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Mark-Anthony Turnage: UA der Opernversion von Das Fest

In seiner neuen Oper blickt Mark-Anthony Turnage abermals in menschliche Abgründe: Die Royal Opera in London präsentiert am 11. Februar Festen (Das Fest) nach Thomas Vinterbergs erstem „Dogma“-Filmerfolg von 1998. Thema ist die Offenbarung jahrelangen Kindesmissbrauchs während des scheinheiligen Geburtstagsfestes einer großbürgerlichen Familie.
Die Uraufführungsserie von Mark-Anthony Turnages neuem abendfüllenden Bühnenwerk Festen im Londoner Covent Garden ab 11. Februar umfasst sechs Aufführungen. Richard Jones, der bereits 2011 Turnages Oper Anna Nicole am selben Haus inszenierte, führt Regie in dieser Produktion von Royal Ballet and Opera. Edward Gardner dirigiert das Orchester der Royal Opera. Zur Riege der Solist*innen zählen Allan Clayton, Stéphane Degout, Gerald Finley, Natalya Romaniw und Rosie Aldridge.
Gemeinsam haben Turnage und sein Librettist Lee Hall den Oscar-prämierten dänischen Dogma-Film Festen (Das Fest) von 1998 in eine eindringliche neue Oper über Traumata und Komplizenschaft verwandelt. Vermeintlicher Anstand versinkt in Chaos, wenn ein wohlhabender Hotelbesitzer Freunde und Angehörige versammelt, um seinen 60. Geburtstag zu feiern. Seine Kinder stellen sich dem Schmerz ihrer Vergangenheit– und dem Mann, der dafür verantwortlich ist.
Mark-Anthony Turnage zu seiner neuen Schöpfung:
„Es bedeutet mir enorm viel, erneut ein Werk für die Royal Opera zu schreiben. Die Arbeit an Anna Nicole war eine so großartige Erfahrung, dass ich diese weitere Chance ergriffen habe. Die Royal Opera brachte mir so viel Vertrauen entgegen und hat Lee Hall und mich rundum unterstützt. Der originale Film von Thomas Vinterberg zieht einen von der ersten Minute an in seinen Bann, und die herzzerreißende Geschichte über familiäre Verdrängung ist heute leider aktueller denn je. Das Publikum kann sich auf über 90 Minuten Drama, Lyrismus und auch schwarzen Humor freuen.“
Der Librettist Lee Hall umreißt die Opernhandlung:
„Christian, der älteste Sohn von Helge, kehrt nach Hause in das Hotel der Familie zurück, um den 60. Geburtstag seines Vaters zu feiern. Das Fest findet im Kreis von Freunden, Arbeitskollegen und der Großfamilie statt, darunter auch Christians Schwester Helena und sein ihm entfremdeter Bruder Michael.
Die Feierlichkeiten beginnen mit ritualisierten Begrüßungen und gehen über zum Festessen samt den obligatorischen sentimentalen Liedern, Ansprachen und Erinnerungen. So weit, so vertraut. Doch als Christian zu Ehren seines Vaters das Wort ergreift, offenbart seine Rede, weit entfernt von den üblichen Lobeshymnen, Wahrheiten von solch schockierender Brutalität, dass nichts mehr so sein wird wie zuvor.“
> Festen bei Royal Opera and Ballet, London
Menschliche Dramen ziehen sich – in seinen Bühnenwerken, aber nicht nur – wie ein roter Faden durch Turnages Schaffen. Seine erste Oper Greek begründete 1988 seinen Ruf als Künstler, der es wagte, mit einer einzigartigen Mischung aus Jazz und klassischen Stilistiken seinen eigenen Weg zwischen Moderne und Tradition zu finden. The Silver Tassie, 2000 von der English National Opera uraufgeführt, gewann den South Bank Show Award sowie den Olivier Award. Anna Nicole sorgte 2011 für restlos ausverkaufte Vorstellungen in Covent Garden und wurde auch in New York, Dortmund, Nürnberg und Wiesbaden gespielt. Die Familienoper Coraline, 2018 durch die Royal Opera im Barbican Theatre uraufgeführt, tourte anschließend nach Lille, Freiburg, Saarbrücken, Zürich, Stockholm und Oakland. In Glyndebourne soll im Oktober 2025 Turnages neue Opern-Adaption von Edith Nesbits The Railway Children aus der Taufe gehoben werden.
Im deutschsprachigen Raum ist in nächster Zeit Remembering – ein sinfonisches Gedenkwerk für den Sohn seines Freundes, des Gitarristen John Scofield – in drei Aufführungen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle im Münchener Herkulessaal sowie im Wiener Konzerthaus (als Österreich-Premiere) zu erleben (13. bis 15. Februar).
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Foto: Promo-Motiv Royal Opera and Ballet