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Publisher

Boosey & Hawkes / Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Programme Note

Daß Yuns Komponieren Ostasiatisches mit Westeuropäischem verschmilzt, ist mittlerweile ein Gemeinplatz. Mit Idealen wie zum Beispiel dem der Einheit in der Mannigfaltigkeit und Grundsätzen wie der entwickelnden Variation ist Yun dabei einerseits den Prinzipien und der Tradition klassischen Komponierens näher als viele seiner Zeitgenossen. Andererseits bewahrt er Distanz durch die ihm eigene, an den heterophonen Verläufen der chinesisch-koreanischen Hofmusik orientierte Idiomatik.

Das Thema der Verschmelzung von ostasiatischer und westeuropäischer Klangerfahrung, das im Titel Ost-West-Miniaturen mit anklingt, konkretisiert Yun hier, indem er der Oboe das Lineare der ostasiatischen Klanggestik zuordnet, zu der das Violoncello - das Instrument, das er selber erlernt hat - den westlichen Widerpart bildet. Die beiden Stücke von jeweils rund fünf Minuten Spieldauer entstanden im März 1994. Ost-West-Miniatur I, angeregt durch das Goethe-Institut Turin, wurde offiziell erstmals am 07.11.1995 beim Festival Wien Modern von Heinz Holliger und Patrick Demenga im Wiener Musikverein gespielt; Ost-West-Miniatur II ist Ulrich Eckhardt, dem Intendanten der Berliner Festspiele, zum 60. Geburtstag gewidmet und wurde am 28.05.1994 in der Berliner Siemens-Villa von Albrecht Mayer und Götz Teutsch uraufgeführt.

Yuns "Hauptklangtechnik" ist ein Komponieren mit Zentraltönen, für das in entwickelnder Variation spiralartig sich verändernde Intervallrelationen wesentlich sind. Im ersten Takt der Ost-West-Miniatur I erklingt im Violoncello der Tritonus F-H und zuvor in der Oboe das um drei Oktaven und einen Ganzton höhere cis2 - eine Distanz, die auch symbolisch bedeutsam ist. Die asiatische Gestik des Blasinstruments zeigt sich hier paradigmatisch im zunächst lang ausgehaltenen und nur klangfarblich modifizierten Einzelton. Das Cello wirkt als Impulsgeber, wenn zum Beispiel die Oboe den Tritonus vom Anfang als cis2-g2 aufgreift. Der erste Zusammenklang kehrt im letzten Takt wieder in der Konfiguration kleine Sext a1-f 2 plus Quart b2 - höher gelegen, konsonierender und ausgewogener.

Mit Fis-C im Violoncello und a1 in der Oboe am Beginn fügt sich die Ost-West-Miniatur II nahtlos an den des ersten Satzes an, dessen steigernder Komparativ sie gleichwohl bildet. Charakteristisch für beide Stücke ist die konsequent lineare Gestaltung zumal der Stimme des Blasinstruments, der sich das Violoncello immer mehr anpaßt, sowie die allmähliche, durch kleinere Notenwerte vermittelte Bewegungszunahme und Belebung der klanglichen Gestik.
Walter-Wolfgang Sparrer (1995)

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