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Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
05/02/1981
Bremen
Beate-Gabriela Schmitt, flute / Ursula Holliger, harp / Akiko Tatsumi, violin / Walter Grimmer, cello
Programme Note

Der Titel Novellette meint eine kleine Erzählung, deren Inhalt frei assoziiert werden darf. Die individualisierte Besetzungsangabe "für Flöte (Altflöte) und Harfe, ad libitum mit Violine und Violoncello oder Viola" verweist auf die unterschiedliche Gewichtung der Klangschichten: Protagonist ist die Stimme der Flöte; die Harfe gehört als obligate Begleitung dazu, während die Streicher einen klangfarblichen Hintergrund bilden.

Die Novellette zeigt eine streng symmetrische, je nach Lesart drei-, zwei- oder auch fünfteilige Anlage. Wie felsige Berge umrahmen zwei ausgedehnte Formblöcke – der erste ist mit der Altflöte besetzt, der zweite mit der großen Flöte – die dazwischen liegende Ebene eines langsamen Mittelteils (ebenfalls noch mit Altflöte). Eine Einleitung (19 Takte: große Flöte) und ein Epilog (20 Takte) runden diese Form (a A c B b).

In einem einzigen dynamisch ins Extreme gesteigerten Verlauf exponieren die 19 Takte der Einleitung einen entscheidenden Zug des gesamten Werks wie auch einzelner seiner Teile: Das Prinzip stetig zunehmender Steigerung scheint die Dramaturgie im großen zu bestimmen. Ungewöhnlich ist hier auch die debussystisch wuchernde Ornamentik in der Flötenstimme. Die lang ausgehaltenen Haltetöne an den Phrasenenden werden kaschiert durch die zarte Intonation im Flageolett und die prompt einsetzende Harfengestik.

Der erste Hauptteil (Altflöte) ist in sich dreiteilig angelegt. Zunächst werden lang gezogene Töne auf mehreren Tonhöhenebenen exponiert. Die erreichte Tonhöhe wird in der Flöte dann durch Anschwünge (sowie Zwischenschläge) zum lang ausgehaltenen Ton hin befestigt und ausgebaut, während der Harfenpart an Selbständigkeit deutlich zunimmt. Ein schnelleres Metrum, heftige Akzente in der Altflöte sowie große Intervallsprünge in beide Richtungen bringen schließlich allseitige Bewegtheit (auch die Streicher erwachen zu größerer Aktivität und Selbständigkeit) sowie Dehnung und Ausweitung des Tonhöhen-Raums.

Als ruhige Insel fungiert der relativ statische langsame Mittelteil, in dem die Tonbildung der Flöte vom einen Hauptton aus einsetzt. Die Klangbildung aller Instrumente ist hier verfremdet: Die Flötistin erzeugt mikrotonale Glissandi und Flageolettklänge sowie Klangfarbenwechsel auf ein und demselben Ton; die Harfenistin bringt Glissandi hervor, indem sie die Saite mit dem Stimmschlüssel manipuliert; die Streicher glissandieren con sordino im Doppelflageolett. Bewegungszunahme und Verdichtung geschieht im zweiten Abschnitt dieses Intermezzos, wobei die Streicher erstmals auch miteinander dialogisieren.

Der zweite Hauptteil (große Flöte) erscheint als ein einziger großer Steigerungsprozess. Nur jeweils ein solistischer Takt der Harfe wirkt hier gliedernd für den Verlauf. Abrupt erfolgt schließlich der Umschlag in die Unbewegtheit des Epilogs: zuerst verlangsamt Yun das Tempo, dann nimmt er die Dynamik zurück, schließlich reduziert er die Bewegungen und beschränkt sein Material auf das Zirkulieren um einen Ton. Wie in einem Mosaik greift die Flöte dabei gelegentlich auf einzelne Motive aus verschiedenen Teilen der Komposition zurück.
Walter-Wolfgang Sparrer (2000)

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