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Scoring

2(I,II=picc).1.corA.2(II=bcl).2(II=dbn)-2.2.2.1-perc(3):vib/wdbl/tpl.bl/tamb/8tom-t/2cym/marimba/susp.cym(med,lg)/gong/xyl/jingles with stick/crot/tgl/BD/SD/timp-harp-pft-strings(6.6.5.4.3)

Abbreviations (PDF)

Publisher

B&B

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
09/12/2022
Funkhaus Wallrafplatz, Köln
WDR Sinfonieorchester Köln / Ilan Volkov
Composer's Notes

Den Ausgangspunkt meines Orchesterwerks bildet das dreiminütige Klavierstück Weit entfernt und doch so nah, das auf Anregung der Pianistin Susanne Kessel entstand. Dem Klavierstück liegen zwei gegensätzliche Motive zugrunde, die ich aus den acht Tonbuchstaben gewonnen habe, die im Namen von Ludwig van Beethoven enthalten sind. Das dreitönige Kopfmotiv D – G – A in punktierter Rhythmik und ruhigem Gestus steht in schroffem Kontrast zur unmittelbar folgenden Fünfton-Figur B – E – E – H – E in raschen, scharf akzentuierten Sechzehntelnoten. Die Dualität dieser Motive bestimmt die musikalische Entwicklung im Sinne einer »permanenten Durchführung«.

Der Titel der Orchesterkomposition bezieht sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs der Paraphrase: der erklärenden Umschreibung eines Begriffs oder Sachverhalts. Es wird also etwas bereits Vorhandenes verhandelt. Welchen Gang nimmt diese »Klangrede« in meinem Orchesterstück? Ohne ins Detail zu gehen: Es beginnt mit einem kurzen, leisen Vorspiel, in dem die Streicher in langsamen Viertelton-Fortschreitungen einen weiten Raum abstecken, aus dem nahtlos der erste Hauptteil hervorgeht, der auf dem oben erwähnten Klavierstück in mehr oder weniger unveränderter musikalischer Form beruht.

Der Beginn des zweiten Hauptteils wird durch eine abrupte, trotzig aufbegehrende Geste markiert. Es handelt sich um den Anfang von Ludwig van Beethovens Coriolan-Ouvertüre. Deren Hauptmotive spielen im Verlauf des Orchesterstücks eine wichtige Rolle. Dabei werden sie nicht einfach zitiert, sondern – der Entwicklung meiner Komposition folgend – sinngemäß eingearbeitet, umgestaltet, weitergesponnen und mit Motiven aus dem ersten Hauptteil konfrontiert. In dieser Entwicklungsform erscheinen die beiden Ausgangsmotive unter anderem in einer auf 20 Töne erweiterten »Klanggestalt«, ein struktur- und formbildendes Prinzip, das man auch aus anderen Werken von mir kennt.

Natürlich sind Beethoven und seine Epoche musikgeschichtlich und stilistisch »weit entfernt«. »Und doch so nah« ist er aber nicht nur den Menschen, die bis heute seine Musik hören, spielen und kommentieren, sondern auch mir als Komponisten. »Fasslichkeit« wurde in der Neuen Musik von Anton Webern zu einer wichtigen musikästhetischen Kategorie bestimmt, nicht jedoch das Moment der Entwicklung. In weiten Kreisen der heutigen Musikschaffenden wird dieses Moment als obsolet betrachtet. Dessen ungeachtet, wenn nicht vielleicht gerade darum, hat es für mich, beginnend mit meiner ersten Klaviersonate, der Sonate informelle von 1968, neue Bedeutung erhalten. Eine weitere Kategorie, die der »permanenten Durchführung«, bezieht sich auf den Prozess der Verarbeitung des musikalischen Materials: eines Motivs oder einer »Klanggestalt«. In dieser Hinsicht ist Beethovens Fähigkeit, aus kleinsten motivischen Partikeln immer wieder Neues abzuleiten, für mich in höchstem Maße bewundernswert und stimulierend.
York Höller

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