Beethoven's Egmont Overture
(Beethovens Egmont-Ouvertüre) (2001)perc:tgl/cym/tamb/SD/fieldD/BD
Abbreviations (PDF)
Sikorski
„Im März 2001 erzählte mir Daniel Hope von einem Projekt mit dem Titel: ‘War peaces’. Er fragte mich, ob ich es für möglich hielte, die Egmont-Ouvertüre für Strawinskys Besetzung seiner ‚Geschichte vom Soldaten‘ zu bearbeiten. Welch eine kuriose Idee, dachte ich, meinte aber zugleich, es wird wohl nicht möglich sein.
Nachdem ich mich aber genauer mit der Egmont-Ouvertüre beschäftigt hatte, sagte ich Daniel zu. Es schien mir doch möglich. Nur hielt ich folgende Punkte für wichtig:
- sollte nur im äußersten Notfall vom Original abgewichen werden,
- sollte exakt das gleiche Schlagzeuginstrumentarium wie bei Strawinsky verwendet werden und
- sollte instrumentiert und auch umgelagert werden (schließlich wird ja ein großer Orchesterklang verwandelt), jedoch aus dem Fluidum der ‚Geschichte vom Soldaten‘ heraus. Es ging sozusagen um mein Gefühl, wie Strawinsky Beethovens Egmont-Ouvertüre wohl verstanden haben würde.
Sicher hat Strawinsky das Pathos von Beethovens Fidelio- und Egmont-Leidenschaft nicht sonderlich geschätzt. Erst recht zu Zeiten des Ersten Weltkrieges, in dem er aus der Not heraus seine ‚Geschichte‘ erfand. Als alter Mann fand er nach eigenen Aussagen Zugang zu Beethoven, allerdings eher zu Beethovens Spätwerk und seiner Kammermusik als zu Beethovens musikalischen Bekenntnis-Charakterwerken.
Sicher ist auch, dass Strawinsky wohl niemals die Egmont-Ouvertüre für seine Soldatenbesetzung bearbeitet hätte. Bach hat er bearbeitet, und das Sakrale als Gegenwelt faszinierte ihn, aber nicht der Drang Beethovens.
Insofern ist diese Transkription auch wie eine Fiktion über mein Verhältnis zu und mein Verständnis von Beethoven und Strawinsky. Den beiden gegenüber fühle ich mich verständlicherweise wie zwischen zwei Stühlen sitzend, um mit Dylan Thomas zu sprechen (der Strawinsky fast ein Opernlibretto geschrieben hätte).
Ich wünsche den Interpreten viel Spaß bei dieser Groteske bzw. bei diesem ‚Jahrmarktcharakterstück‘, und ich danke Daniel Hope für die seltsame Anregung.“
(Jan Müller-Wieland)