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Scoring

other instruments: fl, ob, tpt, trbn, 2 perc

Abbreviations (PDF)

World Premiere
05/04/1975
St. Martin, Kassel
William Pearson, baritone / Kantorei an St. Martin / Peter Schwarz, organ / Klaus Martin Ziegler
Programme Note

Der Koreaner Isang Yun brachte in seinen musikalischen Werken bisher die Weltanschauungen seiner Heimat zum Ausdruck. Die Opern „Träume“, „Geisterliebe“ und „Sim Tjong“ basieren auf dem Taoismus, die Kantaten „Om mani padme hum“ und „Namo“ auf Gebeten des Mahayana-Buddhismus, die Vokalkompositionen „Gagok“ und „Memory“ auf der volkstümlichen Naturreligion Ostasiens.

Durch die Vertonung der Haushofer-Sonette „An der Schwelle“ und „Entfesselung“ in Verbindlung mit Texten aus dem Alten und Neuen Testament (Jesaja 41, 10 und 2. Korinther 12, 9 + 10) hat Isang Yun erstmalig christliches Gedankengut gestaltet. Bibelworte bedeuten für den Nichtchristen Yun zunächst einmal Kindheitserinnerung: Als Vierzehnjähriger begegnete er in der Gemeinde einer australischen evangelisch-lutherischen Missionarin, christliche Kirchenlieder singend, zum ersten Male westlicher Musik. Entscheidender aber für die Entstehung dieses Werkes ist für Isang Yun das erschütternde Erlebnis der Kraft christlichen Gebetes in Todesnot. Es half ihm zu überleben, als er 1967 im Untersuchungsgefängnis Seoul, nach Folterung und Selbstmordversuch, unter der Androhung der Todesstrafe durch die Anwälte der Geheimdienst-Diktatur stand. Damals erreichte ihn ein Brief deutscher Kinder, die für seine Rettung gebetet hatten, und damals nahm er sich vor, eines Tages ein Werk des Dankes zu schreiben.

Die Sonette, die der antifaschistische Widerstandskämpfer Prof. Dr. Albrecht Haushofer kurz vor seiner Hinrichtung am 23. April 1945 im Zuchthaus Berlin-Moabit gedichtet hat, entstanden unter der gleichen Schicksalsdrohung, der Isang Yun ausgesetzt war. Mit der Vertonung der Haushofer-Sonette bezeugt der Komponist dem Opfer diktatorischer Willkür seine tiefe Verbundenheit. Beide Künstler begegnen einander in ihrer die Religionen überbrückenden Gläubigkeit.
Harald Kunz



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