2S,M,Bar; choir (12 singers, on pre-recorded film);
chamber orchestra or version for ensemble
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Die Arthouse-Regisseurin Neola arbeitet an einem Science-Fiction-Streifen über einen topaktuellen Fall: Ein Labor, das Spitzenforschung über Miniatur-Schwarze-Löcher betreibt, wird durch einen Brand zerstört, die leitende Wissenschaftlerin kommt dabei um. Der Film erkundet, was die Technologie hätte erreichen können, hätte das Projekt nicht diesen tragischen Ausgaben genommen. Während ihrer Dreharbeit nimmt Neola die Frage nach der Ursache für das reale Feuer immer mehr gefangen. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit verliert sie sich in einer Welt von alternativen Fakten und Verschwörungstheorien. Die Grenzen zwischen Neolas Film und ihrem Leben am Filmset verschwimmen. Eine geheimnisvolle Frau beginnt, in den Aufnahmen aufzutauchen. Ist es dem Forschungsteam gelungen, eine Botschaft durch Zeit und Raum zu senden? Schließlich gerät Neola, entfremdet von ihren Kollegen und ihrer Lebensgefährtin Marianne, der Hauptdarstellerin des Films, völlig in Isolation.
Die Ungewissheit der Figuren überträgt sich auf uns, das Publikum dieser Film-Oper. Verschiedene Perspektiven werden präsentiert, eine so plausibel wie die andere. In der Verschränkung von Projektion und Bühnenaktion geht der Sinn dafür verloren, welcher Dimension der Geschichte wir gerade beiwohnen. In einer überraschenden Wendung gegen Ende eröffnet sich noch eine weitere Ebene von Erzählen und Erzähltem, und jeder und jede einzelne muss sich seine eigene Interpretation zurechtlegen.
Unsichere Identitäten und der Einfluss moderner Technik und Kommunikationsmittel auf unser Bewusstsein sind von jeher das Thema Michel van der Aas, eingefangen in einer kongenialen Verschränkung musikalischer Komposition, szenischer Umsetzung und der Integration neuer medialer Möglichkeiten. Und in diesem Rahmen entwickelt auch Theory of Flames eine zutiefst berührende Geschichte über menschliche Entfremdung. Das Opus kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da verlässliche Informationen immer schwieriger zu finden sind und einflussreiche Persönlichkeiten über die sozialen Medien Millionen von Menschen mit Verschwörungstheorien erreichen. Können wir sinnvolle Beziehungen zu Menschen unterhalten, deren ‚Wahrheit‘ sich radikal von unserer eigenen unterscheidet?