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Mit ihrem 1902 in Berlin uraufgeführten Einakter Der Wald feierte Ethel Smyth zu Beginn des 20. Jahrhunderts große Erfolge in London und New York. Nun legt das Label Resonus Classics die Ersteinspielung der Kurzoper vor – dirigiert von John Andrews und mit Natalya Romaniw und Robert Murray in den Hauptpartien.

Bereits seit einigen Jahren wird das Schaffen von Ethel Smyth mit wachsendem Interesse wiederentdeckt. In diesem Zuge hat Resonus Classics nun erstmals eine CD-Einspielung der einaktigen Oper Der Wald vorgelegt. 1902 in Berlin aus der Taufe gehoben und zeitgleich am Royal Opera House Covent Garden in London aufgeführt, markierte insbesondere eine frenetisch gefeierte Aufführung im folgenden Jahr an der Metropolitan Opera einen signifikanten Erfolg für Smyth persönlich und für Komponistinnen im Allgemeinen: Der Wald war die erste Oper einer Frau, die an dem New Yorker Haus gezeigt wurde; erst 2016, über 100 Jahre später, stand hier mit Kaija Saariahos L’amour de loin wieder eine Oper einer Komponistin auf dem Programm. Auf der jetzt erschienenen CD dirigiert John Andrews das BBC Symphony Orchestra und die BBC Singers; in den Solo-Rollen singen unter anderem Natalya Romaniw, Robert Murray, Claire Barnett-Jones und Andrew Shore die englische Fassung des ursprünglich deutschsprachigen Librettos.

> Zur Aufnahme auf Spotify

Im Vorspiel besingen Waldgeister den Frieden des ewigen Waldes. Die Handlung beginnt am Tag vor der Hochzeit Röschens mit Heinrich, einem jungen Holzfäller. Die Landleute feiern das freudige Ereignis und kaufen einem Hausierer billigen Schmuck für Röschen ab, die vor Glück singt. Da ertönt ein merkwürdiger Hörnerschall: Die unheimliche Jolanthe wird angekündigt, die Liebhaberin des Landgrafen Rudolf. Heinrich kommt zu Röschen und bringt ihr ein verbotenes Geschenk: einen frisch erlegten Hirsch, den sie im Brunnen verstecken. Die Liebenden sehen erwartungsvoll dem Morgen entgegen und Röschen geht nach Hause. Da begegnet Jolanthe Heinrich. Beeindruckt von seinem Aussehen, will sie ihn in ihre Dienste locken. Er lässt sie jedoch abblitzen, worauf sie Rache schwört. Ihr Zeitpunkt kommt, als man den Hirsch in dem Brunnen findet. Jolanthe zwingt Heinrich, sich zwischen ihr und der Strafe für das Töten des Hirsches zu entscheiden. Er entscheidet sich für die Strafe und wird von den Jägern niedergestochen. Im Nachspiel sehen wir wieder die Waldgeister, wie sie ihren Gesang von der Vergänglichkeit menschlicher Belange wieder aufnehmen.

Aufgrund ihrer gut einstündigen Dauer bietet es sich an, Der Wald als Teil eines Doppelabends zu zeigen. Denkbar sind die seinerzeit in New York gegebenen Gegenüberstellungen mit Leoncavallos Pagliacci oder Verdis überraschenderweise komplett gespieltem Il Trovatore. Mögliche Kopplungen sind zudem Puccinis drei Einakter aus dem Opernzyklus Trittico, Waltons The Bear oder Ravels L’Heure espagnole. Stilistisch offenbart Der Wald eine große Nähe zur folkloristisch geprägten deutschen romantischen Oper oder auch zu Dvoráks Rusalka, was zweifellos auf Smyths Studium in Leipzig und ihre engen Beziehungen in die deutsche Musiklandschaft zurückzuführen ist.

„Es ist ein unglaublich ‚germanisches‘ Stück: ein Märchen über das Übernatürliche, das in einem Wald spielt“, erläutert Dirigent John Andrews als passionierter Wiederentdecker vergessener britischer Opern im Gespräch mit dem Magazin Gramophone. „Für die Kritiker war Smyth also entweder zu wagnerianisch oder nicht wagnerianisch genug. Die Musik rund um die Zaubertrank-Szene – mit der Hornmelodie und der Harfe – erinnert sicherlich an Wagner, aber nur insofern, als alles, was im späten 19. Jahrhundert geschrieben wurde, von Wagner beeinflusst ist … Wie Humperdinck beginnt Smyth mit Musik, die sehr tonal und in einem erkennbaren Volksidiom ist; es gibt Tänze, und sogar die anfängliche Waldmusik ist in einem üppigen, romantischen Stil. Aber je weiter man in den Wald hineingeht, desto dunkler wird es, desto expressionistischer wird es – desto seltsamer die Harmonien, desto kantiger die Rhythmen, desto experimenteller die Orchestrierung.“ Im Interview mit Opera Magazine führt Andrews weiter aus: „Es gibt einige fantastische Hauptrollen, vor allem Röschen, Jolanthe und Heinrich. Das sind wirkliche Paraderollen. Die Oper mag kurz sein, aber Smyth geht in nur wenigen Minuten von Null auf Hundert! Sie fasst die Geschichte um das romantische Heldenpaar in unglaublich kurzer Zeit zusammen – ein beeindruckend kompakter Einakter. Dabei erhält Smyth aber die dramatische Intensität, sodass ein wirklich starkes Stück Theater entsteht. Keine Szene ist länger als zehn Minuten, und es geht mit voller Kraft durch die einzelnen Episoden mit einem unwiderstehlichen Drang in Richtung Ziel.“

Mit Der Wald legte Smyth ihre zweite von insgesamt sechs Opern vor, darunter das 2022 in Glyndebourne und an der Houston Grand Opera wiederaufgeführte Bühnenwerk The Wreckers.

Neben Ethel Smyths Der Wald haben wir weitere Werke von Komponistinnen aus unseren Katalogen auf einer eigenen Website zusammengestellt.
 

>  Further information on Work: Der Wald

Foto: Ethel Smyth © Wikimedia Commons

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