Musik von Mark Simpson in Köln und Berlin

Deutsche Erstaufführungen zweier Orchesterwerke von Mark Simpson (*1988) stehen Ende April auf den Programmen des WDR Sinfonieorchesters Köln unter Cristian Macelaru sowie des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter Cornelius Meister.
Solistin von Simpsons 2021 uraufgeführtem Violinkonzert ist dessen Widmungsträgerin, die Geigerin Nicola Benedetti; die Deutschlandpremiere in der Kölner Philharmonie findet am 28. April im Rahmen des Festivals ACHT BRÜCKEN statt und wird live auf WDR 3 übertragen.
Simpson hat seiner Partitur als Motto das Zitat eines Landsmannes vorangestellt, des britischen Dichters Robert Browning (1812–1889): „Ein Mensch sollte weiter ausgreifen als er fassen kann, oder wozu ist der Himmel gut?“ Wie der Komponist selbst schildert, begann er sein Violinkonzert „kurz vor dem ersten COVID-Lockdown in Großbritannien im März 2020, und meine ersten musikalischen Ideen waren hoffnungsvoll, gesanglich, voller Leben. Als sich die Pandemie verschlimmerte, wurde mir schnell klar, dass es unmöglich war ‚normal weiterzumachen‘ und ich einem anders gearteten Widerhall nachgehen musste.“ Das in fünf Sätze inklusive einer Kadenz gegliederte, fast 40-minütige Werk ist denn auch von starken emotionalen Gegensätzen geprägt. Kantable, trauervolle Passagen wechseln mit solchen, in denen sich bis zum Bersten angestaute Energie entlädt. Mark Simpson schrieb sein Violinkonzert im gemeinsamen Auftrag des London Symphony Orchestra (mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung), des WDR Sinfonieorchesters, des Cincinnati Symphony Orchestra und des Royal Scottish National Orchestra; Aufführungen fanden zuvor in London, Cincinnati und Amsterdam statt. Im Kölner Konzert interpretiert das WDR Sinfonieorchester Köln unter Cristian Macelaru, zusammen mit dem WDR Rundfunkchor, außerdem Werke von György Ligeti und Claude Vivier.
Tags darauf am 29. April in der Berliner Philharmonie erklingt Simpsons Orchesterwerk Israfel, ein 12-minütiger ‚Concert opener‘, dem sich eine Aufführung von Anton Bruckners 5. Sinfonie anschließt. Beide Werke dieses Programms veranschaulichen „die bewusstseinserweiternde Kraft der Musik, die einen thematischen Schwerpunkt dieser DSO-Spielzeit bildet“, so der Veranstalter.
Israfel bezieht sich auf das gleichnamige Gedicht von Edgar Allan Poe über den Erzengel, der laut Koran von allen Geschöpfen Gottes die süßeste Stimme besitzt. Simpson wollte, nach eigenen Worten, „ein Stück schreiben, das singt, schwebt, sich verwandelt, uns bewegt, erhebt, kraftvoll, zerbrechlich ist, Hoffnung, Ungewissheit, Schönheit hat – etwas Jenseitiges, Transzendentes – etwas, das uns erschüttert. Poes Gedicht beschwört perfekt die unzähligen Emotionen herauf, durch die ich den Hörer hindurchführen wollte.“ Israfel entstand als Auftragswerk von BBC Radio 3 für das BBC Scottish Symphony Orchestra und wurde im April 2015 unter der musikalischen Leitung von Andrew Litton in Glasgow uraufgeführt.
Die Wiederholungsaufführung des DSO-Konzerts am 30. April wird live auf Deutschlandfunk Kultur übertragen. Der Komponist ist bei seinen beiden Deutschlandpremieren in Köln und Berlin anwesend.
> Mark Simpson bei Boosey & Hawkes
Foto: Mark Simpson (© Sim Canetty-Clarke)