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Die Niederländische Nationaloper präsentiert am 5. März Manfred Trojahns neues Bühnenwerk Eurydice – Die Liebenden, blind. Die Oper verbindet die mythische Geschichte von Liebe und Verlust aus der Sicht von Eurydike mit Gedichten von Rainer Maria Rilke.

Zehn Jahre nach dem Erfolg seiner Oper Orest kehrt Manfred Trojahn mit der Uraufführung seines neuen Bühnenwerks Eurydice – Die Liebenden, blind nach Amsterdam zurück. Die Inszenierung von Pierre Audi an der Niederländischen Nationaloper erlebt am 5. März unter der musikalischen Leitung von Erik Nielsen ihre Premiere. Die Besetzung wird von Julia Kleiter und Andrè Schuen angeführt. Im Interview gibt der Komponist Auskunft über die Wurzeln seines Schaffens für das Musiktheater sowie über seine Faszination für den Mythos von Orpheus und Eurydike.

Wie sind Sie als Kind zur Welt der Musik, des Gesangs und der Oper gekommen?
Als ich zehn Jahre alt war, geschah etwas Erstaunliches, das auch völlig ohne Vorbereitung passierte. In Gartenhaus meiner Großmutter gab es ein Radio, und es wurde Don Giovanni übertragen. Ich kann nicht mehr sagen, ob ich die Oper vollständig verfolgte oder dabei selig einschlummerte; aber am nächsten Tag habe ich wohl meiner Großmutter deutlich gemacht, dass ich nun genau so etwas machen wollte im Leben wie dieser Mozart. Ich wollte Musik schreiben und Opern komponieren. Seitdem habe ich dieses Vorhaben verfolgt und am Ende ja auch umgesetzt, alles war nicht ganz ohne Gefährdungen, weil ich wirklich nur noch dieses Ziel verfolgt habe und dadurch eine katastrophale Schulzeit zu verantworten hatte – dass alles am Ende dann doch weitgehend zufriedenstellend verlaufen ist, konnte mir keiner voraussagen ...

Was fasziniert Sie am Geschichtenerzählen und am Komponieren für Stimme?
Ich bin ein sehr literarisch geprägter Mensch, und von daher, denke ich, rührt es, dass Erzählen ein wichtiger Aspekt in meinem Dasein ist. Die Erzählung prägt daher auch meine Opernarbeiten, und diese Form, wie immer sie im Besonderen dann ausgestaltet wird, steht für mich in keinem Moment in Frage. Ich liebe Sänger, ich liebe Situationen, ich liebe dramatische Verwicklungen – das alles bekomme ich in der Oper, und damit umzugehen, macht mich glücklich. Ich liebe auch Bilder und Deutungen, also das, was in der Oper zum rein Musikalischen noch hinzu kommt.

Während Ihre Oper Orest deutsche Vorbilder erweitert, lehnt sich Eurydice – Die Liebenden, blind mehr an französische Einflüsse an – was sind die Gründe?
Es ist natürlich einfach, eine Verbindung zwischen Strauss’ Elektra und Orest herzustellen, die Handlung schließt deutlich an. Das Französische von Eurydice ist, denke ich, weniger einfach festzumachen. Ich lebe seit ungefähr 45 Jahren nicht nur in Deutschland, sondern auch in Paris, und bin natürlich von der französischen Kultur in hohem Maße beeinflußt. Dennoch ist das Libretto von Eurydice in deutscher Sprache geschrieben, und ich habe sehr bewusst von der Versuchung abgesehen, den Text für die Vertonung ins Französische zu bringen.
Das Stück arbeitet im Musikalischen wie im Textlichen aber durchaus mit Aspekten, die ich in Frankreich gelernt habe. Dazu gehört zum Beispiel die Behandlung hochdramatischer Erregung, mit der in Eurydice sehr sparsam umgegangen wird. Es gibt zudem in der Schilderung der Charaktere Merkmale von Menschen, die ich in Frankreich getroffen habe, und die mir zu Typen geworden sind. Durch Cocteau, Sartre und Anouilh, aber auch durch die Sichtweise auf eine modernisierte Antike, wie wir sie bei verschiedenen Malern, hier wiederum Cocteau, aber auch Picasso, finden können, ist der Mythos von Orphée und Eurydice für mich sehr stark in der französischen Kultur verwurzelt und daher habe ich meine Erzählung des Mythos, die durchaus auch noch andere Verwurzelungen kennt, ebenfalls dort ansiedeln wollen.

Was fasziniert Sie in Ihrer Version des Mythos besonders an der Figur der Eurydike?
Mich hat an dem alten Mythos ein Aspekt interessiert hat, der mir erlaubt hat, ein Problemfeld in den Mittelpunkt zu stellen, das nicht immer im Zentrum der Betrachtung dieser Geschichte steht. Ausgehend von einem Dialog zwischen Orphée und einer Bacche, den Cesare Pavese in seinem Buch Gespräche mit Leuko erzählt und in dem die Figur der Eurydice nahezu an den Rand geschoben wird, weil sie tot ist, was in dem Satz „Man liebt keine Toten“ kulminiert, habe ich mich Eurydice zugewandt, und versucht, ihre Geschichte zu erzählen. Sie ist eine Frau, die gelebt und geliebt hat, nicht immer glücklich, aber immer intensiv und voller Hoffnung darauf, in ihren Vorhaben und Lebenswünschen Anerkennung zu finden, und sie kommt zu einem Ort, der sich sehr bald als ortlos erweist, weil er in Bewegung ist.

Könnten Sie erläutern, wie Rilkes Poesie in Ihr Libretto eingewoben ist?
Vier der Sonette an Orpheus finden in meinem Libretto Verwendung. Einmal als Gesang des Orphée am Beginn, ein völlig solistischer Beginn, in den Eurydice dann einstimmt und mit ihr das Orchester einsetzt. Da die Sprache des Librettos eine lyrische Sprache ist, in der dramatische Akzentuierungen sehr zurückhaltend gesetzt sind, unterscheidet sich der Tonfall der Sonette nur durch die Sprachqualität Rilkes vom Libretto Text. Ich würde nicht behaupten wollen, dass das Libretto auf den Sonetten „basiert“, da die Aussagen der Gedichte nur in wenigen Aspekten vom Libretto aufgegriffen werden. Vielmehr ist es eine auratische Annäherung, die zwischen Gedicht und Operntext eine Rolle spielen mag.

Auszüge aus einem Interview zwischen Manfred Trojahn und Naomi Teekens für die Niederländische Nationaloper; mit freundlicher Genehmigung.

> Zur Website der Niederländischen Nationaloper
 

>  Further information on Performance: Eurydice - Die Liebenden, blind

>  Further information on Work: Eurydice - Die Liebenden, blind

Foto: Manfred Trojahn (© Dietlind Konold)

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