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Worte und Musik bilden für Ned Rorem ein untrennbares Ganzes. Das Time-Magazin nannte ihn den „weltbesten Kunstliedkomponisten“, doch gehen seine musikalischen und literarischen Unternehmungen weit über diesen speziellen Bereich hinaus. Aus Rorems Feder stammen drei Symphonien, vier Klavierkonzerte und eine Reihe anderer Orchesterwerke, Musik für zahlreiche unterschiedliche Kammermusikbesetzungen, neun Opern, Chorwerke aller Spielarten, Ballette und andere Bühnenmusik und buchstäblich Hunderte Lieder und Liederzyklen. Er ist Autor von sechzehn Büchern, darunter fünf Bänden Tagebücher und Sammlungen von Vorlesungen und Kritiken.

Rorem wurde am 23. Oktober 1923 in Richmond in Indiana geboren. Als Kind zog er mit seiner Familie nach Chicago; im Alter von zehn Jahren hatte ihn sein Klavierlehrer mit Debussy und Ravel bekannt gemacht – eine Erfahrung, wie Rorem später berichtete, „die mein Leben für immer veränderte“. Mit siebzehn trat er in die Music School an der Northwestern University ein; zwei Jahre darauf erhielt er ein Stipendium vom Curtis Institute in Philadelphia. An der Juillard School studierte er Komposition bei Bernard Wagenaar, wo er 1946 den B.A. und 1948 den M.A. ablegte (gleichzeitig erhielt er den mit 1000 Dollar dotierten George Gershwin Gedenkpreis für Komposition). In New York half er Virgil Thomson beim Abschreiben seiner Werke; dafür erhielt er 20 Dollar pro Woche sowie Unterricht in Instrumentation. Im Rahmen eines Stipendiums studierte er 1946 und 1947, jeweils im Sommer, am Berkshire Music Center in Tanglewood; im Jahr 1948 wählte die Music Library Association sein Lied The Lordly Hudson zum besten veröffentlichten Lied.

1949 siedelte Rorem nach Frankreich über, wo er bis 1958 lebte. Die Jahre als junger Komponist unter den führenden Gestalten des künstlerischen und gesellschaftlichen Milieus im Europa der Nachkriegszeit beschreibt er auf fesselnde Weise in The Paris Diary und The New York Diary, 1951-1961 (1998 neu von Da Capo herausgegeben). Gegenwärtig lebt Rorem in New York City und Nantucket.

Ned Rorem gehört zu den meistgeehrten amerikanischen Komponisten. Außer dem Pulitzerpreis, mit dem er 1976 für seine Suite Air Music ausgezeichnet wurde, erhielt Rorem ein Fulbright-Stipendium (1951), ein Guggenheim-Stipendium (1957) und eine Auszeichnung des National Institute of Arts and Letters (1968). Der ASCAP-Deems Taylor Award wurde ihm gleich dreimal verliehen; 1998 wurde er von Musical America zum Komponisten des Jahres gewählt. Die Einspielung der Streichersymphonie, von Sunday Morning und Eagles vom Atlanta Symphony Orchestra wurde 1989 mit einem Grammy für herausragende Orchestereinspielungen bedacht. Von 2000 bis 2003 hatte Rorem die Präsidentschaft der American Academy of Arts and Letters inne. 2003 erhielt er die ASCAP-Auszeichnung für sein Lebenswerk, und im Januar 2004 ernannte ihn die französische Regierung zum Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres.

Zu Rorems vielen Auftraggebern für neue Kompositionen zählen die Ford Foundation (für Poems of Love and the Rain, 1962), die Lincoln Center Foundation (für Sun, 1965), die Koussevitzky Foundation (für Letters from Paris, 1966), die Symphonieorchester von Atlanta (Streichersymphonie, 1985) und Chicago (Goodbye My Fancy, 1990), die Carnegie Hall (Spring Music, 1991) und die New Yorker Philharmoniker (Konzert für Englischhorn und Orchester, 1993). Herausragende Dirigenten haben seine Werke zur Aufführung gebracht, etwa Bernstein, Masur, Mehta, Mitropoulos, Ormandy, Previn, Reiner, Slatkin, Steinberg und Stokowski.

Zu Recht errang Rorem einen Ruf für seine Lieder; sein Werkverzeichnis umfasst über 500 Werke dieser Gattung. Sein Opus magnum in diesem Genre ist Evidence of Things Not Seen, ein abendfüllender Liederzyklus für vier Stimmen und Klavier. Die Uraufführung des Zyklus’ erklang im Januar 1998 im Rahmen des New Yorker Liederfestivals in der Weill Recital Hall der Carnegie Hall. Das Magazin New York nannte Evidence of Things Not Seen „eine der musikalisch reichsten, gestalterisch herausragendsten, stimmfreundlichsten Liedersammlungen, die ich jemals von einem amerikanischen Komponisten gehört habe“; das Magazin Chamber Music erklärte den Zyklus zum „Meisterwerk“.

Am 23. Oktober 2003 feierte der Komponist seinen 80. Geburtstag; eine Reihe internationaler Festivals gedachten des Ereignisses. Höhepunkt war die „Roremania“ des Curtis Institute of Music, eine zwei Wochen andauernde Feierlichkeit, während der Werke aller Gattungen erklangen. In der Jubiläumssaison komponierte Rorem ein Trio neuer Konzerte: das Cellokonzert, ein gemeinsames Auftragswerk des Residentie Orchestra und des Kansas City Orchestra für David Geringas, das Flötenkonzert, das vom Philadelphia Orchestra für seinen Hauptflötisten Jeffrey Khaner in Auftrag gegeben wurde, und schließlich das Konzert für melodische Schlaginstrumente, ein Auftragswerk vom Madison Symphony Orchestra und dem Eos Orchestra für Evelyn Glennie.

Rorems neuestes Buch, A Ned Rorem Reader, ist eine Anthologie seiner Essays und kurzer Erinnerungen und erschien 2001 bei Yale University Press. Sein neuestes Tagebuch, Lies, kam im Jahr 2000 bei Counterpoint Press heraus. Rorem selber sagt: „Meine Musik ist ein Tagebuch, das mich kaum weniger bloßstellt als meine Texte. Ein Tagebuch unterscheidet sich jedoch dadurch von einer musikalischen Komposition, dass es den Moment, die augenblickliche Stimmung des Verfassers wiedergibt; eine Stunde später könnte es schon ganz anders aussehen. Komponisten geben, glaube ich, in ihren Werken nicht ihre Stimmungen wieder, sie sagen der Musik nicht, wohin sie gehen soll – sie lassen sich von ihr leiten… Warum schreibe ich Musik? Weil ich sie hören will – so einfach ist das. Bei anderen ist es mehr das Talent, oder ein Pflichtgefühl. Ich komponiere nur aus Notwendigkeit, und das, was ich brauche, macht niemand anders.“

Die Werke von Ned Rorem erscheinen bei Boosey & Hakwes.

Juli 2004

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