Bote & Bock
Fünf Minaturen plus Coda wurde als Auftragswerk für den Internationalen Musikwettbewerb der ARD geschrieben und dort als Pflichtstück von den Teilnehmer*innen im Fach Klarinette gespielt.
Die Miniaturen changieren zwischen Rauheit und Zartheit, dabei ist beides einerseits Farbe, führt aber andererseits in unserer Wahrnehmung auch zu einem jeweils ganz anderen Ausdruck. Techniken wie Flatter-Zunge, zusätzlicher Einsatz der Stimme etc. führen im tieferen und mittleren Register zu einer 'mehrschichtigen Rauheit' bestimmter Passagen, Techniken wie unterschiedliche Kombinationen bestimmter Arten von Bisbigliando, gleichzeitigen Trillern, zum Teil mit Frullato etc. zu einer Art Polyphonie /Mehrstimmigkeit in 'der Zartheit'. Die Spieltechniken sind somit kein Selbstzweck, sondern ein Mittel der Orchestrierung, das heißt sie fügen den 'Linien und 'Melodiebögen' des Stückes eine weitere Schicht hinzu.
Je genauer dieses Spieltechniken ausgeführt werden, desto vielschichtiger wird das Stück, desto mehr Klangschichten in der Vertikalen sind zu hören. Dadurch wird das Prinzip der Einstimmigkeit verlassen. Es ist darum sehr konkrete bzw. körperliche Musik, die ganz und gar an den ausführenden (innerlich singenden) Körper des Musikers rückgebunden ist – und nur so erlebbar wird. Es ist somit letztlich performative Musik.
Iris ter Schiphorst