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Music Text

Harald Kunz (dt.)

Scoring

chorus; org-perc:2tam-t/4cym/vib/marimbaphone/xyl/tom-t/4wdbl/3tpl.bl/BD/2bundles of jingles/3gong/timp

Abbreviations (PDF)

Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
21/05/1976
Hamburg
NDR-Chor / Klaus Martin Ziegler
Programme Note

Sim Tjong ist die Protagonistin der gleichnamigen koreanischen Legende, die Isang Yun auf ein Libretto von Harald Kunz im Auftrag der Bayerischen Staatsoper München vertonte. Sim Tjong ist die Tochter, die sich für ihren Vater opfert und auf ihrem Weg Stadien der Wandlung durchläuft: Sie erscheint zunächst als Engel, der von der Himmelskönigin aufgefordert wird, sich auf der Erde zu reinkarnieren als Tochter des alten, verarmten, kinderlosen und blinden "Yangban" (Landadeligen) Sim. Für ihren Vater geht sie betteln und in den Tod, indem sie sich vom Felsen Indangsu stürzt. Auf dem Grunde des Gelben Meeres begegnet sie dem Drachenkönig, um schließlich in einer weißen Lotusblüte auf die Erde zurückzukehren und als Kaiserin den Vater zu erlösen, ihn sehend zu machen. Metaphern der Wandlung: Mahnt die Yangban-Thematik die Erneuerung der Gesellschaft an, repräsentiert der fortgesetzte Existenzwandel des Engels Sim Tjong taoistische Yang-Yin-Symbolik.

Yang
(der Himmel, das männliche Prinzip) und Yin (die Unterwelt, das Wasser, das weibliche Prinzip) sind die zwar gegensätzlichen, aber einander bedingenden Kräfte, welche die drei Welten Himmel, Erde und Mensch (oder Himmel, Erde und Unterwelt) in Bewegung halten. Zur Einheit gebunden erscheinen diese Kräfte allein im Tao, dem unfassbaren Ganzen.

Vier Chöre wurden aus der im August 1972 innerhalb des Kulturprogramms der Olympischen Spiele in München uraufgeführten Oper herausgelöst. Chor- und Schlagzeugsatz wurden weitgehend original beibehalten (der Chorpart geringfügig vereinfacht). Aufwendig ist das Schlagzeug; den Orchesterpart bearbeitete Zsigmond Szathmáry für Orgel. Anlässlich der Drucklegung der Partitur im Jahr 1982 interpolierte Isang Yun ein Orgelsolo vor den 2. Chor. (Diese heute gültige Version wurde erstmals vom ORF-Chor in Wien 1986 unter Leitung von Erwin Ortner mit Roman Summereder an der Orgel aufgeführt.)

Chor 1 "Keine Sorge ist von Dauer" führt ein in die 1. Szene des Ersten Akts, dem bereits ein Vorspiel, in dem die Handlung exponiert wurde, vorausgegangen ist. Zum sukzessiven, sich überlappenden Klangaufbau der Eckteile kontrastiert die blockhafte Simultaneität des Mittelteils ("Nicht das Gestern, nicht das Heute"). Charakteristisch ist der "saugende", vor- und aufwärts gerichtete Gestus.

Das nachkompomponierte Zwischenspiel der Orgel fungiert als Überleitung zu Chor 2 "Drei Schätze". In der Oper erscheint dieser Chor vor der 3. Szene, unmittelbar nachdem Sim Tjong mit Rücksicht auf ihren Vater die Werbung des jungen und schönen Herrn Park abgelehnt hat. Die Eigenschaften der Berufenen Hingabe, Demut, Pflicht werden hier auf Tonhöhen gesprochen; abwärts geführte Glissandi kennzeichnen den Vokalsatz.

Chor 3 "Was unerfüllbar scheint" erklingt im Anschluss an die 3. Szene, an das "Geschäft mit Buddha" und Sim Tjongs heroischen Entschluss: Sim hat dem Kloster 300 Sack Reis versprochen, um sehend zu werden; um diesen Vertrag ihres Vaters einzulösen, beschließt Sim Tjong, sich zu opfern als Braut des Drachenkönigs.

Chor 4 bildet den Schluss des "Die Meerestiefe von Indangsu" untertitelten Zwischenspiels, das dem II. und letzten Akt der Oper vorausgeht. Der Text ist konkret bezogen auf Sim Tjongs Aufenthalt im Reich des Drachenkönigs. In dem Drachenkönig genannten Felsen "wurzeln wie Meerespflanzen fünf Bräute des Drachenkönigs, halb Mensch, halb schon Pflanze, an der Grenze zwischen Bewußtsein und Vegetativem." Sie symbolisieren das Vergessen. "Gebt auf, was war!", sagt der Drachenkönig (von fünf Bässen gesungen) zu seinen Bräuten (fünf Soprane) und zu Sim Tjong: "Schweig! Werde still! Du sollst in dieser Tiefe, sollst in dem Reich der Ruhe dich selber wiederfinden." Sim Tjong aber will wissen, ob ihres Vaters Augen sehen, und der Drachenkönig zeigt ihr den noch immer blinden Vater in den Armen der selbstsüchtigen Nachbarin Paengdok. Die Himmelsfürstin Oktjin, Sim Tjongs himmlische Mutter, beauftragt sie dann, erneut auf die Erde zu gehen, um "die Welt zu erneuern", den Vater zu segnen und ihn sehend zu machen. "Ganz langsam heben sich um Sim Tjong die Blätter der weißen Lotusblüte."
Walter-Wolfgang Sparrer (2002)

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