In Zeiten der KI: Johannes X. Schachtners Artefakt

Wie unterscheiden sich Kunstwerke als Spiegel individueller Schöpfer*innen und ihrer Empfindungen von künstlichen Artefakten der KI? In seinem ausdrücklich menschengemachten neuen Stück für die NDR Radiophilharmonie stellt Johannes X. Schachtner genau diese Frage.
In seinen Partituren umkreist Johannes X. Schachtner jüngst immer häufiger die Frage, wie die virtuelle Welt das künstlerische Schaffen verändert: „Noch vor wenigen Jahrzehnten“, sagt der Komponist, „war es undenkbar, dass ein schöpferischer Akt außerhalb von menschlichen Gehirnen stattfinden kann. Seit wenigen Jahren wissen wir, dass absehbar auch im Bereich der Kunst Mensch und Maschine konkurrieren werden und in nicht allzu ferner Zukunft menschengemachte Kunst vielleicht mit einem Label versehen werden muss, um erkennbar gemacht zu werden. Wir stehen also vor einem Epochenwechsel: eine menschengemachte Kunst, die nicht nur reine Reproduktion zur Befriedigung von Massengeschmack ist, wird sich neu behaupten müssen und sicher auch anders wahrgenommen werden. Gleichzeitig erleben wird, wie die Folgen von ‚Menschengemachtem‘ unser Klima und die Artenvielfalt zerstört und dies trotz aller zivilisatorischer Errungenschaften.“
In Artefakt, seinem neuen Werk für die NDR Radiophilharmonie Hannover, thematisiert Schachtner den Umgang mit der Künstlichen Intelligenz und unserem Denken zu Zeiten rasend voranschreitenden technischen Fortschritts. „In diesem durch und durch menschengemachten Werk, möchte ich mich den Fragen der Folgenhaftigkeit menschlicher Gedanken und Ausführungen nähern und gleichzeitig ‚L’humana fragilità‘, wie es bei Monteverdi heißt, zum künstlerischen Programm erheben.“
Die Uraufführung von Schachtners Artefakt am 12. September unter Stanislav Kochanovsky im historischen Kuppelsaal des Hannover Congress Centrum eröffnet die Konzertsaison 2025/26 der NDR Radiophilharmonie, in der das Orchester sein 75-jähriges Bestehen feiert. Schachtners neuem Stück folgt in diesem Konzert Beethovens Neunte Sinfonie, mit Nadja Mchantaf, Wiebke Lehmkuhl, Matthew Swensen, Matthias Goerne sowie dem WDR Rundfunkchor und dem NDR Vokalensemble – eine vielsagende Werkpaarung, war Beethoven doch ein Meister radikaler, einzigartiger kompositorischer Lösungen. „KI“, so Johannes X. Schachtner, „kann menschlichen Leistungen nur nachfolgen – die Doppelbödigkeit eines menschengemachten Kunstwerks kann sie nicht ersetzen.“
> zum Konzert bei der NDR Radiophilharmonie
Das Konzert wird im Rahmen des ARD Radiofestivals live übertragen.
> Further information on Performance: Artefakt
> Further information on Work: Artefakt
Foto: Johannes X. Schachtner (© Ssirus W. Pakzad)