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Verlag:

B&B

Vertriebsgebiet
Dieses Werk ist erhältlich bei Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Verfügbarkeit

Uraufführung
17/01/1987
Paris
Pierre-Yves Artaud, flute / Arditti Quartet
Über das Werk

Yun komponiert strömende, an der Horizontale orientierte Verlaufsformen, die durch die Erfahrung der chinesisch-koreanischen Hofmusik geprägt sind. Diese erscheint mit den Mitteln westeuropäisch-avantgardistischer Musiksprache gleichsam aktualisierend überhöht. Über die Eigenart der Ost-West-Verschmelzung hinaus geht es bei Yun um eine Art musikalischer Arbeit im Raum. Das "Unten" meint die Erde, das tonhöhenmäßig Obere den Himmel, das vitale monistische Aufwärts, das die räumliche Wirkung zur körperlichen steigert, Befreiung.

Im Bestreben um Verständlichkeit und humanistische Parteinahme veränderte der Komponist seine Musiksprache Mitte der siebziger Jahre durchs Hervorkehren konsonanter Intervalle. Auf Satzbezeichnungen verzichtet Yun im allgemeinen und regelt den Grundschlag durchs Metronom. Das im August 1986 als Auftragswerk von Radio France entstandene Quintett für Flöte und Streichquartett hat jedoch die Sätze Moderato (5/4-Takt), Adagio (6/4-Takt), Allegro (4/4-Takt). Mit diesen Vortrags- und Ausdrucksbezeichnungen greift Yun auf die Satztitel seines III. Streichquartetts (1959), eine seiner ersten Kompositionen in Europa, zurück.

Der zweiteilige erste Satz liefert eine klare Anschauung der "Haupttontechnik" des Komponisten. Träger des Haupt- oder Zentraltons, der durch Veränderungen in Dynamik und Klangfarbe sowie ornamentale Umspielungen lebendig erhalten wird, ist die Flöte. Der erste Teil bringt drei Phasen, deren erste in 20 Takten nur drei (bis vier) Haupttöne exponiert: f 2, fis2, (h2), a2. In der zweiten Phase umschreibt die Flöte in etwa einen nach oben gewölbten Halbkreis (von cis1 über c3 nach h1), während sie in der dritten Phase im kontinuierlichen Aufwärts zum cis4gelangt. Im zweiten Teil erwartet man die Bestätigung des erreichten Tonhöhenniveaus. Dessen erste Phase hat zwei wellenartige Aufwärtsbewegungen (jedoch nun bis e3, dann h2), und erst im letzten Takt der Schlussphase erreicht die Flöte noch einmal, gleichsam in letzter Anstrengung, das viergestrichene Cis.

Für die Tonabschlüsse des Flötenparts im ersten Satz ließ sich Isang Yun durch Fischergesänge aus seiner südkoreanischen Heimat inspirieren. Die Dreiteiligkeit und zumal die Dreisätzigkeit seines Komponierens ist in Umrissen europäischen Gattungstraditionen des 19. Jahrhunderts nachgebildet – dies freilich aus dem Innern von Yuns "ureigener" musikalischen Sprache heraus. Dazu gehört auch eine programmatische Intention: Der Solist erscheint als ein Protagonist, gleichsam als handelnde Person. Der erste Satz hat exponierende, verarbeitende sowie reprisenhafte Züge, im langsamen zweiten Satz hallt die Erinnerung an Yuns Gefangenschaft nach, während der dritte Satz Aufbruch und Neubeginn meint.

Das zarte und eher dunkle Adagio – als Soloinstrument wird die Altflöte verlangt – ist dreiteilig angelegt. Auf den mit Sextmelodik fast kantablen Beginn folgt eine bewegtere Entwicklung zu c3. Im Mittelteil erreicht die Altflöte f 3; der Schlussteil weist fast resignative Züge auf. Die Eingangssexte gis - e1 kehrt als g - es1 wieder und der Satz verklingt um einen Halbton abgesenkt mit dem kleinen G.

Der ebenfalls dreiteilige und nahezu konzertante dritte Satz wird eröffnet in einer erregten, fast tänzerischen Atmosphäre. Der Tonhöhenverlauf der ersten Phase geht über anderthalb Oktaven, endet aber nur eine Quart höher. Eine kurze zweite Phase "erobert" den Raum von mehr als zwei Oktaven und erzielt gleichsam als Resultat den Tonhöhengewinn von gut eineinhalb Oktaven. Der zweite Teil bringt einen Intensivierungsprozess durch Verlangsamung des Grundschlags und der Tondauern. Im wiederum zweiphasigen dritten Teil treibt die Flöte energisch zum cis4, kann aber die Balance nicht halten. Im Schlusstakt verklingt sie auf g3 – für Yun Symbol der Kraft und Ausdauer.
Walter-Wolfgang Sparrer (1986)

Empfohlene Aufnahme
cd_cover

Roswitha Staege (flute), Götz Rüstig & Götz Hartmann (violin), Katalina  McDonald (viola), Claudia Limperg (cello)
Internationale Isang Yun Gesellschaft IYG 009

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