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Publisher

Boosey & Hawkes

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability
Digital Score
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Uraufführung
25/04/1998
Witten
Arditti Quartet
Composer's Notes

Veni creator spiritus ("Komm, Schöpfer, Heil’ger Geist"): könnte, sollte, müsste diese alte Kirchenweise nicht das tägliche Morgengebet eines jeden Kreativen sein? Von dessen Erhörung hängt jedenfalls alles ab. (Gustav Mahler und Bernd Alois Zimmermann wussten das sehr genau.) Die erste Zeile des berühmten Hymnus bildet den Ausgangspunkt für mein 2. Streichquartett.

"Vom sinnlichen Eindruck zum symbolhaften Ausdruck" (J. Habermas)

21 Jahre nach der Komposition meines ersten Streichquartetts Antiphon, das wegen seiner Klangerweiterungen durch die Elektronik als eine Art "Quantensprung" innerhalb der Gattung betrachtet werden kann, ist die ästhetische Botschaft in meinem Streichquartett eine andere: Da "neue" Klänge nach meiner Einschätzung mit rein instrumentalen Mitteln ohnehin nicht mehr zu erzeugen sind, habe ich in diesem Stück bewusst den Schwerpunkt verlagert, nämlich von der "materialen" Ebene des Klanges auf die "spirituelle" der Gestalt – der nach meiner Anschauung höchsten ästhetischen Kategorie. Ausgangspunkt ist – wie in allen meinen Werken seit Antiphon – eine "Klanggestalt". In der Einleitung meines Quartetts hört man sehr deutlich, wie sich die hochchromatische 25-tönige Klanggestalt nach und nach aus der diatonischen Choralzeile bildet. Gemeinsam mit einer aus ihr abgeleiteten "Zeitgestalt" ist sie für horizontale, vertikale und metrische Vorgänge verantwortlich. Entscheidend aber ist, dass diese Gestalten, wie auch in meinen anderen Werken, keineswegs starr, sondern im Sinne einer "permanenten Durchführung" gehandhabt werden, sodass sich die Form als Ergebnis eines a priori unvorhersehbaren Prozesses und nicht einer minutiösen Vorausplanung ergibt. Dieses Denken rührt letztlich von der "dramatischen Sonaten" (E. Bloch) her, und auf sie bezieht sich, durchaus symbolhaft, die 4-sätzige Anlage des Werkes:

I. Sonata: "Dualistischer" Sonatensatz ohne Exposition und Reprise, "permanente Durchführung" der Klanggestalt.
II. Ciacona: Über einer aus der Klanggestalt abgeleiteten Akkordfolge intoniert die 1. Violine eine ganz freie Melodie, "mit Intensität im Ausdruck" zu spielen.
III. Burletta: Hier wird ein kleiner "Schabernack" mit Klang- und Zeitgestalten getrieben, indem deren Elemente durch ein "Zufallsverfahren" in Unordnung gebracht werden. Das Ergebnis ist eine Art "windschiefer Minutenwalzer".
IV. Ricercar: Kanonartige Durchführungen der Gestalten werden immer wieder unter- und abgebrochen und münden schließlich in eine rhythmisch äußerst vertrackte 7-stimmige Homophonie.

Mit "Klanggestalt" und "permanenter Durchführung" habe ich von Beginn an eine Form avisiert, in der "das Ohr dem Material lebendig anhört, was aus ihm geworden ist" (Th. W. Adorno, Vers une musique informelle).
In Auftrag gegeben wurde das 2. Streichquartett vom Ministerium für Städtebau, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Uraufführung fand am 25. April 1998 bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik durch das Arditti Quartet statt.

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