Donghoon Shins Violakonzert bei den Berliner Philharmonikern

Zwei Werke von Donghoon Shin haben Musiker*innen der Berliner Philharmoniker 2019 und 2022 schon aus der Taufe gehoben. Nun steht am 9. Januar die Uraufführung seines Violakonzerts auf dem Programm.
Threadsuns ist der Titel von Shins neuem Werk, nach Paul Celans Kurzgedicht „Fadensonnen“ (veröffentlicht 1967 in der Sammlung Atemwende) benannt und dem Andenken Peter Eötvös’ gewidmet. Das Konzert für Viola und Orchester wurde komponiert im gemeinsamen Auftrag der Berliner Philharmoniker, des Tonkünstler-Orchesters, des Minnesota Orchestra sowie des Gyeonggi Philharmonic Orchestra. Es entspringt der Verbindung Shins mit der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, die 2019 sein Kammerorchesterwerk Of Rats and Men unter der Leitung von Peter Eötvös und 2022 sein Cellokonzert Nachtergebung mit dem Solisten Bruno Delepelaire zusammen mit Musikern der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko aus der Taufe hoben.
Solist der Uraufführung von Threadsuns am 9. Januar 2025 in der Berliner Philharmonie ist Amihai Grosz, 1. Solobratscher der Philharmoniker, die in den insgesamt drei Konzerten bis 11. Januar von Tugan Sokhiev geleitet werden. Auf dem Programm stehen außerdem Gustav Mahlers Erste Sinfonie sowie Lili Boulangers D’un matin de printemps.
> Zum Veranstalter
Donghoon Shin selbst erklärt zu seinem Stück: „Durch die trauervolle, aber auch rätselhafte Ausdrucksweise Celans [im Gedicht „Fadensonnen“] höre ich eine imaginäre Musik in Des-Dur, eine in meinen Ohren ganz besondere Tonart, die mich an die Klangfarbe der Bratsche erinnert und komplexe Gefühle hervorruft – traurig, aber nicht weinerlich, schwermütig, aber nicht heulend, verzweifelt, aber nicht ohne Hoffnung. In meinem Solokonzert wollte ich diese Gefühls-Fäden zum Ausdruck bringen und komplexe kontrapunktische wie lyrische Musik erschaffen. Das Stück hat eine harmonisch-melodische Zelle, die auf der Beziehung zwischen zwei Dur-Dreiklängen völlig unterschiedlichen Charakters beruht, Des und A. Mit diesem harmonischen Material durchwandert die Partitur die Grenzen von Tonalität, Atonalität und Modalität.
Threadsuns ist in der Form eines Sonaten-Allegros aufgebaut und besteht aus zwei Sätzen, die ohne Pause ineinander übergehen. Der erste Satz bildet die Exposition, der zweite Durchführung und Reprise […] Nach einer langen Reise kehrt das Anfangsthema schließlich zurück, allerdings in A-Dur, was ganz andere Gefühle evoziert – viel offener und leidenschaftlicher als die ursprüngliche Tonart Des. Die Solobratsche und das Orchester singen leidenschaftlich im Unisono und erreichen den Höhepunkt des Stücks. Doch am Ende, als würde sie den Tod eines Menschen beklagen, verklingt die Musik allmählich.“
Die Uraufführung wird auch in der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker gestreamt (Anmeldung erforderlich). Ende Mai bestreitet dann das Gyeonggi Philharmonic Orchestra unter der musikalischen Leitung von Sunwook Kim die asiatische Erstaufführung von Threadsuns im südkoreanischen Suwon.
> Further information on Performance: Threadsuns
> Further information on Work: Threadsuns
Photo Donghoon Shin: © Lee Tae Kyung / the Chosunilbo