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Inspiriert vom Walzerkönig Johann Strauß, spielt Hannah Eisendle in ihrem neuen Orchesterwerk auf humorvolle wie irritierende Weise mit Erwartungen. Unter Leitung der Komponistin hebt der Wiener Concert-Verein überdreht Ende April aus der Taufe.

In ihrer jüngsten Komposition mit dem Titel überdreht wendet sich Hannah Eisendle einer musikalischen Ikone zu: Johann Strauß. Anlässlich dessen 200. Geburtstags in diesem Jahr greift sie Elemente des Walzers auf – allerdings nicht in Form einer Hommage, sondern als Ausgangspunkt für Dekonstruktion und musikalischen Witz. Dazu habe sie nicht nur „einen ziemlich überdrehten Walzer einfließen lassen. Zudem finden sich darin auch Elemente des Witzes und der Wut“, erklärt die Österreicherin. „Es geht mir dabei auch darum, die Zuhörer*innen zu verblüffen und auf die falsche Fährte zu locken. Bei dieser meiner neuen Tonschöpfung dominieren Rhythmus und Klang vor Melodie.“

Ein besonders prägnantes Merkmal von überdreht sind drei Spieluhren, die auf ungewöhnliche Weise in die Orchesterlandschaft eingebunden sind und das namensgebende Element des Drehens folgerichtig fortspinnen: Zwei davon werden gegen Ende der Komposition auf den Pauken installiert und von Hand bedient. Eine dritte Spieluhr wird von einer Person im Publikum aktiviert. Die Auswahl der Melodien – etwa Schlaflieder, Kinderlieder oder Walzer – bleibt offen. Sobald die beiden Bühnen-Spieluhren erklingen, setzt auch die dritte ein und sorgt für einen Moment zwischen Naivität, Irritation und kindlicher Nostalgie.

Johann Strauß – als Walzerkönig längst mythisch aufgeladen – erscheint in diesem Kontext nicht nur als historische Figur, sondern als Materiallieferant für eine neue, bewusst entgleitende Klangsprache. überdreht ist in diesem Sinne keine Rückschau, sondern eine Versuchsanordnung über Musikgeschichte, Affekt und Mechanik – und ein klingender Kommentar zur Frage, wie Tradition im 21. Jahrhundert spielerisch neu gedacht werden kann.

Im selben Konzert präsentiert der Wiener Concert-Verein mit Joseph Haydns Il distratto (Sinfonie Nr. 60 C-Dur) ein historisches Gegenstück zu Eisendles Werk – ebenfalls geprägt von ironischem Gestus und abrupten Formbrüchen. Haydns 1774 entstandenes Werk parodiert das Zerstreute, spielt mit musikalischen „Pannen“ und orchestraler Theatralik – und bildet somit einen klugen Dialogpartner zu überdreht. Abgerundet wird das Programm unter anderem durch Anna Clynes dramatisch-schillerndes Orchesterstück Sound and Fury, das sich unmittelbar auf Haydns 60. Sinfonie bezieht.

> Mehr Informationen auf der Homepage des Musikvereins Wien
 

>  Weitere Informationen zur Aufführung: überdreht

>  Weitere Informationen zum Werk: überdreht

Foto: Hannah Eisendle (© Markus Rössle)

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