Posthume UA: Marc Blitzsteins Bauhaus-Oper

Am 21. September präsentiert das Musikfest Berlin Marc Blitzsteins Parabola und Circula. Der führende Repräsentant der US-amerikanischen Neuen Musik, Freund von Aaron Copland und Mentor von Leonard Bernstein, schuf diese vom Bauhaus beeinflusste geometrische Tanzoper 1929. Erst jetzt erlebt sie die konzertante Uraufführung.
Seit einigen Jahren forscht ein dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung assoziiertes Team um den Musikwissenschaftler Kai Hinrich Müller, den Dirigenten Karl-Heinz Steffens und die Pianistin Michal Friedländer zum Thema Bauhaus und Musik. 2023 und 2024 bereits stellten sie Ergebnisse ihrer Forschung der Öffentlichkeit vor. Der sensationellste Fund bei ihren Recherchen nach den Wechselwirkungen zwischen den architektonischen und musikalischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts wird beim diesjährigen Berliner Musikfest zu erleben sein: die posthume Uraufführung von Marc Blitzsteins Bauhaus-Oper Parabola and Circula, der wohl einzigen ‚kubistischen‘ Oper der Musikgeschichte.
Blitzstein, 1905 geboren, gehörte neben Aaron Copland zu den führenden Gestalten der amerikanischen Neue-Musik-Szene seit den 1920er Jahren und gilt, neben Aaron Copland, als wichtigster Mentor Leonard Bernsteins. Er studierte zunächst am Curtis Institute in Philadelphia, dann bei Nadja Boulanger in Paris und schließlich bei Arnold Schönberg in Berlin, wo er sich der Novembergruppe anschloss. Parabola and Circula auf ein Libretto des amerikanischen Autors George Whitsett erzählt auf schwarz-humorvolle Weise ein Beziehungsdrama in der surrealen Welt abstrakter Formen:
Das Paar Parabel (Parabola) und Kreis (Circula), die Eltern von Rechteck (Rectangula) und Punkt (Intersecta), gerät in eine existenzielle Krise. Auslöser ist – nicht anders als in Wagners Lohengrin – der Zweifel: Parabel befragt seine Freunde Prisma, Linie und Geodäsie nach ihrer Meinung zu Circula. Deren Urteil: Die Liebe beraube Parabel seiner Selbstständigkeit und wirke lähmend auf den Geist der Moderne. Der Zweifel nagt an Parabel und gebiert ein schwarzes Projektil, das den Kreis tötet.
„Blitzstein stellt ein zerstörtes Paradies dar, mit starken autobiografischen und zeithistorischen Bezügen: Der Mensch zerstört, was ihm am nächsten ist.“ (Kai Hinrich Müller). Die am Dessauer Theater in Kooperation mit dem Bauhaus geplante Uraufführung der ca. einstündigen, zwischen August und November 1929 entstandene Tanz-Oper konnte aufgrund der Zeitumstände nicht realisiert werden, das Werk landete in der Schublade und wurde erst vor kurzem im Nachlass Blitzsteins wiederentdeckt. Die Uraufführung am 21. September 2025 im Rahmen des Berliner Musikfestes in der Berliner Philharmonie – eine Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung – wird von einem internationalen Cast und dem Norrköping Symphonie Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens bestritten. Blitzsteins Oper in diesem Konzert dramaturgisch schlüssig mit Leonard Bernsteins 2. Sinfonie „The Age of Anxiety“ kombiniert, Solist des Klavierparts ist Tzimon Barto.
Marc Blitzstein
Parabola and Circula
Oper in einem Akt (1929)
Libretto von George Whitsett
Konzertante UA: 21.09.2025 | Philharmonie | Berlin
Solist*innen: Aleksander Nohr, Mari Eriksmoen, Matthew Newlin, Hanna Husáhr, Linard Vrielink, Henning von Schulman, Hongni Wu
Norrköping Symphony Orchestra
Musikalische Leitung: Karl-Heinz Steffens
> Zum Veranstalter
Eine gemeinsame Veranstaltung des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung und der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin, gefördert durch Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die LOTTO Stiftung Berlin. Unterstützt von Fond of Music – Spende von Marianne und Lennart Lindqvist, Fonds für die künstlerische Entwicklung des Norrköping Symphony Orchestra.
> Further information on Work: Parabola and Circula
Abb.: Wikimedia Commons