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Verlag:

Boosey & Hawkes / Bote & Bock

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Verfügbarkeit

Uraufführung
09/10/1988
Philharmonie, Kammermusiksaal, Berlin
Scharoun Ensemble / Heinz Holliger
Über das Werk

Der Titel Distanzen - Abstände, Entfernungen - meint zunächst den Tonsatz, aber auch die Plazierung der Solisten im Raum. Darüber hinaus hatte Yun mit diesem Stück Symbolisches im Sinn: "Es ist dem kosmischen Dasein angepaßt, denn Musik ist nicht Besitztum des Menschen, sondern eine kosmische Kraft. Wie auch in anderen Stücken habe ich die Menschen durch meine Musik etwas zur Besinnung bringen wollen, etwa durch meine 3. Symphonie (1985), welche menschliche Blindheit und Egozentrismus bloßstellt. Distanzen: Von hier bis zum Himmel ist eine ungeheure Distanz. Aber es gibt doch die höheren Instanzen, die, ewig still und in Harmonie, taoistisch formuliert, den Kosmos bewegen und beherrschen, auch die Erde und den Himmel. In der taoistischen Mystik gibt es ein Symbol: den Himmelskaiser. Für diesen steht in den Distanzen, einer Raumkomposition für Bläser- und Streichquintett, der Hornist. Er sitzt ganz oben im Konzertsaal, fern von den Streichern. Und in der Nähe sitzen Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott. In mittlerer Höhe befinden sich die erste und die zweite Violine, auf dem Podest unten die tiefen Streicher. Und diese zanken und schreien. Aber zwei Boddhisattvas, die erste und die zweite Geige, besänftigen und vermitteln diese ungezogenen Menschen zum Kosmos. Die vier Bläser um das Horn sind die Unsterblichen. Sie spielen keine Melodie, sondern nur flirrende Tremoli. Das ergibt flexible, wahrnehmbare oder nicht wahrnehmbare Klänge. Und diese Klänge sind gnadenvoll den Menschen gegenüber, die langsam zur Besinnung kommen und den Himmelsgöttern entsprechen. Und letztlich endet dieser Kosmos in Harmonie. Am Ende bleibt nur der Hornklang" (Yun in Salzburg 1993).

Der späte Yun setzt diese Idee eines "Raum- oder Naturklangs" (Yun) in einer gut viertelstündigen Komposition um, die auf den Verlust jeglichen Zeitgefühls zu zielen scheint. Zäsurbildend wirkt zweimal die variierte Wiederkehr des Beginns. Der mit unruhigen Figurationen und ruppigen Doppelgriffen der tiefen Streicher (Bratsche, Violoncello, Kontrabaß) heftigen Eröffnung antwortet wie aus der Ferne in langsamem Tempo der Gesang des Violinduos. Das Horn erscheint solistisch. Die Holzbläser schließen auf, entfalten sich in Trillerflächen. So exponiert Yun auch hier wieder drei Klangwelten in einem sukzessiven Prozeß. Diese "Exposition" dient ihm zunächst als Modell für weitere rotierende, kreisende, scheinbar unendlich sich variiert wiederholende Klangprozesse. Doch zielt Yun auf Stadien der Verwandlung, der Veränderung zu einem anderen hin; integrativ wirkt das - erstmals gegen Mitte der Komposition exponierte - Unisono auf C. Ein Ruppiges verwandelt Yun in Melodisches und löst dann dessen Konturen in "flirrende Elemente" oder eben den Einklang ewiger Harmonie auf.
Walter-Wolfgang Sparrer

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