Expand
  • Find us on Facebook
  • Follow us on Twitter
  • Follow us on Instagram
  • View Our YouTube Channel
  • Listen on Spotify
  • View our scores on nkoda

Die 2008 erstmals aufgeführte Neuausgabe der Médée/Medea befreite das epochale Werk von allen Entstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Jetzt zeigt das Teatro Real eine neue Produktion des französischen Originals von 1797, ergänzt um Rezitative des Alte-Musik-Spezialisten Alan Curtis.

Luigi Cherubinis Médée, 1797 in Paris uraufgeführt, gehört zu den großen, monolithischen Werken der Opernliteratur, in der die ab- und untergründigen Befindlichkeiten einer Epoche vulkanartig zum Ausbruch kommen, die in ihrer universellen Kraft die Zeiten überstrahlen. Die Grausamkeit der Handlung, die ihren Spiegel in einer nie zuvor gehörten Tonsprache fand, schreckte die Zeitgenossen, die die Gräuel der nur wenige Jahre zurückliegenden Terrorherrschaft Robespierres noch in den Knochen hatten.

Bezeichnenderweise erlebte Médée zunächst nur einen Achtungserfolg, wohingegen Cherubinis 1800 uraufgeführter humanistischer Wasserträger (Les Deux Journées) europaweit Triumphe feierte. Médées Potential entfaltete sich erst langsam und auf sonderbaren Wegen. François-Benoît Hoffmanns geniales Libretto war ursprünglich als Tragédie lyrique für die Académie royale de musique konzipiert und sollte von Jean-Baptiste Lemoyne komponiert werden. Der Plan zerschlug sich. Cherubini war sozusagen „zweite Wahl“, und das Théâtre Feydeau, das die Uraufführung übernahm, durfte nur Opéra-comiques spielen, also Opern mit gesprochen Dialogen statt Rezitativen. Ein großer Teil von Hoffmanns Text blieb unkomponiert.

Cherubinis Médée erlebte eine erste Renaissance mit Franz Lachners 1855 stilfremd nachkomponierten Rezitativen in einer italienischen Übersetzung des Librettos – in dieser Fassung fand die Oper dann ihren Weg ins Repertoire des 20. Jahrhunderts durch den international umjubelten Einsatz der Callas in der Rolle der doppelten Kindsmörderin.

Die Urfassung als Opéra-comique in Cherubinis originaler Instrumentierung wurde durch Heiko Cullmann ediert. Die Ausgabe, 2008 erstmals für eine Bühnenproduktion verwendet, wurde mit dem Deutschen Musikeditionspreis ausgezeichnet und ist seit 2012 bei Simrock / Boosey & Hawkes erhältlich. Die dramatische Sprengkraft dieser Fassung wurde schnell erkannt, und auf die ersten Produktionen in Wien und Brüssel folgten weitere bedeutende Inszenierungen in Lissabon, London, Berlin und Salzburg.

Médée in der ursprünglichen Konzeption als Tragédie lyrique vorzustellen, schien kein Thema mehr, nachdem die Lachner’schen Rezitative und Aufführungen in italienischer Sprache als obsolet erkannt wurden. 2015 gelang Alan Curtis dann die Quadratur des Kreises: Er holte nach, was Cherubini aus Mangel an Zeit oder Interesse selbst nicht mehr umsetzen konnte, und komponierte nach intensiven Recherchen und unter Verwendung von Stilelementen anderer Opern Cherubinis aus den 1790er Jahren Rezitative auf Grundlage der originalen Hoffmann’schen Alexandriner.

Nun kommt diese (2015 in Ulm uraufgeführte) Version in einer Neuproduktion erstmals am Madrider Teatro Real in einer Inszenierung von Paco Azorín unter der musikalischen Leitung von Ivor Bolton zur Aufführung.
 

> Médée am Teatro Real:

Luigi Cherubini:
Médée (Medea) (1793–97)
Tragédie lyrique in drei Akten
Libretto von François-Benoît Hoffman
Kritische Ausgabe von Heiko Cullmann
mit französischen Rezitativen von Alan Curtis

19. September bis 4. Oktober 2023
Erstaufführung am Teatro Real
Neue Inszenierung, in Co-Production mit dem Abu Dhabi Festival

Musikalische Leitung: Ivor Bolton
Regie und Bühnenbild: Paco Azorín
Kostüme: Ana Garay
Licht: Pedro Yagüe
Videodesign: Pedro Chamizo
Ensemble, Chor und Orchester des Teatro Real

Ein Tribut an Maria Callas (1923–1977) zu ihrem 100. Geburtstag
 

>  Further information on Performance: Médée

>  Further information on Work: Médée

Abb.: Promo-Motiv © Teatro Real

>  News Search

Stay updated on the latest composer news and publications