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Publisher

Boosey & Hawkes / Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
07/11/1995
Musikverein, Wien
Heinz Holliger, oboe / Christian Altenburger, violin / Kim Kashkashian, viola / Patrick Demenga, cel
Programme Note

Die ungewöhnliche und daher seltene Kombination von Oboe und Streichtrio, also von Klangcharakteren, die farblich nur schwer zu vereinen sind, bildete eine Herausforderung für Isang Yun, dem es stets um Ausgleich und Ausbalancierung auseinanderstrebender Kräfte zu tun war. Ziel der Komposition ist die Verschmelzung der Gegensätze zur Harmonie taoistischer Einheit. Yun realisiert dieses Ideal auf immer neuen Stufen durch einen rivalisierenden und dialektischen Prozess: Einerseits ist ein jedes Instrument individuell behandelt, andererseits dominiert die Oboe gegenüber der homogeneren Gruppe der Streicher. Zu stets wechselnden Allianzen führt die Interaktion zwischen den Instrumenten, die mit einer ähnlichen, aber zunächst und überwiegend kaum je identischen Klanggestik vielfach paarweise kombiniert sind. Das gut viertelstündige, äußerlich einsätzige Werk ist mit der Dramaturgie schnell – langsam – schnell in sich dreiteilig organisiert. Yun letztes Kammermusikwerk entstand vom 10. bis zum 16. Oktober 1994 in Hohegeiß im Harz und ist Heinz Holliger gewidmet.

Die Komposition beginnt in der Oboe mit dem "Hauptton" cis1 bzw. der Konfiguration Kleinterz plus Halbton (cis1-e1-f 1- cis1). Diese Keimzelle ist die Grundlage für die Verfahren der entwickelnden Variation und kontrastierenden Ableitung. Gegensätzlich zur Oboe antworten Violine und Bratsche mit knappen, abwärts geführten Sekundglissandi (h-a bzw. c-h). Von dem "Hauptton" cis1 der Oboe ausgehend, entwickelt Yun einen stromlinienförmigen, in die Höhe und in die Tiefe auseinanderstrebenden Verlauf. Charakteristisch für den beginnenden Verschmelzungsprozess ist zum Beispiel, dass die Oboe bald durch Violine und Viola "umarmt" wird. Ein viertaktiges Duo von Oboe und Violine zeigt die Perspektive der hohen Lage, die Yun – wie auch den Hauptton A – symbolisch mit der Idee des Reinen oder Himmlischen verbindet. Um Stabilisierung der erreichten Höhe geht es dann in einem in sich unruhig bewegten Klangfeld, in welchem die Oboe das a2 umkreist. Der weitere Verlauf des ersten Teils bringt Steigerung und Dramatisierung, aber auch die paarweise Vereinigung von je zwei Instrumenten.

In kontrastierendem Umschlag, in tiefer Lage und mit sordinierten Instrumenten setzt – ausgehend vom Tritonus A-d – der langsame Mittelteil ein. Auf einer neuen Stufe beginnt hier abermals ein Verschmelzungsprozess, bei dem Yun Glissando- und Doppelflageolett-Effekte auskomponiert, aber auch den Herzschlag nachbildende Tonwiederholungen.

Mit der abwärts geführten "Rufterz" h1-gis1 (sowie der Sekund fis1 und einer rückläufigen Fortsetzung der Keimzelle) eröffnet die Oboe den lebhaften dritten Teil. Auch hier ist der stromlinienförmige Verlauf auffällig, in den auch Elemente des langsamen Satzes – zum Beispiel Glissando-Verzahnungen – integriert sind. Auch hier gibt es Steigerungen, zum Beispiel in einem dichten Gewebe mit immer kleineren Notenwerten. Die "vollkommene Verschmelzung" (Yun), die Harmonie von Yin und Yang zeigt sich am Ende im Wechsel vom beharrlichen und ruhigen Umkreisen je eines Tons einerseits und dem lebhaft dialogisierenden Auf und Ab andererseits. Mit diesem Schluss knüpfte der späte Yun an sein wesentlich früheres Quartett Images (1968) an.
Walter-Wolfgang Sparrer

Recommended Recording
cd_cover

Heinz Holliger / Thomas Zehetmair / Ruth Killius / Thomas Demenga
ECM New Series 1848

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