Buch Ezechiel (lat.), Luther-Bibel, Thomas Müntzer, Pierre Teilhard de Chardin (frz.)
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Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Das Werk wurde komponiert im Auftrag der Stadt Nürberg zum Dürerjahr 1971.
Von Dürers Bild Die vier Apostel ging die Anregung aus, ein Werk über die "Vier" zu konzipieren, und zwar im Hinblick auf die alte Überlieferung, die in den vier Aposteln die vier Temperamente sieht. Die Texte sind gewählt aus dem Alten Testament, dem Neuen Testament, Texte von Luther und Müntzer sowie die Hymne à la Matière von Teilhard de Chardin.
Dem ersten Aspekt liegen Worte des Propheten Ezechiel zu Grunde, zu dem die übrigen Texte bereits collagenhaft hinzutreten. Jedem Sänger ist ein Instrument zugeordnet, was sich inhaltlich aus dem Text ableitet. Ein statischer Zwölfklang wird allmählich aus sprachlichen und instrumentalen Geräuschen geboren.
Am unteren Ende des Apostelbildes von Dürer stehen Zitate des Petrus, Johannes, Paulus und Markus. Sie bilden den Text des zweiten Aspektes. Wurde im ersten Aspekt ein statischer Klang in 23 "Anrufungen" litaneiartig exponiert, so werden im zweiten Zwölfklänge mixturartig bewegt. Dieser Teil hat die Form eines Mobiles, ist zyklisch angelegt und dadurch theoretisch endlos. Die Sänger verlassen ihren instrumentalen Partner und wechseln nach Plan von einer Instrumentengruppe zur anderen.
Charakteristisch für den dritten Aspekt ist die Dramatik, die sich aus der Gegenüberstellung des Luther- und Müntzertextes ergibt. Die Sänger stehen sich jetzt in zwei Lagern gegenüber. Jeder von ihnen bedient ein Schlaginstrument. Man könnte in diesem Teil die formale "Krisis" des Werkes sehen, die dann im evolutiven Fluss des vierten Aspektes mündet.
Der Klang des Anfangs zieht sich hier zu immer dichteren, dem Cluster sich nähernden Gebilden zusammen.
Dieser Aspekt ist Reminiszenz und Entwicklung zugleich: Reminiszenz an die Litaneiform des ersten, an die Bewegungsformen des zweiten und an Deklamatorisches des dritten Aspektes, Entwicklung vom statischen Klang zur freien Klangentfaltung im Sinne der Improvisation.
Das harmonische Material der ersten drei Sätze erscheint hier aufgefaltet in die Linie.
Das Werk ist dem Gedächtnis von Bernd Alois Zimmermann gewidmet.