drachen stünden, aber dieses eine Bild sei sein letztes, das vollendete Werk. Der Fürst läßt alle Bilder herholen und erkennt die Geschichte dieses einen Bildes. In gleichsam naturalistischer Genauigkeit stellte der Maler zunächst Drachen dar. Die folgenden Bilder wurden – mit den Worten Isang Yuns "immer einfacher". Der Fürst lernte, daß die Kraft der schlichten Konturen größer ist als die des naturalistischen Dekors.

Die Idee der klaren Konturen verknüpft Yun mit dem satztechnischen Prinzip des Unisono, des Einklangs. Einstimmigkeit sowie Reibungen, die aus gezielten Abweichungen von einem einstimmig intendierten Verlauf resultieren, gehören freilich lange schon zur Signatur seines Personalstils. Das Individuelle und Neue des für Braunschweig Ende 1989 komponierten Werks ist die Art, in der Yun hier die der ostasiatischen Musik eigentümliche lineare Struktur verwirklicht. Unter Unisono will der Komponist sowohl den Einklang verstanden wissen als auch das Arsenal der Abweichungstechniken. Dazu zählen zum Beispiel Klangbänder, die Parallelführung in (zumal großen) Sekunden, Quarten und Terzen, oder in Akkorden aus diesen Intervallen. Bewußt vermied Yun die "herkömmlichen" Dissonanzen. Er sieht neue Perspektiven in der Logik seines Unisono. Im Konzept des Klangs als Wohlklang sucht er "Wege zu mehr Freiheit, zu Einheit, Menschlichkeit und einer neuen Schönheit".

Die äußerlich einsätzige Komposition bringt drei ineinander übergehende Teile mit den Tempocharakteren mäßig schnell – langsam – schnell. Das Schlagzeug ist mit Pauken, Trommeln, Tom-Toms, Becken, Vibraphon, Glockenspiel und Tamburin eher zurückhaltend besetzt. Indem Yun das Ornamentale, die melismatischen Umspielungen, die zur Substanz seiner Musik gehören, auf das Nötigste beschränkt, treten die Konturen eines quasi-thematischen Prozesses, dessen Spuren er sorgfältig verwischt, umso deutlicher hervor.

I. Das Werk beginnt mit dem Gesang der tiefen Streicher. Das zwei Oktaven umspannende Unisono auf cis erreicht über seinen Gegenpol f einen Mollseptakkord über c. Auf den nach unten gewölbten Halbkreis folgen Hornrufe. Im großen Aufwärtszug setzen die Streicher ihren Gesang fort. Ein weiterer thematischer Charakter erklingt im vogelstimmenartigen Locken der Holzbläser.
Der solistische Chor der Blechbläser sorgt nun wiederholt für Kontraste. Ihm antworten dann Holzbläser und Streicher. Lockende Motive – Chiffren der Sehnsucht nach einer andern und fernen Welt – sind (zumal bei den Blechbläsern) eingesenkt in den singenden und wogenden Klangstrom.
Den dritten Chor der Blechbläser beantworten die Streicher allein. Yun intensiviert nun das Geschehen, indem er über den zuvor bevorzugten Ganzton hinaus auch den leidenschaftlicheren Halbton herausstellt.

II. Der Ruf nach einer andern Welt erfährt eine Antwort in den Klanginseln des langsamen Mittelteils. Ohne daß Tonalität wirklich würde, komponiert Yun hier Schwebezustände. Die Spannung von cis nach c erscheint zum Beispiel im Gleiten von cis-moll nach As-Dur. Mehrfach führt die bogenförmige Dramaturgie von solistischer Entrückung zur Öffnung in ein Tutti. Den rückläufigen Prozeß initiiert ein Fagottsolo.

III. Der rasche Schlußteil signalisiert Aufbruch. In einem zweiten Anlauf mündet das zwar massive, aber sehr bewegliche Tutti in die Stille eines Violinsolos. Sextolische Klangbänder der Flöten und Violinen unterstützen nun das konturbildende Aufwärts der Posaunen und Oboen. Kurz vor dem sinnlichen Leuchten des Schlusses hält die Musik noch einmal inne: Dunkle Farben (um f) leiten zu einer auskomponierten Insel der Ruhe.
Walter-Wolfgang Sparrer (1990)

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