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Wie kaum ein Zweiter hat György Ligeti die Musik des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Der unaufhörlich nach den Klängen der Gegenwart Suchende und die künstlerischen Strömungen seiner Zeit wach Beobachtende setzt auch über 15 Jahre nach seinem Tod noch Maßstäbe. Am 28. Mai wäre er 100 Jahre alt geworden.

György Ligeti als einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Mit seiner kompromisslosen Suche nach einer Musik der Gegenwart, die sich bei ihm mal folkloristisch gefärbt, mal visionär mit Clustern und Mikrotönen experimentierend zeigte, hat Ligeti Generationen von Komponist*innen geprägt – nicht zuletzt als Kompositionsprofessor an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Und auch 17 Jahre nach seinem Tod im Sommer 2006 inspiriert die Künstlerpersönlichkeit Ligeti immer wieder zu neuen Kompositionen. Einige Werke, darunter mehrere Neukompositionen von Autor*innen auf dem Hause Boosey & Hawkes | Sikorski haben wir zur Feier des 100. Ligeti-Geburtstags folgend zusammengestellt – zum Neu- und Wiederentdecken.

Ihre Konzerte für Violine, Violoncello und Klavier könne man als Antworten auf Ligetis Konzerte verstehen, sagt Unsuk Chin. Die bei Ligeti in Hamburg ausgebildete Südkoreanerin hat ihrem Lehrer aber auch einen Satz ihrer Komposition cosmigimmicks gewidmet. So notiert Chin: "Der letzte Satz mit dem Titel Thall ist eine Hommage an György Ligeti. Der Titel ist koreanisch und bedeutet 'Maske'. Im Zentrum dieses Satzes steht die Gitarre, die eine Quasi-Melodie aus wenigen Mikrotönen spielt, die immer wieder wiederholt wird. Im Einklang mit den wechselnden Harmonien der anderen Instrumente verändert sich diese 'Melodie', ähnlich wie sich der Gesichtsausdruck eines Pantomimen verändert (ein bisschen wie in Marcel Marceaus Le Fabricant de Masques)."

Unter dem Eindruck von Ligetis Tod und in Erinnerung an den musikalischen Vorreiter komponierte Martin Christoph Redel sein Werk Les Adieux. Neben dem offensichtlichen titelgebenden Bezug zum Abschiednehmen, der wiederum unmittelbar auf Beethoven Klaviersonate mit dem Beinamen „Les Adieux“ verweist, rekurriert Les Adieux auch auf tieferer, musikalischer Ebene sehr unmittelbar auf Ligeti: So zitiert Redel den Beginn von Ligetis Trio für Violine, Horn und Klavier, mit welchem der Ungar seinerseits ebenfalls auf die erwähnte Beethoven-Sonate zurückverwies.

Allein der Name des Ensemblestücks music box / selbstportrait mit ligeti und strawinsky (und messiaen ist auch dabei) ist typisch für Marko Nikodijevics ironische Werkbetitelungen. Sie thematisieren seinen Umgang mit Inspirationen, aber auch die Betrachtung seiner selbst in der direkten Gegenüberstellung mit Ikonen der Neuen Musik aus dem 20. Jahrhundert. Auch in der musikalischen Faktur von music box hat sich Nikodijevic offenkundig von Ligeti inspirieren lassen. Bernd Künzig notiert treffend: "So erinnert vor allem das spinnwebartig, mit rasenden Repetitionsmustern auftretende Cembalo an vergleichbare Auftritte dieses Instruments in Werken Ligetis wie Aventures, Nouvelles Aventures, Continuum oder der Oper Le grand macabre."

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Gleich drei neue Werke aus dem Verlagsprogramm und mit Bezugnahme auf den Jubilaren werden Ende Juni im Rahmen des Aldeburgh Festivals in Großbritannien aus der Taufe gehoben. Für einen ganz dem Ungarn gewidmeten "Ligeti Day" hat das britische Ligeti Quartet eine ausgewählte Gruppe von einstigen Ligeti-Schüler*innen um Werke zum Ligeti-Geburtstag gebeten, die von dessen Klavieretüden ausgehen. Am 23. Juni bringt das Ensemble unter anderem Ana Sokolovics Ungherese – Ghost III, Frangis Ali-Sades Fanfares for Ligeti sowie Xiaoyong Chens The blocked and in between unweit von Aldeburgh in der Snape Maltings Concert Hall zur Uraufführung.

> Zur Website der Veranstaltung

Während es sich bei Ana Sokolovics Ungherese – Ghost III um eine Auskopplung aus ihrem Streichquartett Commedia dell'arte handelt, bezieht sich die aserbaidschanische Komponistin Frangis Ali-Sade in Fanfares for Ligeti auf dessen vierte Klavieretüde mit dem Titel Fanfares. Die Komponistin äußert dazu: "Ligeti lebte ein schwieriges Leben voller Entbehrungen. Die Anerkennung für sein Werk kam erst sehr spät. Man muss zugeben, dass die Zahl der Aufführungen seiner wunderbaren Werke auch heute noch nicht ihrer hohen Qualität und ihrem einzigartigen Inhalt entspricht. Sein Klavierstudienzyklus ist ein wunderbares Geschenk, das zum 100. Geburtstag des großen ungarischen Komponisten wieder aufgeführt wird. Zu Lebzeiten des unvergesslichen Meisters spielte niemand zu seinen Ehren eine Fanfare, und ich wollte in meiner Widmung im Jahr des 100. Jahrestages des Erneuerers der Musik im 20. Jahrhundert ausrufen: 'BRAVO, Maestro Ligeti!'"

Der chinesische Komponist Xiaoyong Chen, der nach Abschluss seines Studiums am Zentralkonservatorium Beijing nach Hamburg ging und dort bei György Ligeti weiterstudierte, widmete seinem ehemaligen Mentor das neue Streichquartett The blocked and in between. "Ich habe die Etüde 'Touches bloquées' ausgewählt, in der es vor allem um neue Spieltechniken am Klavier und eine rhythmische Komplexität geht", bemerkt Chen zum Hintergrund seines Werkes zum Projekt des Ligeti Quartet.

23. Juni 2023, Snape Maltings Concert Hall Aldeburgh
Ana Sokolovic: Ungherese - Ghost III für Streichquartett – Uraufführung
Frangis Ali-Sade: Fanfares for Ligeti für Streichquartett – Uraufführung
Xiaoyong Chen: The blocked and in between für Streichquartett – Uraufführung
Ligeti Quartet

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Auch beim Münchener aDevantgarde-Festival steht Ligeti im Fokus. Der Komponist Johannes X. Schachtner selbst leitet ein Konzert mit dem NAMES Ensemble (New Art and Music Ensemble) Salzburg, bei dem sein Ensemblestück Dreiundzwanzig. Lyrische Interventionen zur Uraufführung gelangt. Dieses Werk ist eine von insgesamt drei Uraufführungen von Ligeti gewidmeten Kompositionen. Vom Widmungsträger selbst erklingen zudem die Stücke Aventures und Nouvelles Aventures.

29. Juni 2023, Schwere Reiter München
Johannes X. Schachtner: Dreiundzwanzig. Lyrische Interventionen – Uraufführung
Coco Lau, Sopran
NAMES Ensemble Salzburg
Johannes X. Schachtner, Leitung
 

Foto: György Ligeti, 1984 (© Marcel Antonisse / Anefo / Nationaal Archief)

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