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Neue Offenbach-Inszenierungen im November

In der Saison 2024/25 sind neben vielen „Evergreens“ von Jacques Offenbach auch eine Reihe von unbekannteren, erst in den letzten Jahren wieder zugänglich gemachten Bühnenwerken des Meisters zu erleben. Aktuelle Premieren gibt es in Mainz und Wiesbaden.
Jahr für Jahr weisen die Bühnenstatistiken Jacques Offenbach als einen der meistgespielten Komponisten in deutschsprachigen wie internationalen Theatern aus. Kein Wunder, schuf der Kölner Wahl-Pariser doch nicht nur weit über 100 Werke vieler Bühnengenres, sondern sicherte sich mit Ohrwürmern, Orchesterglanz und -spritzigkeit sowie den funkelnden, zeitlos satirischen Libretti für immer einen Stammplatz im Komponisten-Olymp.
Auch in der Saison 2024/25 stehen Offenbachs Schöpfungen, seien es viel gespielte „Hits“, seien es verblüffende Entdeckungen, vielerorts wieder als Neuproduktionen und Wiederaufnahmen auf den Spielplänen – zumeist in der bewährten und beliebten, wissenschaftlich-aufführungspraktischen Ausgabe der Offenbach Edition Keck. Den Anfang machten im September und Oktober das Theater Bern mit La Vie parisienne in der Regie Amélie Niermeyers, die Pariser Bastille mit Les Brigands, inszeniert von Barrie Kosky, sowie das Theater Hagen mit Holger Potockis Ritter Blaubart.
Am 2. November folgt nun am Staatstheater Mainz einer der großen „Offenbachiaden“, mit denen der Komponist in den 1860er Jahren die Welt nach Paris und in seine Theater lockte: Die schöne Helena hielt der vergnügungssüchtigen Upper Class und ihrer Doppelmoral im Gewand einer antiken Mythentravestie einen erbarmungslosen Spiegel vor und verführte sie doch mit den süßesten Melodien, mitreißendsten Rhythmen und überaus geistreichen Versen und Scherzen. Das aktuelle Mainzer Inszenierungsteam wird angeführt von Regisseurin Cordula Däuper und dem musikalischen Leiter Samuel Hogarth.
> zur Website des Staatstheaters Mainz
In eine anders geartete Bühnengattung tauchte Offenbach mit seinem Fantasio ein, 1872 in den Nachwehen des deutsch-französischen Krieges in der Pariser Opéra Comique uraufgeführt, und 2017 im Théâtre des Champs-Élysées fulminant wiederbelebt in Thomas Jollys Inszenierung für das in Renovierung befindliche Uraufführungshaus. Ein lyrisch-romantisches Meisterwerk und ein Hymnus auf die (Narren-) Freiheit des Geistes und des zivilen Ungehorsams. Nach ihrem großen Erfolg mit der Prinzessin von Trapezunt 2022 am Nationaltheater Weimar nimmt sich die Offenbach-erprobte Regisseurin Anna Weber nun am Hessischen Staatstheater Wiesbaden dieses vielleicht melancholischsten Bühnenwerkes aus der Feder des Meisters an und erzählt Fantasio als Parabel auf eine Gesellschaft, die bereit ist, Kunst und Kreativität auf dem neoliberalen Altar der Nützlichkeit zu opfern; Premiere ist am 10. November.
> zur Website des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Abb.: Jacques Offenbach, Foto von Nadar (© Archiv Jean-Christophe Keck)