Expand
  • Besuche uns bei Facebook
  • Folge uns auf Twitter
  • Folge uns auf Instagram
  • Videos schauen in unserem YouTube-Kanal
  • Musik hören auf Spotify
  • Noten digital auf nkoda

Adam und Eva, das neue Musiktheater von Mike Svoboda (Musik) und Anne-May Krüger (Libretto) nach Peter Hacks’ gleichnamiger Komödie erlebt am 2. Mai im Rahmen der Schwetzinger SWR Festspiele seine Uraufführung in einer Koproduktion mit dem Landestheater Linz.

Let’s begin from Adam and Eve!

Basierend auf Hacks’ Komödie erscheint das erbsündige Paar auf der Opernbühne. Allerdings stehen nicht Schuld und Vertreibung im Zentrum der Interpretation des Stoffs, sondern dieser selbst: der Stoff! „Stoff, von unserm Wollen ganz durchrundet“, behauptet der Erzengel Gabriel bei Hacks. In Wahrheit schafft der Schöpfer in deutlich unvollkommener Materie – und wird dadurch erst zu diesem. Mike Svoboda (Musik) und Anne-May Krüger (Libretto) erzählen den Sündenfall als notwendige Abkehr des Menschen von einer Schöpferinstanz, als Voraussetzung für seine Emanzipation und damit für die Möglichkeit, Freiheit zu erlangen: Um Gott gleich zu werden, muss der Mensch mit Gott brechen und sich selbst erschaffen.

Love, beauty, serenity, novelty, mischief & mirth!

Für das Frühjahrsheft unseres Verlagsmagazins hat das Paar Krüger-Svoboda in einem Dialog Auskunft über das neue Werk und den Schaffensprozess gegeben. Beide bilden auch privat eine Gemeinschaft, und sie haben schon einige Werke miteinander verfasst und herausgebracht. Was bedeutet die künstlerische Zusammenarbeit inmitten eines auch sonst fordernden Alltags?

Mike Svoboda: Seit du die Hauptrolle in meiner ersten Oper Erwin, das Naturtalent im Jahr 2005 an der Staatsoper Stuttgart gesungen hast, arbeiten wir zusammen – du zunächst als Interpretin und nun seit 2018 auch als Librettistin. Seit fast zwanzig Jahren sind wir als Ehe- und Elternpaar im selben Haushalt eine kreative Gemeinschaft. Wie viel „Anne-May und Mike“ steckt in Adam und Eva?“

Anne-May Krüger: Adam und Eva, wie sie in der Oper erzählt werden, stammen ja in ihrer Charakterisierung zunächst mal vom Autor der Vorlage, Peter Hacks. Darin ist Adam derjenige, der vor allem rational entscheidet, während Eva bei ihm die perfekte Mischung von Empathie, Sinnlichkeit und Intellekt aufweist. Sie ist, würde ich sagen, sein Prototyp des idealen Menschen. Diese Zuordnung würde ich bei uns eher nicht so sehen … Wo ich aber schon Parallelen entdecken kann, ist die Situation der beiden, aus Geschöpfen selber zu Schöpfenden zu werden. Ich sehe beide in ihrem Streben nach Autonomie, um auf ihre ureigenste Weise gestalten zu können. Damit würde ich mich – oder uns? – schon identifizieren. Auch die Spannungen, die mit diesem Anspruch verbunden sind, kennen wir, denke ich, gut.

MS: Ja, den Apfelbiss als Aufforderung zu Kreativität auch als Emanzipation vom Status Quo. Kein leichter Weg.

AMK: Wenn du aber das Stück an sich meinst: In Adam und Eva kommen viele Dinge vor, die uns beide begeistern. Zum Beispiel eine Vorliebe für archaische Sujets und schrägen Humor.
Was sind deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile, wenn man als Paar so eng künstlerisch zusammenarbeitet?

MS: Wenn ein Paar gemeinsam an einem Projekt arbeitet und gleichzeitig den Alltag miteinander teilt, bieten die sehr kurzen Kommunikationswege sowohl Vor- als auch Nachteile. Es ist zwar vorteilhaft, sofortige Antworten und regelmäßiges Feedback zu erhalten, doch kann es auch belastend sein, wenn ‚profane‘ Aktivitäten wie das Wäschezusammenlegen oder die Zubereitung von Pausenbroten sofort in berufliche Gespräche übergehen. Vertrauen ist ausschlaggebend, jedoch ist auch der notwendige Abstand wichtig. Unsere Entscheidung, hauptsächlich nach vorher festgelegten Absprachen zu kommunizieren, hat sich als schützend und letztlich produktiv erwiesen.

AMK: Stimmt! Das erfordert Disziplin, die nicht immer so leicht durchzuhalten ist, weil diese klare Trennung natürlich auch was Künstliches hat.

MS: Das Vertrauen, das wir als Paar zueinander haben, bildet ohne Zweifel eine wichtige Grundlage. Während des kreativen Prozesses von fast vier Jahren warst du oft einen Schritt voraus, hast das Sujet ausgewählt und das Libretto weitgehend autonom entwickelt. Erst danach begann ich mit der Komposition. Ich musste darauf vertrauen, dass deine Texte stimmig sind, und du musstest darauf vertrauen, dass ich das Libretto in der Vertonung gut interpretiere.
Als Musiker/Musikerin bringen wir ein Verständnis für die Perspektive des Anderen mit – und gerade auch derjenigen, die unser Stück letzten Endes aufführen werden. Deine Texte sind sehr singbar, was wohl auch daran liegt, dass du selbst Interpretin bist. Inwiefern hat das Praktische, das du aus deiner Erfahrung als Sängerin mitbringst, dein Schreiben beeinflusst?

AMK: Ich glaube, mir ist sehr bewusst, was mit einem Text passiert, wenn er gesungen wird. Wie es sich anfühlt, wenn durch die Künstlichkeit der Klangproduktion, die ja logischerweise sehr weit entfernt ist vom alltäglichen Kommunizieren, die Worte einerseits vom Gehalt her aufgeladen werden, andererseits etwas von ihrer semantischen Bestimmtheit verlieren. Für mich ist daher ganz klar und auch nicht problematisch, dass ein Libretto sich in gewisser Weise im Gesamten eines Musiktheaters verliert. Es ist kein autonomer literarischer Text, sondern kitzelt – im besten Fall – die Musik heraus, die dann mit dem Wort eine neue Verbindung eingeht.

MS: Deine Flexibilität weiß ich zu schätzen. Da fällt mir ein, dass ich mit dir noch über eine Stelle im 1. Akt sprechen wollte. Aus bühnentechnischen Gründen ist das Schattenspiel nicht realisierbar, und wir müssten möglicherweise eine Kürzung vornehmen … Bis später!
 

Uraufführung
2. & 4. Mai 2025 | Rokokotheater, Schloss Schwetzingen
Adam und Eva
Musiktheater in einem Vorspiel und drei Akten
von Mike Svoboda (Musik) und Anne-May Krüger (Libretto)
nach Peter Hacks’ gleichnamiger Komödie
Auftragswerk der Schwetzinger SWR Festspiele in Koproduktion mit dem Landestheater Linz
Musikalische Leitung: Mike Svoboda
Inszenierung: Andrea Moses
Bühne: Heike Vollmer
Kostüme: Anja Rabes
Video: Sarah Derendinger
Solist*innen und Projektchor des Landestheaters Linz | hr-Sinfonieorchester | SWR Experimentalstudio

> zur Homepage des Veranstalters
 

Foto: Mike Svoboda und Anne-May Krüger (© Studio Kaviani)

>  Nachrichtensuche

Erfahren Sie immer das Neueste über unsere Komponist*innen und Notenausgaben