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Ein Portrait im Rahmen unserer Serie: Komponistinnen bei Boosey & Hawkes

Werdegang

Ihre musikalische Karriere begann Iris ter Schiphorst als klassisch ausgebildete Pianistin, später war sie als Bassistin, Schlagzeugerin, Keyboarderin und Tontechnikerin in unterschiedlichsten Rock- und Popformationen tätig. Ein Studium der Theater-, Kulturwissenschaften und Philosophie in Berlin und Seminare bei Dieter Schnebel, Luigi Nono und Helga de la Motte gaben ihr vielfältige Anregungen. Als Komponistin schlug sie bald einen ganz eigenen Weg ein:

    Alle meine Kompositionen sind aus einem ‚praktischen‘ Tun heraus entstanden, aus einem konkreten Kontext heraus. a) Indem ich ‚Kompositionen‘ für Rock-Bands schrieb, in denen ich gespielt habe. b) Durch den Kauf eines Mehrspur­tonbandgerätes und Experimente mit Klängen, die ich anschließend transkribiert habe. c) Durch die Gründung meines Ensembles „intrors“, das ausgezeichnete Musikerinnen versammelte.

Mit diesem Ensemble hat sie ihre Kompositionen erarbeitet und zur Aufführung gebracht. Der größte Erfolg: der „Blaue Brücke Preis“ 1997 für die multimediale Kammeroper Silence moves. Nachdem schon 1993 eine größere Öffentlichkeit durch ihre 3-D-Oper „Anna’s Wake“ im Berliner Ballhaus auf sie aufmerksam wurde, hat sich Iris ter Schiphorst bald in der Neue-Musik-Szene Deutschlands etabliert:

    Als Durchbruchswerk sehe ich die Uraufführung meines Orchesterwerkes Ballade für Orchester: HUNDERT KOMMA NULL im Münchner Herkulessaal im Jahr 2000. Das Konzert in der Reihe musica viva wurde vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Martyn Brabbins gespielt.

Über ihre Positionierung in der Avantgarde-Szene hinaus erreicht Iris ter Schiphorsts Musik eine größere gesellschaftliche Öffentlichkeit: Aufführungen etwa bei den BBC Proms, dem Opernhaus Zürich oder dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks machten sie bei einem breiteren Publikum bekannt. Mit Education-Projekten, beispielsweise für das Landesjugendorchester Sachsen, das National Youth Orchestra of Great Britain und die Kölner Philharmonie, widmet sie sich auch engagiert der Perspektive Neuer Musik in der Jugendarbeit. 2015 wurde sie als Professorin für Medienkomposition an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen.


Schaffen

Als politisch äußerst wache Beobachterin lässt sich Iris ter Schiphorst durch Literatur, Philosophie und aktuelle zeitgeschichtliche Fragestellungen inspirieren. Ihre musikalischen Anregungen bezieht sie aus einem breiten stilistischen Spektrum von Komponist*innen und Performer*innen: Laurie Anderson, Meredith Monk, Adriana Hölszky, Kate Bush, Kaija Saariaho, John Zorn, David Bowie, aber auch Bands wie Material, Defunkt, Super-Collider oder Einstürzende Neubauten.

    Zunächst folgt immer eine lange Phase der Recherche, in der ich ein Thema, das mich interessiert, ‚umkreise‘. Dafür lese ich viel und höre viel Musik, sodass ich nach und nach immer genauer mein eigentliches Anliegen ‚auf den Punkt’ bringen kann. Von Anfang an waren immer auch gesellschaftspolitische Fragestellungen für mich relevant, so in meiner Kammeroper Euridice, die eine andere Perspektive auf den Orpheus-Mythos bietet, oder das Orchesterwerk Das Imaginäre nach Lacan, das mit den Bildern arbeitet, die im Kopf bei der Wahrnehmung des Fremden entstehen.

Für das Ensemble Modern und Salome Kammer entstand 2019 Assange – Fragmente einer Unzeit über die Gefährdung des Individuums und der Pressefreiheit.

Als Komponistin wie als Professorin setzt sich Iris ter Schiphorst kritisch mit der Frage nach der ‚Aufgabe‘ der Musik auseinander:

    Das Wort ist im Deutschen doppeldeutig, es kann zum Einen den ‚Sinn‘ der Musik bedeuten, zum Anderen aber auch das ‚Aufgeben‘ von Musik, die ‚Preisgabe von Musik‘, wenn man so will.

Zusammenarbeit

Iris ter Schiphorst arbeitet mit führenden Ensembles und Interpreten der Neuen Musik zusammen, wie dem Ensemble Modern, dem Ensemble PHACE, dem SWR Symphonieorchester und dem Klangforum Wien. Auch die Vernetzung mit Filmemacher*innen und Literat*innen ist ihr ein wichtiges Anliegen. So entstanden (Stumm)filmmusiken oder Projekte mit der Schriftstellerin Felicitas Hoppe. Ter Schiphorsts Musik wird auf Festivals in Donaueschingen, Witten, Stuttgart (eclat), Helsinki, Stockholm, Amsterdam, Porto oder der Documenta Kassel gespielt. 2016 und 2019 wurde sie mit Werken für die BBC Proms in der Royal Albert Hall beauftragt. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und erhielt 2015 den Heidelberger Künstlerinnenpreis.

Auch im Bereich des Musiktheaters ist Iris ter Schiphorst erfolgreich: Ihre Kinderoper Die Gänsemagd wurde in Wien und Zürich gezeigt. In Zusammenarbeit mit Helmut Oehring schrieb sie Bühnenwerke u. a. für die Oper Bonn und das Theater Basel.

In den kommenden Monaten stehen Uraufführungen mit dem französischen Vokalensemble Musicatreize, bei den Donaueschinger Musiktagen sowie mit dem Ensemble Resonanz und dem Blockflötisten Jeremias Schwarzer an.

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Iris ter Schiphorst – ausgewählte Werke bei Youtube:
Ballade für Orchester: HUNDERT KOMMA NULL Anhören
Die Gänsemagd Kinderoper Anschauen
Gravitational Waves für Orchester Anschauen
JEDER (mit Uroš Rojko) für Kontrabass-Klarinette, Orchester, Sampler und Video Anschauen
…meine-keine lieder / die aufgabe von musik für Stimme und Ensemble Anschauen
Aus Liebe… II für Streichorchester und Solovioline Anhören
Miniaturen für Klarinette und Akkordeon Anhören
Dislokationen für Orchester Anhören

> Ausführliche Youtube-Playlist Iris ter Schiphorst
> Weitere Hörbeispiele
> Werkverzeichnis

Foto: Iris ter Schiphorst (© Bettina Stöß)

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