Rubinsteins Der Dämon konzertant in Nürnberg

Bereits im April 2020 sollte Anton Rubinsteins selten gespielte Oper Der Dämon in einer Neuproduktion auf die Bühne des Staatstheaters Nürnberg kommen. Lockdown-bedingt musste die Premiere damals abgesagt werden. Nun verhilft das fränkische Haus dem Bühnenwerk an zwei Terminen zu konzertanten Aufführungen.
Nur wenige Werke Anton Rubinsteins (1829–1894) finden heute regelmäßig ihren Weg in die Opern- und Konzerthäuser. Als großer Bewunderer der Musik des russischen Komponisten, der vor allem als Lehrer Tschaikowskys bekannt ist, setzt sich der Nürnberger Generalmusikdirektor Lutz de Veer immer wieder für die Programmierung von dessen Werken ein. In Rubinsteins umfänglichem Schaffen finden sich neben zahlreichen Kammermusikkompositionen auch etliche Opern. Bereits 2020 sollte eine Neuproduktion der Fantastischen Oper Der Dämon am Staatstheater Nürnberg Premiere feiern, aber der damalige pandemiebedingte Lockdown machte diese seinerzeit unmöglich. Drei Jahre später wird diese Premiere nun endlich in konzertanter Version nachgeholt; BR Klassik überträgt am 24. Juni ab 19:05 Uhr live aus Nürnberg.
Inhaltlich bewegt sich Der Dämon zwischen Himmel, Hölle und Erde – genau wie der namensgebende Protagonist selbst, der als gefallener Engel unter den Menschen wandelt und ihnen das Böse bringt. Nicht fähig zu demütiger Liebe, verliebt er sich in die Fürstentochter Tamara, die jedoch den Prinzen von Sinodal heiraten soll. Nachdem der Dämon den Bräutigam hat töten lassen, flieht die Braut in ein Kloster, wo sie vom Dämon aufgesucht wird. Er verspricht ihr, dem Bösen den Rücken zu kehren, und stellt ihr ewiges Leben und grenzenlose Macht an seiner Seite in Aussicht. Tamara erliegt der Versuchung, stirbt jedoch an seinem Kuss und wird von Engeln in den Himmel geleitet.
Die Vorlage für das übersinnliche Libretto von Pawel Alexandrowitsch Wiskowatow lieferte das Gedicht Demon. Wostotschnaja powest (Der Dämon: Eine orientalische Erzählung) von Michail Jurjewitsch Lermontow. Rubinstein steuerte eine so farben- wie effektreiche Bühnenmusik bei, die die Abgründigkeit des schauerromantischen Sujets in allen Facetten ausleuchtet und über orchestrale Opulenz ebenso verfügt wie über kantable Solopartien und gewaltige Chornummern. GMD de Veer schwärmt im Gespräch mit BR Klassik: „Mir gefällt grundsätzlich die Musik, die unmittelbar das Herz trifft, wenn man so will.“ Zudem habe es der Plot um grundlegende philosophische Fragen des menschlichen Lebens verdient, wieder in der Öffentlichkeit gezeigt zu werden.
Anton Rubinstein:
Der Dämon (1871) ca. 150 Min. – konzertante Fassung
Fantastische Oper in drei Akten
Libretto von Pawel Alexandrowitsch Wiskowatow nach Michail Jurjewitsch Lermontow
Premiere: 24. Juni 2023 Staatstheater Nürnberg
Folgeaufführung: 8. Juli
In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Lutz de Veer
Chor und Extrachor des Staatstheaters Nürnberg
Staatsphilharmonie Nürnberg
sowie Jochen Kupfer (Dämon), Johanna Zawartko (Tamara), Ray Chenez (Engel) u. a.
> Zu den Veranstaltungen auf der Homepage des Staatstheaters Nürnberg
> Further information on Performance: The Demon
> Further information on Work: The Demon
Foto: Anton Rubinstein, Gemälde von Ilja Repin (© Wikimedia Commons, gemeinfrei)