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Gesangstext
Orchesterbesetzung

1(=picc).1(=corA).1(=bcl).1(=dbn)-1.1(=poiston).1.1-timp(=tamb,sistrum).perc(2):cym/susp.cym/t.bells/glsp/marimba;tgl/cast/SD/cajón/vib-hp-strings(2.2.2.2.1)

Abkürzungsverzeichnis (PDF)

Verlag:

Sikorski

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes / Sikorski in aller Welt.
Anmerkungen des Komponisten

Was fasziniert Sie an Georges Bizets Carmen am meisten?

Marius Felix Lange: Carmen gehört nicht umsonst zu den weltweit beliebtesten und meistgespielten Opern überhaupt. Mich persönlich begeistert die Fülle an fantastischen kompositorischen Einfällen, die sich in äußerster Klarheit und Eindeutigkeit der Mittel und der Sprache präsentieren sowie die im Verlauf stetig zunehmende dramaturgische und musikalische Verdichtung des Werks.

Inhaltlich finde ich aus heutiger Sicht auffallend, dass die Geschichte, die im Grunde die eines Femizids ist, also der Ermordung einer Frau um ihres Frauseins willen, nach wie vor als „tragische Liebesgeschichte“ zwischen einer „Femme fatale“ und einem Mann, der ihrer unwiderstehlichen Anziehung verfällt, erzählt und verkauft wird (gibt man bei Google „tragische Liebesgeschichte“ und „Carmen“ ein, erhält man über 15000 Ergebnisse). Ich halte das für problematisch.

Erhalten oder konterkarieren Sie die Bizet’sche Orchesterfarbe in Ihrer Kammerfassung?

Aufgrund der deutlich reduzierten Besetzung - solistische Streicher, einfaches Holz und Blech (mit Tuba), dazu Harfe und Schlagwerk - lässt sich die Bizet’sche Orchesterfarbe, die ja immer auch aus der Palette eines symphonischen Apparats entsteht, nicht wirklich erhalten. Es gibt Nummern, in denen ich der wunderbaren Instrumentation Bizets soweit wie möglich zu entsprechen suche, und andere, in denen ganz neue Farben entstehen. Die jeweilige Entscheidung darüber ist in erster Linie dramaturgisch begründet. Bei den Nummern, die neu hinzukomponiert sind (Don Josés baskisches Lied, Carmens Lied auf Caló), war ich naturgemäß frei, auch in der Wahl der Klangfarbe.

Wie funktioniert diese Oper angesichts der Corona-Bedingungen denn nun ohne Chor?

Es war ein Wunsch des Leitungsteams von Carmen, angesichts der Corona-Umstände nicht nur eine „reduzierte“ Fassung von Carmen zu spielen, sondern die gegebene Situation als Chance zu nehmen, eine neue musikalisch-dramaturgische Version zu schaffen, die dem Anliegen des Regiekonzepts Rechnung trägt. Da nicht nur der Chor, sondern auch Remendado und Dancaïro sowie sämtliche kleinen Rollen wegfallen, beschränkt sich das Personal auf sieben Personen. Hinzu kommen TänzerInnen. In den ersten Gesprächen mit Regie und Dramaturgie, die im Juni stattfanden, waren wir uns erfreulicherweise einig, dass die (auffallend moderne und psychologisch differenzierte) Personenzeichnung in der Originalerzählung Merimées einen starken Einfluss auf unsere Version haben soll. Eine Besonderheit stellt sicher dar, dass das Publikum mittels eigens geschriebener Texte Einblick in Josés und besonders auch Carmens Denken und Erleben erhält. Ich hoffe, dass sich dadurch die oftmals klischeehafte Bewertung des Geschehens verschiebt.

Mir war zudem wichtig, dass die sprachliche Identität Carmens und Don Josés, die bei Merimée eine große Rolle spielt, zur Geltung kommt. Bei Merimée singt Don José ein Lied auf Baskisch, Carmen spricht zudem oft in ihrer Sprache, dem Caló. Beide sind also auch durch ihre Sprache als Fremde im andalusischen Córdoba bzw. Sevilla gekennzeichnet.

Ich hatte das Glück, zwei wie für unsere Geschichte geschriebene Gedichte zu finden, eines auf Caló (aus dem einzigartigen Buch von G. Borrows “The Zincali: An Account of the Gypsies of Spain” von 1841), eines auf Baskisch (geschrieben von Jean Baptiste Elizanburu im Jahr 1862), die nun in unserer Version als Lieder von Carmen und Don José an jeweils dramaturgisch wichtiger Stelle gesungen werden.

Durch den Wegfall des Chores ist das Geschehen (das zudem auf etwa 90 Minuten gekürzt ist) zwischen den Hauptprotagonisten noch konzentrierter und dichter. Die Chornummern entfallen dabei aber nicht vollständig, sondern gehen auch, je nach dramaturgischem Zusammenhang, in orchestrale Zwischenspiele auf oder werden von den Solisten übernommen.

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