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Orchesterbesetzung

fl.ob.cl.bn-hn

Abkürzungsverzeichnis (PDF)

Verlag:

Anton J. Benjamin / Simrock

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Verfügbarkeit

Über das Werk

Das Bläserquintett entstand um 1800. Dennoch schrieben die klassischen Komponisten, die wir heute zur ersten Riege zählen, nicht für diese Besetzung. Haydn, Mozart, Beethoven schufen viele Bläsermusiken, aber keine Quintette für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Eigentlich komponierten sogar erst im 20. Jahrhundert etliche Großmeister für die Gattung: Schönberg, Hindemith, Nielsen, Ligeti, Carter u.v.m. Wenn ein Bläserensemble also herausragende Quintettmusik der Klassik – der Epoche seines Ursprungs, der Hoch-Zeit der Bläsermusiken – spielen möchte, so ist es auf Bearbeitungen angewiesen. Bearbeitungen waren Gang und Gäbe in der Klassik. Die romantische Idee eines unantastbar genialen Kunstwerkes hätte Mozart wohl mit verständnislosem Gelächter quittiert. Er bearbeitete Bach und Händel und viele andere und arrangierte seine eigenen Opern für Harmoniemusik. Auch Beethoven schuf Bearbeitungen eigener Werke. So wurde etwa aus seinem Septett op. 20 das Klaviertrio op. 38, wobei er es den Musikern sogar anheim stellte, ob die hohe Stimme von Violine oder Klarinette gespielt werden sollte. Sollte es also einer Rechtfertigung dafür bedürfen, ein Werk Beethovens überhaupt für eine andere Besetzung einzurichten, so ließe sich zusammenfassen: Der Meister selbst hatte offenbar nichts dagegen. Und: Besser, die Musik zu spielen, als sie nicht zu spielen.

Die andere Frage, der ein Bearbeiter sich zu stellen hat, ist die nach den Eingriffen in die musikalische Substanz des Originals. Die Übertragung eines Werks auf eine andere, vor allem eine größere oder kleinere Besetzung ist selten möglich, ohne Noten zu verändern. Als Beethoven aus seinem Septett ein Trio machte, ließ er den musikalischen Verlauf ganz und gar wie er war. Möglich war dies, weil das Tasteninstrument an die Stelle der originalen Streichergruppe treten konnte – mit zwei Händen kann man am Klavier ja selbst ein großes Orchester einigermaßen abbilden. Beethoven veränderte nur etliche der virtuosen Figurationen, überführte typische Geigen- in typische Klavierspielweisen. Die Eingriffe, die unsere Quintett-Bearbeitung am Original vornimmt, sind zugegebenermaßen umfänglicher. Das Vorbild und, wenn man will, die Rechtfertigung hierfür liefert wiederum Beethoven selber. Als er sein eigenes Bläseroktett (spät veröffentlicht als op. 103) in ein Streichquintett (op. 4) verwandelte, griff er stark in die musikalische Struktur ein, entwickelte Motive anders und setzte Verläufe neu zusammen. Als Gründe hierfür lassen sich denken: die Lust, das Potential des musikalischen Materials weiter zu erkunden, und die Möglichkeiten, die eine klanglich ganz anders geartete Besetzung bietet.

Wenn man also, wie bei unser Quintettbearbeitung, fünf Bläser an die Stelle einer gemischten Siebenergruppe treten lässt, hat man Konsequenzen zu akzeptieren. Der Dialog Bläser-Streicher entfällt – er wird durch einen wechselvollen Einsatz der charakteristischen Klangfarben der Instrumente und ihrer verschiedenen Register ersetzt. Den konzertanten Aufgaben, die bei Beethoven die Violine durch alle Lagen vollführt, ist im Bläserquintett allein die Klarinette gewachsen. Auch daher war der Tonsatz völlig neu zu konzipieren, waren den auch im Original besetzten drei Blasinstrumenten gänzlich andere Stimmen zuzuteilen. Allerdings kam der Bearbeiter zur Überzeugung, dass sich bestimmte rein virtuose Teile der Komposition im Quintett nicht überzeugend und abwechslungsreich genug wiedergeben ließen. So entschloss er sich, auf den Variationensatz ganz zu verzichten und das Gesamtwerk auf die klassisch vierteilige Anlage zu verdichten. Dass beide Tanzsätze zu einem vereinigt wurden, mag Puristen auf den ersten Blick erschrecken, ergab sich aber für den Bearbeiter ganz natürlich durch die enge Verwandtschaft von Scherzo-Hauptthema und Menuett-Trio, die beide mit Dreiklangsmotiven spielen. Schließlich erschien es für die Ausgewogenheit des Gesamtverlaufs angebracht, den ausdauernden Schluss des langsamen Satzes leicht abzukürzen.

Der Bearbeiter ist sich bewusst: Wer Beethovens Septett gut kennt, wird vorliegende Quintettfassung zunächst vergleichend hören, so wie ein Kenner seines Bläseroktetts sich bei der Begegnung mit dem Streichquintett erst einmal wundert. Oder ein Opernfreund bei der Begegnung mit Mozarts Harmoniemusiken. Aber jede Bearbeitung will als Werk für sich selbst gehört werden. Insgesamt ist diese Quintettfassung um eine idiomatische Werk- und Klanggestalt bemüht sowie gleichzeitig darum, alle fünf Blasinstrumente in ausgewogener, dankbarer Weise ihren (heutigen) spieltechnischen Möglichen gemäß zu behandeln. Einige Freiheiten, etwa wenige Passagen in extremer Lage, sind dem Wunsch geschuldet, die auch mit vier Sätzen immer noch großformatige Komposition für das Konzertpublikum möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
Jens Luckwaldt

Hintergrund

Dass Ludwig van Beethoven, der die Blasinstrumente sonst so reich bedachte, keine Kompositionen für Bläserquintett hinterlassen hat, wird von vielen Instrumentalisten bedauert. Nun liegt erstmals eine Bearbeitung seines Es-Dur-Septetts op.20 (in vier Sätzen) für diese klassische Besetzung vor. Das Stück, im Original für Klarinette, Horn, Fagott und Streicher geschrieben, zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Kammermusiken Beethovens. Es wird hier in eine neue, aber völlig idiomatische Klanggestalt überführt. Die Instrumente werden gleichberechtigt und ihrer Charakteristik gemäß behandelt und erhalten allesamt dankbare solistische Aufgaben.

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