Jahresausklang mit der Offenbach Edition Keck OEK

Nur nicht dann, aber besonders wenn das Jahr sich neigt, schlägt die Stunde von Jacques Offenbach. Unsere Editions-Reihe mit den Werken des Meisters ist nicht nur auf Silvester- und Neujahrs-Konzerten vielerorts präsent. Auch aktuelle Bühnenproduktionen stehen auf dem Programm – wie die Neuinszenierung von Orphée aux Enfers in Nizza, die erstmals die originale Ballettmusik „Le Royaume de Neptune“ integriert.
Diese halbstündige Suite komponierte Offenbach 1874, als er seinen ersten Erfolg im großen Bühnenformat (uraufgeführt 1858 in seinem eigenen Theater) zur „opéra-féerie“ umarbeitete. Das damals beliebte neue Genre erforderte revueartige Effekte mit Tanz und allerhand Kostüm- und Dekorzauber. Die Darstellung von Neptuns Reich im Rahmen der kunterbunten Götterwelt des Orpheus wurde seit Offenbachs Lebzeiten nicht mehr gespielt. Ihre sensationelle Wiederentdeckung im Rahmen der Offenbach Edition Keck OEK war ein Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2019, flankiert von einer CD-Einspielung mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Howard Griffiths (cpo 555 301-2).
Nach der konzertanten Restitution wurde die Neptun-Musik nun erstmals zum Teil einer szenischen Umsetzung. Die neue Produktion der Opéra Nice Côte d’Azur unter der Musikalischen Leitung von Léo Warynski hatte am 2. Dezember 2022 Premiere. Die Zeitung Nice Matin urteilt: „Regisseur Benoît Bénichou aus Nizza legte eine höllische Show hin, die von einem einer umwerfenden Besetzung in einem atemberaubenden Bühnenbild.“
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Unter den weiteren aktuellen Offenbach-Aufführungen sticht ein Abend der Komischen Opern Berlin hervor. Am 18. Dezember, mit Wiederholung am Silvester-Vorabend, stehen dort als konzertantes Doppel die beiden Einakter Oyayaye und Fortunios Lied in der Ausgabe der OEK neu auf dem Spielplan. Als Erzähler/Fortunio führt der Schauspieler Burghart Klaußner durch das Programm. Während in der absurden Südsee-Groteske Oyayaye ein erfolgloser Kontrabassvirtuose nach einem Schiffbruch unter die Kannibalen gerät, dreht sich in der melodienseligen romantischen Komödie Fortunios Lied alles um die Irrungen der Liebe und der einander fremden Generationen. Die musikalische Leitung hat Adrien Perruchon; für die szenische Einrichtung sorgt Max Hopp, der am Haus sowie in Salzburg und Düsseldorf schon als Hans Styx in Orpheus in der Unterwelt brillierte.
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Als Offenbach-Regisseur präsentierte Max Hopp sich zuletzt am Opernhaus Zürich, wo er für die Schweizer Erstaufführung der durch unseren Offenbach-Herausgeber Jean-Christophe Keck restituierten opéra-bouffe Barkouf von 1860 verantwortlich zeichnete. Die Zürcher Aufführungsserie lief mit großem Erfolg vom 23. Oktober bis Ende November 2022. Zu den im Dezember noch zu erlebenden Neuproduktionen der Spielzeit 2022/23 gehört La Belle Hélène am Theater Erfurt, inszeniert von Ulrich Peters und musikalisch geleitet von Yannis Pouspourikas.
Das Brandenburger Theater zeigt am 30. und 31. Dezember die parodistische Chinoiserie Ba-Ta-Clan in einer neuen 'Brandenburger Fassung' des Regisseurs Dr. Alexander Busche, dirigiert von David Holzinger, in der neben Orchester und Solist*innen des Hauses auch Zirkusartistik aufs Prodium kommt.
Photo: © Dominique Jaussein - Opéra de Nice